[REZENSION]: Edward Lee: Incubus
Inhalt: Die Malerin Veronica Polk sehnt sich nach Liebe und Inspiration für ihre Gemälde. Als sie von einem attraktiven Gönner zu einem Workshop auf dessen Landsitz eingeladen wird, scheint für sie ein Traum in Erfüllung zu gehen. Doch in der Abgeschiedenheit lauert etwas Böses, das nach ihrem Fleisch hungert. Ihre erotischen Wünsche fordern den höchsten Preis, den ein Lebender zahlen kann …
Edward Lee: Incubus
(OT: Incubi, 1991); Festa Horror Tb 1572; 06/2014; ISBN: 978-3-86552-267-2; Seiten: 443; Übersetzung: Michael Krug; Ausstattung: Lederoptik; Buch beim Verlag: hier
Es gibt zwei Stellen im Buch, wo man als Leser stutzig wird, ins Impressum sieht und dann versteht. 1991 ist eben doch schon eine Weile her und der im Buch vorkommende Computerkram lässt das erkennen.
Was an diesem Roman auch auffällt, ist eine gewisse Trägheit. Lee hat in dem Buch, ganz im Gegensatz zu seinen sonstigen Werken, eine Menge Zeit damit verbracht, diese hinter sich zu bringen, ohne die Geschichte vorwärts zu bringen.
Wie immer köstlich: die Sexszenen. Sie leisten wieder einmal ganze Arbeit. Wie immer großartig: Die Momente des Gore und des Jenseitigen, von denen das Buch einige wunderschöne Szenen enthält, die geradezu die Epik von Dante in sich bergen. Viel zu kurz, leider. Dabei hätte ich mir gerade dort gewünscht, dass das Buch aus seine Handlung abbiegt, um sich diesen winzigen Ausschnitten des Infernos ausführlicher zu widmen.
Auffällig an dem Roman ist die relativ hohe Zahl von liebenswerten Charakteren. Normalerweise wimmelt es in Lees Büchern von perversen, kranken Schweinen. Hier wimmelt es geradezu von sympathischen, interessanten Charakteren, denen man nur Gutes wünscht oder die man gern eingehender erforscht hätte … mhm, genau so ist das gemeint. ;-)
Einigen wir uns darauf: der in diesem Fall eher schwächeren Handlung stehen auffällig viel starke Charaktere gegenüber. Der dezente Gore-Faktor wird von der Epik der höllischen Momente wettgemacht. Die äußere Trägheit der Geschichte steht im Gegensatz zur inneren Spannung, von denen die Protagonisten getrieben werden.
Incubus ist ein schizophrenes Buch. Lee hat bedeutend stärkere Romane als diesen verfasst, keine Frage. Aber, und das zeichnet ihn aus, selbst einer seiner schwächeren Romane würde vielen anderen Autoren als toller Roman gut zu Gesicht stehen. Und das kann man nicht von vielen Autoren behaupten.
Kurz gesagt:
- etwas träge und langsam
- voll interessanter Charaktere
- starke Momente in schwacher Handlung
Fazit: Ein Muss für Sammler und Komplettisten
— Wer Edward Lee mag, findet vielleicht auch Gefallen an Bryan Smith und Wrath James White.
— Edward Lee im Interview mit Brian Keene: [– Der Brian Keene Podcast: The Horror Show –]
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