[REZENSION]: Clive Barker: Das scharlachrote Evangelium
Inhalt: Eine Welt voller Blut und Schrecken – das Evangelium nach Clive Barker ist scharlachrot. Zwei Kultfiguren des Horrorgenres liefern sich den ultimativen Kampf. Harry D’Amour, der Detektiv des Übersinnlichen, stellt sich Pinhead, dem Priester der Hölle.
Die letzten sechs Magier der Erde sind vor Angst erstarrt: Ein Priester aus dem Orden der Zenobiten tötet einen nach dem anderen von ihnen. Pinhead ist sein Name, und aus ihren Leichen stiehlt Pinhead alles Wissen, um seine eigenen dämonischen Kräfte zu stärken …
Harry D’Amour ahnt davon nichts, als er das Haus eines Verstorbenen betritt, um dessen ruheloser Seele Frieden zu geben. Doch dann öffnet sich durch die Magie eines dämonischen Würfels ein Riss zwischen dem Totenreich und der realen Welt und Harry erblickt Pinhead – und der kämpft gegen den Satan persönlich!
Clive Barker: Das scharlachrote Evangelium
(OT: The Scarlet Gospel; 2015) Festa Paperback H&T 1588; 06/2015; ISBN:978-3-86552-379-2; Seiten: 464; Übersetzung:Claudia Rapp; Ausstattung: Lederoptik; Buch bei Festa:hier
Wenn sich aus diesem Buch, Clive Barkers Rückkehr zu alter, großer Form, eine Sache mit absoluter Gewissheit herauslesen lässt, dann folgendes: Barker liebt Harry D’Amour. Barker liebt Pinhead. Er ist der Vater der versucht, zwischen seinen missratenen Söhnen Frieden zu stiften – und irgendwie halt doch scheitern muss.
Genug Poesie. Das hier ist ein klassischer Barker! Heißt, wir waten durch Eingeweide, Seen aus Blut, sexuelle Perversionen und Obszönitäten, kämpfen uns durch bizarre Szenen, die nur seinem Hirn entspringen können und erfreuen uns daran, dass der gute Mann so richtig aus dem überschwappenden Kübel Gekröse schöpft und uns unmissverständlich eine Sache klarzumachen: Er ist immer noch der Herrscher.
Ich nehme fast an, dass sehr viel Leser nach all den Jahren mehr die Filme in Erinnerung haben als die literarischen Werke – sei es Hellraiser in Sachen Pinhead (bis Nr. 3 geht es, was danach kommt ist erbärmliche Kotze der Weinsteins) oder Lord of Illusions in Sachen Harry D’Amour. Das, was die Filme uns ins Hirn gebrannt haben, muss man erst abschütteln – wir haben es hier mit dem Duell der literarischen Figuren zu tun.
Und es ist ein großer, bombastischer Zweikampf, durchsetzt mit menschlichen Schwächen und Dummheiten, dem Fall der Arroganz über die eigene Hochmut. Es ist eine Geschichte, die thematisch weit über die zwei Kontrahenten hinausgeht und doch bei allem Größenwahn angenehm klein und überschaubar bleibt. So wie es auch die Geschichten in den Büchern des Blutes waren.
Die Geschichte ist buchstäblich ein Höllentrip – Harry D’Amour fährt in die Hölle hinab und Barker ist der Fürst der Finsternis. Mehr zur Geschichte zu erzählen wäre Frevel. Das Buch zu lesen war ein richtig schönes Erlebnis, auch wenn das Ende anders ausfällt, als man meinen möchte. Das ist anfangs irritierend, aber tja, seine Leser grübelnd und verwirrt zurücklassen, darin war Barker immer schon gut.
Um es kurz zu machen: Teufel nochmal, das ist ein verdammt lesenswertes Buch von einem Meister, der seit Jahrzehnten die nachfolgenden Generationen von Horrorautoren beeinflusst hat.
Kurz gesagt:
- meisterhaft
- höllisch
- erbaulich
Fazit: Barker in alter Form – welch eine Freude!
Clive Barker: Das scharlachrote Evangelium [meine Rezension]
Clive Barker: Fahr zur Hölle, Mister B. [meine Rezension]
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