[REZENSION]: Iain Banks: Die Wasserstoffsonate
Inhalt: Die ferne Zukunft: Die Menschheit hat sich in den letzten zehntausend Jahren in der Galaxis ausgebreitet. Künstliche Intelligenzen, denkende Raumschiffe und Mensch-Maschine-Wesen sind nun der Alltag in der sogenannten KULTUR. Doch wie hat all das einmal angefangen? Als die herrschende Elite einer alten Zivilisation komplett ausgelöscht wird, wird schnell eine Verdächtige präsentiert – doch Lieutenant Vyr Cossont ist unschuldig. Sie macht sich auf die Suche nach den Tätern und gerät in eine Verschwörung, die Tausende Jahre zurückreicht, bis in die Anfänge der KULTUR …
Iain M. Banks: Die Wasserstoffsonate
(OT: The Hydrogen Sonata; 2013) Heyne Pb 08/2014; ISBN: 978-3-453-31546-4; Seiten: 699; Übersetzung: Andreas Brandhorst; Ausstattung: Paperback
Der allerletzte Kultur-Roman. Snief ;-(
Was die Kultur-Romane so einzigartig macht, ist die positiv gestimmte Sicht auf die Zukunft. Nach Banks werden wir es tatsächlich schaffen, ins All vorzudringen und mit anderen Kulturen zusammenleben können, ohne uns auszurotten oder in Kriege zu verzetteln.
Und es wird riesige, intelligente Raumschiffe geben, die ganz wunderbare Namen tragen: Die Kam vorbei und dachte, ich schaue mal rein. Entzückend. Und: Nur die Waschanleitung für des Lebens pralles Gewebe. Herrlich. Das nennst du sauber? Und natürlich die Glaubt bloß nicht …, deren voller Name … tja, sagen wir, seeehr lang ist.
Wie es so typisch für die Kultur ist, gibt es allerlei recht komplizierte Verwicklungen, die tief in die Vergangenheit diverser Spezies und der Kultur als Ganzes reichen. Alles, was passiert, geschieht in gewaltigen Dimensionen, seine es zurückgelegte Wegstrecken oder Explosionen oder Intrigen. Wobei es schon einmal sein kann, dass die Lösung für ein Problem nahezu unspektakulär erscheint – und das wiederum ist sehr amüsant.
Das bedeutet auch, dass die Angabe einer Handlung nur das grobe Rahmengerüst darstellt für all die aberwitzigen Dinge, die Banks für seine Leser bereithält, ganz ungeniert absurd, überdreht, ernsthaft und stets höflich. Das ist ebenfalls bemerkenswert – sogar verbale Auseinandersetzungen werden fast immer mit vornehmer Zurückhaltung verbalisiert.
Nichts bei Banks geschieht ohne Hintergrund, oder ohne auf den Rest von Raum, Zeit und Personal Wirkung auszuüben. Einfache Lösungen für Probleme gibt es in der Kultur nicht wirklich … es gibt einfach Lösungen. Manchmal befriedigend, manchmal vorläufig, manchmal mit Spätfolgen. Aber stets sind die Verwicklungen komplex und die Ansätze, ans Ziel zu kommen, haben meist schwere Nebenwirkungen, die schon mal ganze Spezies betreffen.
Ich bin zwar überzeugt, dass SF-Leser mit der Kultur vertraut sind, aber für alle Fälle ist das hier die Reihenfolge der Werke – das ist keine zwingende Lesefolge, obwohl es durchaus sinnvoll ist, sich daran zu halten: Bedenke Phlebas; Das Spiel Azad; Einsatz der Waffen; Ein Geschenk der Kultur; Exzession; Inversionen; Blicke windwärts; Sphären, Krieg der Seelen; Die Wasserstoffsonate.
Da die Kultur ein extrem reich erdachtes Universum darstellt und jedes der Bücher auf einen anderen Aspekt davon eingeht, mag es sich lohnen, sich hier -> Wikipedia deutsch oder doch eher hier -> Wikipedia englisch, spürbar ausführlicher, mit dieser Schöpfung zu beschäftigen.
Jeder, der intelligente, komplexe, durchaus witzige und in enormen Dimensionen angelegte Science Fiction lesen will, wird an Iain M. Banks seine Freude haben. Vor allem, da er Utopien und keine Dystopien verfasst hat. Banks war einer der bedeutendsten Autoren der Science Fiction.
Seine vorzüglichen Thriller u.a. Werke wurden bei uns bedauerlicherweise nahezu komplett (Straße der Krähen, ein früher Thriller, erschien vor vielen Jahren) vernachlässigt. Ebenso der Umstand, dass Banks seine SF als Iain M. Banks (M = Menzies) veröffentlicht hat, während alles andere unter Iain Banks erschien. Schicke, klare, zugleich dezente Trennung der unterschiedlichen Genres.
Die Bücher von Banks sind Meilensteine und Messlatten für das, was die Qualität guter SF ausmacht.
Die Wasserstoffsonate ist ein wunderschöner, freundlicher, gewitzter Roman, komplex und spannend.
Kurz gesagt:
- freundlich
- bombastisch
- witzig
Fazit: Iain M. Banks zu lesen ist eine persönliche Bereicherung.
Iain M. Banks: Die Wasserstoffsonate [meine Rezension] …
Iain M. Banks: Krieg der Seelen [meine Rezension] …
Iain M. Banks: Welten [meine Rezension] …
.