[REZENSION]: Clive Barker: Fahr zur Hölle, Mister B.
Inhalt: Verbrennen Sie dieses Buch. Na los. Schnell, so lange noch Zeit ist. Verbrennen Sie es. Lesen Sie kein einziges Wort mehr. Haben Sie gehört? Kein. Einziges. Wort. Mehr. Warum zögern Sie denn? Es ist doch nicht schwer. Hören Sie einfach auf zu lesen und verbrennen Sie dieses Buch. Es ist zu Ihrem Besten, glauben Sie mir.
(…) Nun gut, ich bin ein Dämon. Mein vollständiger Name lautet Jakabok Botch. Ich wusste einmal, was das heißt, habe es aber vergessen. Ich wusste es. Ich bin Gefangener dieser Buchseiten, in den Worten gefangen, die Sie gerade lesen, und ich verbrachte die meiste Zeit in der Dunkelheit, während dieses Buch über Jahrhunderte hinweg zwischen anderen Büchern stand, die kein Mensch jemals aufschlug. Und die ganze Zeit dachte ich daran, wie glücklich, wie dankbar ich wäre, sollte endlich jemand dieses Buch doch aufschlagen. Dies sind meine Memoiren, wissen Sie. Oder, wenn Sie so wollen, meine Beichte. Ein Porträt von Jakabok Botch.
Clive Barker: Fahr zur Hölle, Mister B.
(OT: Mister B Gone, 2007); Festa Horror Tb 1566, 02/2014; ISBN: 978-3-86552-295-5; Seiten: 250; Übersetzung: Joachim Körber; Ausstattung: Taschenbuch; Buch beim Verlag: hier
Absolut lesenswertes, kleines Meisterwerk. Klein im Sinne des für Clive Barker beinahe bescheiden zu nennenden Umfang. Der Inhalt: großartig. Ich lehne mich so weit aus dem Fenster zu behaupten, dass das Buch derart viel höhnischen, hinterfotzigen Witz hat, um streckenweise die trockene Komik eines Terry Prachtett Romans aufzufahren. Auch Barker ist Brite.
Wenn es je ein höllisch sympathisches Arschloch aus der Hölle gegeben hat, dann Jakabok Botch. Zum Teufel, mit dem Kerl kann man glatt Mitleid bekommen. Wie der arme Schlucker in das Buch gerät, das ist eine irrwitzige Irrfahrt durch die menschliche Geschichte.
Clive Barker macht, was er so grandios macht: Er spinnt eine bizarre Geschichte ohne Rücksicht auf irgendwas oder irgendwen. Für ihn ungewöhnlich ist die – ich traue mich es bei Barker kaum zu sagen – heitere Leichtigkeit, mit der er sein Garn zwirbelt und wirbelt. Entspannter hat er noch selten fabuliert und in der bewährten Übersetzung von Joachim Körber bleibt der Witz der Geschichte unbeschadet bestehen. Damit reiht sich das Buch nahtlos in die Reihe jener Werke, die Körber für die Barker Ausgaben seiner Edition Phantasia neu übersetzt hat. Schöne Sache.
Zurück zu Mister B., dem hinterhältigen, freundlichen Dämon, der dir ganz ehrlich ins Gesicht sagt, dass er dir die Eingeweide aus dem Bauch zerren wird, wenn du dieses verdammte Buch nicht endlich verbrennst. Bis jetzt ist mir nichts passiert, aber eine gewisse Nervosität kann ich nicht leugnen, seit ich die Lektüre beendet habe. Egal.
Mister B. zu lesen ist ein horrendes Vergnügen und endlich wieder einmal ein Werk von Barker, dass man sich einfach so einverleiben kann, ohne auf eine Fortsetzung warten zu müssen.
Mister B. ist Clive Barkers vergnüglichster Höllenritt.
Kurz gesagt:
- vergnüglich
- hinterhältig
- britisch
Fazit: absolut lesenswert
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