[REZENSION]: Terry Pratchett, Stephen Baxter: Die lange Erde
Inhalt: Ein kleiner, angekokelter Plastikkasten, ein paar angelötete Drähte, ein Schalter, eine Kartoffel … Als die Polizistin Monica Janssen im Jahr 2015 in den verkohlten Ruinen eines Hauses auf diese eher zweifelhafte Apparatur stößt, ahnt sie nicht, dass der Prototyp einer bahnbrechenden Erfindung vor ihr steht. Einer Erfindung, die die Geschichte der Menschheit für immer verändern wird. Denn der kleine Kasten ist ein Wechsler, mit dem es von nun an jedem möglich sein wird, mit einem kleinen Schritt in die »Lange Erde« hinauszutreten: eine unendliche Abfolge von parallelen Welten, der unseren mehr oder weniger ähnlich und von Menschen unbewohnt. Schon bald setzt auf der alten Erde ein wilder Goldrausch ein. Denn die Lange Erde birgt unendliche Möglichkeiten – und unendliche Gefahren …
Terry Pratchett, Stephen Baxter: Die lange Erde
(OT: The Long Earth, 2013) Manhattan 10/2013; ISBN: 978-3-442-54727-2; Seiten: 397; Übersetzung: Gerald Jung; Ausstattung: Paperback, Klappbroschur
Die anfängliche Erwartungshaltung, die man automatisch an die Autoren stellt, ist tückisch. Denn Pratchett und Baxter unterlaufen sie mit Beiläufigkeit. Weder ist das Buch so witzig, wie man meinen möchte, noch so detailliert wissenschaftlich, wie es naheliegen würde.
Was man statt dessen zu lesen bekommt, ist eine zutiefst menschliche, philosophische Betrachtung des Lebens, verpackt in eine Geschichte, die vortrefflich die Grundlagen für Gedankenspiele bietet. Es braucht eben nur ein wenig, bis man sich daran gewöhnt hat. Ab dem Moment ist das Buch faszinierende Lektüre.
Auch eine kleine Irritation ist die Holprigkeit, mit der vor allem zu Beginn erzählt wird, wobei man vergleichenderweise die englische Fassung lesen müsste um zu sagen, woran es liegt. Nun, das sind Kleinigkeiten, die keine Rolle spielen, sobald man sich voll und ganz auf die Geschichte einlässt.
Die lange Erde ist ein hochinteressantes Gedankenexperiment, bei dem Baxter und Pratchett über die Natur des Menschen grübeln. Wer sich einen Actionroman erwartet, wird zweifelsohne enttäuscht sein. Auch ist das Buch keine Komödie und kein Hard-SF Roman. Es ist eine Geschichte der Zwischentöne, gewürzt mit trockenem, zurückgenommenen Witz und mit einer Prise Wissenschaft.
Die lange Erde ist ein Buch, auf das man sich einlassen muss und für das man durchaus auch Zeit braucht. Es fordert die Leser auf, die Erwartungen über Bord zu werfen und den Stoff so zu nehmen, wie er ist, ohne Rücksicht darauf, von wem er stammt. Trotz einiger Eigenheiten des Romans, die ein wenig Geduld erfordern – eine gewisse Langatmigkeit, der holprige Beginn – ist die Lektüre allemal lohnend.
Kurz gesagt:
- eigenwillig
- herausfordernd
- faszinierend
Fazit: Wer sich darauf einlässt, wird belohnt
.