[REZENSION]: Stephen King: Doctor Sleep
Inhalt: Auf Amerikas Highways ist eine mörderische Sekte unterwegs. Sie hat es auf Kinder abgesehen, die das Shining haben. Nur mühevoll kann Dan Torrance die Schrecken verarbeiten, die er als kleines Kind im Hotel Overlook erlitten hat. Obendrein hat er die Suchtkrankheit seines besessenen Vaters geerbt und nimmt daher fleißig an Treffen der Anonymen Alkoholiker teil. Seine paranormalen Fähigkeiten – das Shining – setzt er nun in seinem Beruf ein: In einem Hospiz spendet er Sterbenden in ihren letzten Stunden Trost. Man nennt ihn liebevoll Doctor Sleep. Währenddessen ist in ganz Amerika eine Sekte auf der Suche nach ihrem Lebenselixier unterwegs. Ihre Mitglieder sehen so unscheinbar aus wie der landläufige Tourist – Ruheständler in Polyesterkleidung, die in ihr Wohnmobil vernarrt sind. Aber sie sind nahezu unsterblich, wenn sie sich vom letzten Lebenshauch jener Menschen ernähren, die das Shining besitzen. Das Mädchen Abra Stone besitzt es im Übermaß und gerät ins Visier der mörderischen Sekte. Um sie zu retten, weckt Dan die tief in ihm schlummernden Dämonen und ruft sie in einen alles entscheidenden Kampf.
Stephen King: Doctor Sleep
(OT: Doctor Sleep, 2013) Heyne 2013, ISBN: 978-3-453-26855-5; Seiten: 703; Übersetzung: Bernhard Kleinschmidt; Ausstattung: Hardcover
Verabschiedet man seine Erwartungshaltung, ein Buch zu lesen, dass tatsächlich auf den Spuren von Shining wandelt, dann erlebt man einen großen, fesselnden Stephen King Roman.
Im Grunde ist es nahezu egal, dass das eine Fortsetzung ist, da der Roman komplett eigenständig funktioniert und immer wieder die Vorgeschichte erwähnt, damit sich auch Neueinsteiger tadellos auskennen. Natürlich macht es mehr Spaß, aber es ist nicht notwendig. Doctor Sleep steht für sich.
King hat meinem Dafürhalten nach ein fantastisches und phantastisches Epos geschrieben, ein mitreißendes und spannendes Buch, das streckenweise auf wohlbekannten Pfaden wandelt, was dem Vergnügen keinerlei Abbruch tut.
Eigentlich ist der Roman die Geschichte eines Mannes, der seine inneren Dämonen bekämpft, die tatsächlichen und den Alkoholismus. Das Buch handelt von außergewöhnlichen psychischen Fähigkeiten, von Freundschaft, vom Bösen. Es handelt vom Umgang mit der eigenen Sterblichkeit und von besonderen Kindern. Typische Themen für King.
Doctor Sleep ist vor allem aber eines: eine mitreißende, spannende Geschichte, bei der man nicht so sicher sein kann, ob die Erwarthungen erfüllt oder enttäuscht werden. Der Roman ist fokussiert auf das, was er erzählen will und erspart sich weitschweifige Nebengeschichten und Ausritte in Detailwahnsinn, der in den letzten Jahren bei King öfter mal überhand genommen hat. Hier bleibt er bei der Story und das gibt ihr Kraft und Tempo.
Doctor Sleep ist ein klar strukturierter, flüssig lesbarer Thrill, der es versteht, den Leser bei Atem zu halten und befriedigt aus der Geschichte zu entlassen. King zeigt mit dem Buch, dass er es immer noch draufhat.
Es ist nur logisch, dass der Roman ganz anders sein muss als Shining. Dieses Buch ist inzwischen ein Klassiker und einen Klassiker zu kopieren ist nie eine gute Idee. Außerdem ist sehr vielen Leuten der von King ungeliebte Stanley Kubrick Film eher in Erinnerung als die stark abweichende Geschichte seines Bestsellers. War Shining ein Kammerspiel mit wenigen Schauplätzen und Darstellern, so ist Doctor Sleep ein Breitwand-Epos mit vielen Protagonisten.
Mir fällt ehrlich gesagt kein Grund ein, das Buch nicht zu mögen. Es war spannend, es hat mich blendend unterhalten, war teilweise echt bizarr, sogar eine Spur gemein. Die Geschichte ist gut geschrieben, flüssig erzählt und tut effektiv das, was sie soll – sie befriedigt und fesselt die Leser bis zur letzten Seite. Für mich heißt das ganz einfach – Doctor Sleep ist ein richtig guter Roman. Übrigens sehr schön übersetzt.
Doctor Sleep ist ein verdammt guter Stephen King.
Kurz gesagt:
- spannend
- gut geschrieben
- rundum befriedigend
Fazit: tolle Sache, was will man mehr
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