[REZENSION]: Joe Hill: Christmasland
Inhalt: Charlie Manx ist ein sehr, sehr böser Mann mit einem sehr, sehr bösen Auto. Er entführt Kinder nach »Christmasland«, wo ewige Weihnacht herrschen soll. Die Kinder erwartet dort jedoch etwas Schreckliches, und es gibt keinen Weg zurück. Mit seinem Meisterwerk moderner Fantastik entführt uns der mehrfach preisgekrönte Bestsellerautor Joe Hill auf einen unvergesslichen Horrortrip.
Vicky, für ihren Vater einfach nur »das Gör«, hat die geheime Gabe, Dinge zu finden – verlorenen Schmuck, verlegte Fotos, Antworten auf unbeantwortbare Fragen. Dazu muss sie sich einfach nur auf ihr Fahrrad schwingen. Über die nahe gelegene alte Holzbrücke gelangt sie dann im Handumdrehen, wohin sie will, an all die meilenweit entfernten Orte, wo sich das Verlorene befindet. Der Kleinen ist klar, dass andere (ihre Eltern!) darüber nur ungläubig den Kopf schütteln würden. Sie glaubt es ja selbst nicht richtig.
Auch Charlie Manx hat eine spezielle Gabe. Er ist so in Kinder vernarrt, dass er sie gleich dutzendweise kidnappt. Über verborgene Wege bringt er sie in seinem unheimlichen Rolls-Royce nach »Christmasland«, wo er ewige Weihnacht zu feiern verspricht. Und da Vicky immer wieder Ärger anzieht, ist es kein Wunder, dass sich ihre Wege und die von Charlie irgendwann einmal kreuzen. Aber sie ist gewitzt genug, dem Häscher zu entkommen.
Das ist jetzt Jahre her, und aus dem einzigen Kind, das Charlie je entwischen konnte, ist eine junge Frau geworden, die am liebsten alles vergessen würde. Nur dass Charlie niemand ist, der etwas vergisst. Eines Tages nimmt er Vicky das Wichtigste in ihrem Leben. Kann sie es wiederfinden? Ein gnadenloser Kampf entbrennt, und Vicky will nur eines: Charlie endgültig vernichten …
Joe Hill: Christmasland
(OT: Nos4A2; 2013) Heyne Hardcover 09/2013; ISBN: 978-3-453-26882-1; Seiten: 800; Übersetzung: Sara und Hannes Riffel; Ausstattung: Hardcover, Schutzumschlag
Nach dieser mächtig ausführlichen Inhaltsangabe des Verlags werde ich es mir verkneifen, noch eins draufzusetzen und was dazu zu sagen. Nun, Christmasland ist ein wunderbar geschriebener Roman über Kindheit und Jugend, der nicht von ungefähr beim Lesen Erinnerungen an “Es” von Stephen King weckt. Es ist dieselbe liebevolle Rückschau, gespickt mit ähnlichen Motiven. Man ist versucht, “wie der Vater so der Sohn” zu sagen, aber das wäre natürlich unfair.
Joe Hill ist eine ganz eigene Stimme und er hat die Kraft und Energie und den Witz, wenn man so will, die Nachfolge des Monuments King anzutreten, vielleicht eines Tages sogar zu übertreffen. Hill ist stilsicher und liebevoll und selbst dem Bösen gewährt er in diesem Buch eine eigene Schönheit. Man möchte fast sagen, Christmasland ist ein konstruktiver, positiver Horrorroman.
Im Gegensatz zu den harten Autoren der Gegenwart hält sich Hill in seinen Schilderungen eher zurück, was eine wohltuende Abwechslung darstellt. Gut, vielleicht hätte das Buch im einen oder anderen Moment kürzer ausfallen können, aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Nos4A2 – ein sehr nettes Wortspiel des Originaltitels – ist richtig klassicher Roman, spannend, voll großer Gefühle, ein Kampf gegen das Böse, so erzählt, dass er auch für ein weit breiteres Publikum zugänglich ist. Hill verliert niemals die Kontrolle über seinen Stoff, hat die Geschichte im Griff und zwinkert dabei dem Leser gelegentlich zu.
Christmasland ist ein Wohlfühl-Horrorroman.
Kurz gesagt:
- schön geschrieben
- klassisch erzählt
- stimmungsvolles Buch
Fazit: wunderbares Leseerlebnis, empfehlenswert
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