[REZENSION]: Andreas Gruber: Northern Gothic
Inhalt: Fiebern Sie mit, im Wahnsinn einer Irrenanstalt der 50er Jahre oder einer Horror-Klinik in Dresden – begleiten Sie Sheriff Wyatt Earp im Kampf gegen Zombies und blicken Sie in einem verfallenen Bahnwärterhaus in einen unheimlichen Spiegel.
Erfahren Sie, wie man eine tödliche Liebesnacht mit älteren Damen einfädelt und mit einem Mikrowellenherd mordet.
Was passiert, wenn der Komponist Richard Wagner in Paris auf Edgar Allan Poe trifft? Begleiten Sie Sherlock Holmes und Dr. Watson bei der Lösung ihres kniffligsten Falls – oder werden die beiden diesmal scheitern?
Andreas Gruber: Northern Gothic
Lucifer Verlag 07/2015; Seiten: 344; ISBN: 978-3-95835-077-9; Ausstattung: Paperback
Verdammt nochmal! Da sind einige hervorragende Erzählungen drinnen. Und eines der geilsten Vorwörter, die ich jemals gelesen habe, köstlich! Die Sherlock Holmes Story ist ein herausragendes Beispiel für den ausgezeichneten Sinn von gut durchdachtem Unsinn, der Gruber im Verstand herumspukt. Mal abgesehen von dem komplexen Verwirrspiel der Geschichte ist es auch ein winziger Bildungsroman.
Die Sherlock-Geschichte ist einer der zahlreichen Höhepunkte in dieser begeisterungswürdigen Collection. Und wenn die Inhaltsanabe des Verlags schon auf die älteren Damen eingeht – ho ho ho. Ein paar Texte sind kar erkennbare Werke aus der Frühzeit des Autors. Da zeichnen sich vereinzelte Pointen einen Hauch zu früh ab und es gibt stilistische Unsicherheiten, während andere Geschichten von jahrelanger Übung und Reifung erzählen.
Der Großteil der Geschichten ist tadellos und perfekt pointiert, witzig und ein Vernügen. Davon sind einige Geschichten sind so richtig makaber und machen umso mehr Spaß. Ich möchte da gar nicht auf einzelne Titel eingehen, weil ich jedem Leser wünsche, überrascht zu werden von den Schweinegedanken des Schweinepriesters, der diese Schweinereien erdacht hat. Oh, und dann wäre da die Fantasy-Story, die 1) cool ist und 2) den originalen Titel hätte behalten sollen, der ist ein Volltreffer.
Das reizende Extra des Bandes sind die Vorwörter zu den einzelnen Erzählungen, in denen Gruber auch das bestätigt, was man beim Lesen immer wieder mal erkennt: Er ist Filmfan. Er ist durchgeknallt. Und ich möchte bei ein paar Geschichten so WIRKLICH gern die Originalversion lesen.
Die Erzählungen kommen in 6 Bänden? Wow, das ist viel, aber he, ich bin dabei! Auf alle Fälle! Lest mal Ghost Writer oder Der fünfte Erzengel – der Mann ist für die böse, makabre, pointierte, gewitzte Kurzgeschichte wie geschaffen!
Klar, Todesurteil und Herzgrab waren richtig großartige Thriller voller Anspielunge, Zitate und Verweise, Racheherbst fehlt mir noch, aber es ist ein ziemliches Vergnügen, zwischendurch auch mal wieder bissige, blutige, … perverse … Erzählungen von jemandem zu lesen, der sich im Lauf der Zeit zu einem Meister entwickelt hat.
Fazit: Andreas Gruber mag zwar nicht so aussehen, aber er ist geil. Zumindest sein Verstand, wenn es darum geht, böse Dinge zu entwickeln und in Worte zu fassen. Verdammt, wenn ich die Rezension hier lese, bin ich wohl ein Fan, oder? Seufz. Ach, was soll’s, dann bin ich das eben.
Lest das Zeug vom Gruber. Es rockt!
Yeah.
Andreas Gruber: Racheherbst [meine Rezension]
Andreas Gruber: Todesurteil [meine Rezension]
Andreas Gruber: Herzgrab [meine Rezension]
Andreas Gruber: Northern Gothic [meine Rezension]
Andreas Gruber: Der fünfte Erzengel [meine Rezension]
Andreas Gruber: Ghost Writer [meine Rezension]
.