[REZENSION]: Stefan Bachmann: Die Seltsamen
Inhalt: Bartholomew Kettle wäre gern ein ganz normaler Junge, aber er findet sich hässlich – fast so hässlich wie seine Schwester Hettie. Freunde hat er keine. Wie auch? Schließlich ist er ein Seltsamer, halb Mensch, halb Feenwesen, von beiden verachtet, vor beiden auf der Hut. Besonders seit Mischlinge wie er auf mysteriöse Weise verschwinden. Eines Tages taucht eine geheimnisvolle Dame in einem pflaumenfarbenen Kleid im Slum von Bath auf. Bartholomew beobachtet sie verstohlen durchs Fenster. Was will sie? Als plötzlich Federn aufwirbeln und die Dame mit einem weiteren Mischlingskind entschwindet, vergisst Barty jegliche Vorsicht – und wird bemerkt. Ein tollpatschiger junger Politiker, der alle Parlamentssitzungen verschläft, scheint der Einzige zu sein, der Barty helfen will. Barty ist überzeugt: Der Nächste in der Reihe bin ich.
Stefan Bachmann: Die Seltsamen
(OT: The Peculiar, 2012) Diogenes 03/2014; ISBN: 978-3-257-06888-7; Seiten: 368; Übersetzung: Hannes Riffel; Ausstattung: Hardcover, Leinen
Da fällt einem schon mal ein Genre-Diogenes-Buch in die Hände, das nicht der wunderbare Ray Bradbury oder ein Klassiker ist, und dann sowas. Ich ringe gerade wirklich heftig mit mir, dem Buch eine positive Seite abzugewinnen und das Einzige, was mir in den Sinn kommt ist: Erstlingsroman eines verzogenen, verwöhnten Schnösel.
Eines der Probleme, die ich mit dem Buch habe, ist wohl der Umstand, dass es a) nicht unbedingt für jemanden geeignet scheint, der mehr als die Narnia-Romane gelesen hat und b) auch nicht für Leser, die älter sind als der Jahrgang 1993 des Autors. Beides trifft nichtmal im Ansatz auf mich zu.
Die Seltsamen ist im Grund ein konservatives, streng nach Schema und Klischee abgehandeltes Buch (bei Vorbildern wie u.a. C. S. Lewis wenig verwunderlich) über eine Alternativwelt, in der Menschen und Elfen nebeneinander leben.
Dieser Rezensent hatte damit zu kämpfen, dass es der Geschichte nicht gelungen ist, ihn in den Bann zu ziehen, dass das Buch keinerlei Spannung zu bieten hatte und keine einzige Figur irgendwelche Sympathiewerte für sich verbuchen konnte, eher im Gegenteil. Zu sehr nach Handbuch gestrickt sind die krampfhaften Bemühungen des Autors, den Leser für seine Figuren einzunehmen.
Auch die Orte und Geschehnisse, die geschildert werden, stammen aus dem Standardbaukasten für Steam-Alternativ-Elfenwelten. Um für einen kurzen Moment die Höflichkeit fallen zu lassen: Die Seltsamen ist ein träger, spießiger, langatmiger Haufen von Klischees, die mit simplen Dialogen und ohne großen Anspruch ausgebreitet werden. Keine Spur von Esprit, Elan, Witz, von Bissigkeit, Tempo oder originellen Settings.
England und Elfen – was hätte man daraus Köstliches machen können. Selbst voll danebenhauen wäre in Ordnung gewesen, wäre der Autor weit mutiger gewesen, hätte was probiert, riskiert, und nicht einfach eine Standardszene der nächsten Standardszene der nächsten Standardszene der nächsten Standardszene folgen lassen. Teufel auch, ein schlampig geschriebenes Buch voller Ideen, Witz und skurriler Gedanken wäre interessanter gewesen als dieses Ergebnis.
Mechanische Vögel zum Nachrichtentransport? Gähn? Nicht vertrauenswürdige Politiker? Hahaha! Zwielichtige Elfen in unheimlichen Häusern? Schnarch. Attacken von mit Zaubern belebten Gegenständen? Nicht schon wieder! Ein Kind aus ärmlichen Verhältnissen, das in eine riesige Intrige gezogen wird? Öd, öd, öd. Und so weiter, und so weiter, und so weiter, und so weiter, und so weiter …
Nun, um meine überaus geringe Wertschätzung des Buches zu relativieren – siehe nochmal den 2. Absatz. Es ist mir schon lange nicht so schwer gefallen, ein Buch zu rezensieren – ich finde einfach nicht viel Gutes an dem Werk, so sehr ich mich auch bemüht habe.
Die Seltsamen ist ein seltsam herzloser Roman von erstaunlicher Ödnis. Und jetzt höre ich auf, mir weiter über dieses Buch den Kopf zu zerbrechen.
Kurz gesagt:
- langweilig
- vorhersehbar
- fantasielos
Fazit: Totale Verschwendung meiner kostbaren Lesezeit.