[REZENSION]: Tim Curran: Dead Sea – Meer der Angst
Inhalt: Das Bermudadreieck, der Friedhof der Meere, das Geheimnis der Sargassosee – das ist für die Mannschaft der Mara Corday nichts als Seemannsgarn. Bis der Frachtkahn in einen schweren Sturm gerät … und im Nebel Geisterschiffe, Monster mit riesigen Fangarmen und seltsame Lichter auftauchen.
Stammen diese höllischen Schrecken wirklich aus unserer Welt? Oder treibt das Schiff durch eine fremde Dimension? Und kann ausgerechnet ein durchgeknallter Physiker dabei helfen, wieder in unsere Gegenwart zu gelangen?
Tim Curran: Dead Sea
(OT: Dead Sea) Festa 11/2013; ISBN: 978-3-86552-255-9; Seiten: 761; Übersetzung: Manfred Sanders Ausstattung: Horror Tb 1564; Buch beim Verlag: hier
Ich bin schwer beeindruckt von diesem Roman. Ein gewaltiger Ziegelstein, ein Epos, in dem keine Seite zu viel ist, kein Detail überflüssig. Niemals ist die Ausführlichkeit langweilig oder redundant. Du kommst als Leser zum genau richtigen Zeitpunkt am Ende an, obwohl man durchaus noch ein klein wenig länger im Roman hätte verweilen können.
Dead Sea lebt von der Vielzahl unterschiedlicher Charaktere. Was an Besatzung und Passagieren überlebt und durch den Nebel treibt, ist eine breitgefächerte Paletette an Personen, die von sehr sympathisch bis zu abgründiges Arschloch reicht. Und Curran lässt jede der Figuren ihre eigene Leidensgeschichte erleben, bis hin zum manchmal wirklich überraschende, fiesen Tod.
Der Roman lebt von der Fertigkeit Currans, Stimmung, Atmosphäre und Spannung zu generieren – in diesen Punkten hat er sich absolut selbst übertroffen. So meisterhaft wie hier hat er sich dieser Elemente noch selten bedient. Natürlich dürfen die grausigen Seiten des Nebels nicht fehlen und auch da serviert er wirkliche Appetithappen. Insgesamt ist das Buch perfekt ausgeglichen.
An sich ist die Idee mit dem Bermudadreieck, der Sargossasee, nicht so neu. Aber was Curran aus dem Thema rausholt, ist … cool. Er spielt sich mit Raum und Zeit, mit Zeitebenen, mit Tagebucheinträgen, mit Hardware in Form unzähliger Schiffe, mit den Dingen, die im Nebel und im Wasser lauern, Curran zieht alle Register.
Was die Handlung angeht, erzeugt Curran einerseits Spannung durch die Konfrontation der verschiedenen Charaktere, Dead Sea ist ein charaktergetriebener Roman, andererseits durch die Aufsplittung seiner Protagonisten auf unterschiedliche Schauplätze und die Dinge, die den armen Schweinen zustoßen. Diesbezüglich lässt sich Curran nicht lumpen, er spart nicht an Zutaten und Rezepten.
Dead Sea macht den Eindruck eines deatailliert recherchierten Romans, der voller Begriffe und technischer Details steckt, die mit Schiffen, Seefahrt und dem ganzen Drumherum zu tun haben. Viel, aber nicht zu viel. Auch hier stimmt das Gleichgewicht. War bestimmt nicht so einfach zu übersetzen. Auf alle Fälle sind diese Details das I-Tüpfelchen, das Sahnehäubchen des Romans.
In Sachen Stimmung und Faszination ist Dead Sea sicher einer der Spitzentitel des Jahres. Vom Umfang sollte man sich nicht abschrecken lassen, jede einzelne Seite lohnt sich.
Kurz gesagt:
• starke Charaktere
• verdammt spannend
• fesselnd erzählt
Fazit: großartiges Buch!
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