[REZENSION]: Dan Simmons: Der Berg
Inhalt: Wir schreiben das Jahr 1924. Auf der Nordostseite des Mount Everest machen sich die beiden englischen Bergsteiger George Mallory und Andrew Irvine auf den Weg zum Gipfel – und verschwinden für immer. Bis heute weiß man nicht, was ihnen geschehen ist. Waren es die Wetterbedingungen? Oder war etwas dort oben bei ihnen auf
dem Berg, etwas Tödliches? Mythen und Legenden umranken George Mallorys und Andrew Irvines Versuch, 1924 erstmals den Mount Everest zu bezwingen. Waren die beiden vielleicht doch auf dem Gipfel? Und wenn ja, was ist ihnen beim Abstieg geschehen? Diese Fragen lassen den Bergsteiger Richard Deacon nicht los, und so organisiert er ein Jahr später eine weitere Expedition, um das Schicksal der beiden Verschwundenen aufzuklären – und um den höchsten Berg der Welt zu besteigen. Doch in den dunklen Schluchten und Höhlen des Mount Everest verbergen sich Dinge, die lieber unentdeckt bleiben sollten. Je höher Deacon und seine Kameraden steigen, desto lauter wird das dumpfe Heulen, das aus dem Schnee kommt …
Dan Simmons: Der Berg
(The Abominable; 2013) Heyne 05/2014; ISBN: 978-3-453-26896-8; Seiten: 768; Übersetzung: Friedrich Mader; Ausstattung: Hardcover, Schutzumschlag
Räumen wir zuerst aus dem Weg, was mich an dem Buch stört: Ich bin nicht sicher, ob ich das Ende mag. Es ist … seltsam und unbefriedigend, liefert eine haarsträubende Erklärung für die Geschehnisse. Simmons greift zu einem Kniff, den Quentin Tarantino in Inglorious Basterds angewendet hat – nur dort funktionierte der Witz meiner Meinung nach besser. Aber vielleicht bin ich auch nur ein Trottel, denn …
… der Roman ist großartig. Ein packender, mitreißender, unglaublich spannender Thrill über Bergsteigen. ich habe gar nicht aufhören können mit dem Buch, das ein Thema hat, mit dem ich absolut nichts anzufangen weiß. Bergsteigen geht mir am Allerwertesten vorbei.
Trotzdem, ich konnte den Schmöker nicht beiseite legen. Das offenbart für mich als Vielleser die absolute Meisterschaft von Dan Simmons – der Mann versteht es, aus jeder Thematik das Beste herauszuholen und daraus mitreißenden Stoff zu weben.
Mit tadellosem Geschick verwebt er Fakt und Fiktion, lässt den Leser den Schnee schmecken, Gerüche schnuppern, mit den Zähnen klappern – man hat ständig das Gefühl, den “Helden” über die Schulter zu schauen, was zu faszinierendem Kopfkino führt, wenn die Geschichte weit, weit oben im Himalaya spielt und Aussichten liefert. Selten eindrucksvolle, lebendige Beschreibungen von … Bergen mit Schnee. Und Wind. Und Schmerzen. Und Kälte. Und … allem, was Bergsteigern passieren kann.
Ganz im Ernst, Der Berg ist ein Meisterstück der Spannungsliteratur.
Ich schätze Simmons seit vielen, vielen Jahren. Ein Autor, der mit lockerer Selbstverständlichkeit Genres wechselt, der es geschickt versteht zu polarisieren – Flashback war so ein Roman, für den er ziemlich angefeindet wurde, obwohl man das Buch als hinterhältige Satire lesen kann oder einfach nur das eine oder andere Interview des Autors zu dem Roman lesen braucht, um zu verstehen, was er da getan hat. Egal, ich bin abgeschweift.
Simmons hat mich noch nie enttäuscht und Der Berg ist für mich einer seiner besten Romane. Eiskalt empfehlenswert. Mag ich meine Probleme mit dem Ende haben, so sind das meine höchsteigenen Eindrücke, die jemand anderen zu Begeisterungsstürmen hinreißen können. Simmons ist ein kluger Mann und er wird sich wohl was dabei gedacht haben. Vielleicht braucht es historisches Wissen, vielleicht braucht es Sinn für Unsinn, schwer zu sagen.
Ah, ist das Buch jetzt ein phantastischer bzw. Horror-Roman? Schwer zu sagen. In einigen wenigen Sätzen lässt uns der Autor die Andeutung von fantastischen Elementen erschnuppern. Der Horror des Buches entspringt den geschichtlichen Umständen der Zeit, in welcher der Roman angesiedelt ist. Genauer weiß ich es nicht zu sagen.
Welches Genre auch immer, Der Berg ist großartig.
Kurz gesagt:
- eindringlich geschildert
- authentisch, mitreißend
- seltsames Finale
Fazit: Trotz meiner Abneigung gegen das Ende absolut eine Empfehlung.
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Mein kleines Dan Simmons Special …
Die historischen Romane zeichnen sich durch makellose Verschmelzung von Fiktion und Tatsachen aus, die gemeinsam fesselnde Romane ergeben. Gelegentlich nimmt Simmons Bezug auf eines seiner anderen Bücher, aber das ist für das Verständnis ohne Belang und tut dem Vergnügen keinen Abbruch.
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Seine Thriller, allen voran der Trilogie um Joe Kurtz, sind beinhart und blutig, brutal und derbe, aber zugleich spannende, geschickt konstruierte Geschichten, randvoll mit rabenschwarzem Humor. Die Joe Kurtz Romane sind ein Knaller!
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Die Hyperion-Romane gehören zum Besten, das die Science Fiction hervorgebracht hat. Eine prall gefüllte Geschichte, das grandiose Wesen Shrike, die Größe der Geschichte – einfach meisterhaft. Die 2 Duologien sind in zwei Sammelbänden erhältlich.
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