[REZENSION]: Zoe Angel und Charly Blood: Morbus 1-4 (UPDATE 01)
Inhalt: Literarischer Austropop der ganz besonderen Art! Das Autorenteam Zöe Angel & Charly Blood lässt mit seinen MORBUS-Romanen den klassischen Gruselkrimi wiederauferstehen – mit viel Blut und Gewalt, dem unschlagbaren Wiener Schmäh und einer ordentlichen Prise Sex. Woher kommen die alten Sagen und Legenden um schreckliche Fabelwesen, den Gottseibeiuns und böse Menschen, die für ihre Taten grausam bestraft werden? Sind sie etwa alle nur frei erfunden? Ganz und gar nicht: Die Tiere im Schönbrunner Zoo sind mörderische Gestaltwandler, im Brunnen hockt wirklich der Basilisk – und Tod und Teufel sind sowieso alte Wiener.
Die Geheimorganisation BASILISK wird im Wien der 80er Jahre täglich mit dem Unheimlichen konfrontiert, seien es nun sprechende Mörderpuppen, lebende Skelette oder der blutgierige “Pelzmantel-Mörder”. Privatdetektiv Bernd Waidmann und das Gruftie-Girl Petra ermitteln mit…
Klingt doch saugut oder? Ist es auch.
UPDATE 27.06.2018: Hiermit sei auf Bd. 6 und eine Werkübersicht verwiesen!
Band 1: Blutschwur der Donauleichen; als Romanheft mit 58 Seiten und als eBook
Band 2: Im Prater tanzt der Sensenmann; als Romanheft mit 58 Seiten und als eBook
Band 3: Bei Vollmond bist du tot; als Taschenbuch gemeinsam mit Bd. 4, 218 Seiten, auch als eBook
Band 4: Im Bann der Mörderpuppe; als Taschenbuch gemeinsam mit Bd. 3, 218 Seiten, auch als eBook
Band 5: Blutrosen; als Romanheft mit 68 Seiten
Band 6: Im Zeichen des Terrors; als Romanheft mit 68 Seiten
Morbus gibt es auf Facebook und bei Evolver Books (Anm: existiert nicht mehr). Auf den Inhalt der einzelnen Geschichten einzugehen ist in meinen Augen grad ein wenig sinnlos – es sind entzückende, durchgeknallte Geister-Grusel-Grauslichkeiten Erzählungen.
Was die Serie so absolut bemerkenswert macht: Der lakonische Ton und die Ironie. Das gekonnte Eintauchen in die Märchen-Sagen-Mythologien, von denen diese Stadt geplagt wird. Das Setting im Jahr 1984! Das hat ein wenig von einer Ohrfeige an sich, wenn man sich selbst noch erinnern kann, als “Junge Römer” von Falco brandeu war …
Vor der extrem authentischen und detaillierten Schilderung dieser Zeit ziehe ich tief beeindruckt und etwas deprimiert meinen Hut – das ist doch noch gar nicht so lang … doch. Sei es wie es sei. Jeder Band der Serie ist in sich abgeschlossen, obwohl die Geschichte einen durchgehenden Bogen hat und auf dem jeweils vorigen Band aufbaut. Der Riesenspaß, den man hat, entsteht einerseits durch die total schrägen Hauptfiguren, wie Petra oder den Detektiv, durch das Wissen bzw. die Vertrautheit mit Wien, den Wienern, dem Wiener Charakter und durch das Flair der Authentizität.
Dazu kommen noch die Erinnerungen, die MORBUS bei der Lektüre weckt – an Dinge, die man längst vergessen – Waluliso! – und verdrängt hat und die Sammlung skurriler Nebenfiguren, über die etwas zu verraten eigentlich eine Gemeinheit wäre, weil sie einfach nur entzückend sind. Mir persönlich tut zwar ein wenig der Taschenbuch-Sammelband weh – die Heftromanform ist einfach nur perfekt für die Serie, aber da die Bände 3 und 4 deutlich mehr Umfang haben, ist es nicht anders machbar, schätze ich. Sollte man nicht raunzen und sudern, immerhin gibt es so mehr Geschichte.
Fans von Mythologie, Verschwörungstheorien und all jene, die schon immer gewusst haben, dass in Wien irgendwas faul ist (ist es, ich lebe hier), kommen voll auf ihre Kosten. Für den Rest der Welt – es ist alles recht exotisch. Scheiße, allein die Strizzis und das Mileu – wunderbar, die Sprache und natürlich nicht zu vergessen der globale Irrtum zu glauben, wir Wiener wären nette Leute ;-)
Kann man eigentlich sagen, die Autoren suhlen sich ein wenig im Schmutz der Stadt? Ich bin mir da nicht ganz sicher … irgendwie schon, aber nicht ausschließlich. Auf jeden Fall werfen sie mit liebevollen Spott und Hohn ein bisserl Gatsch durch die Gegend.
MORBUS weiß mit Zeitkolorit, der Sagenwelt und pefekt an die Erscheinungsform angepassten Geschichten zu gefallen. Das Taschenbuch bietet ein Glossar der Dialektausdrücke.
Die Hefte sind lässig, das Taschenbuch liegt gut in der Hand, die Geschichten sind spaßig, angemessen grausig und haben sogar Sexszenen, in denen allein des Umfelds wegen ein Hauch Josefine Mutzenbacher mitschwingt.
Ach, ich will eigentlich nicht weiter darüber erzählen. MORBUS ist Spitze. Wer mir nicht glaubt, soll es selbst lesen, oder bleiben lassen. Mir gefällt, wo das Ding ursprünglich herkommt, (hier, bzw. hier), wo es gelandet ist (hier) und dass es weitere Bände geben wird. Und jetzt – geht’s alle in Oasch ;-)
Kurz gesagt:
- witzig
- nostalgisch
- perfekt
Fazit: Wunderbare Hommage an die 1980er und Romanhefte.
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