[REZENSION]: Chuck Palahniuk: Verflucht
Inhalt: “Hallo Mr. Satan, hier spricht Madison.” Das sind Madinsons erste Worte in ihrem neuen Zuhause – der Hölle. Wie sie dahin gekommen ist? Ihre Eltern sind nicht ganz unschuldig daran. Ihre Mutter, eine selbstverliebte Schauspielerin, und ihr Vater, ein geldverliebter Millionär, lassen ihre Tochter über Weihnachten in einem Schweizer Internat zurück, während sie selbst weitere Waisen adoptieren. Madison katapultiert sich derweil mittels einer Überdosis Marihuana ins Jenseits. Dort trifft sie unter anderem auf einen Cheerleader, eine Sportskanone, einen Außenseiter und einen Punk. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, Satan zur Rede zu stellen, aber so leicht können sie der Hölle nicht entkommen …
Chuck Palahniuk: Verflucht
(OT: Damned, 2011) Manhatten 2013; ISBN: 978-3-442-54706-7; Seiten: 299; Übersetzung: Werner Schmitz; Ausstattung: Hardcover, geprägter Umschlag
Ich frage mich, ob Palahinuk mit dem Roman oberclever sein wollte und darum ein Buch geschrieben hat, das sich liest wie ein Werk, das er in seinen früheren Arbeiten verspottet hätte. Ich liebe Palahniuk, aber mit diesem Buch tue ich mir echt schwer.
Denn abgesehen von seinen fäkal-analen Momenten, die sich auf die Beschreibung der Hölle konzentrieren, ist das Buch ein beliebig austauschbarer Roman, bei dem es ziemlich egal ist, welcher Autorenname auf dem Cover steht. Ich denke, ich könnte das als hinterhältigen Witz von Palahniuk, der Bücher geschrieben hat, aus deren Seiten der höhnische Zynismus nur so getrieft ist, ansehen.
Man kann auch so weit gehen zu sagen, dass das, was er eigentlich hier tut – weltfremde, egozentrische, dämliche Hollywoodstars zu verarschen – ganz besonders und unverkennbar wären das hier Brad Pitt und Angelina Jolie und ihre Kindermassen – in genau dem passenden Stil abgeht: Er schreibt seinen Roman angepasst an die banale Oberflächlichkeit, die den Objekten seiner spitzen Feder angemessen ist.
Ich sagte ja, vielleicht will er oberclever sein. Oder ich versuche gerade krampfhaft, das Buch schönzureden. Unterm Strich bleibt für mich trotz einiger großartig komischer Momente doch das etwas enttäuschende Gefühl, dass Verflucht nur bedingt ein gelungener Wurf ist. Dazu fehlt es dem Buch an Biss, Tempo, und skurillen Begegnungen, Zwischenfällen, Boshaftigkeiten.
Verflucht ist ein vergnügliches Buch, bei dem sich so mancher Autor einen Ast abfreuen würde, es verfasst zu haben. Es ist leidlich unterhaltsam, hat etliche komische Momente und Augenblicke von Satire, die beim Lesen glänzende Augen der Freude verursachen. Das Problem des Romans ist die Bürde des Namens Palahniuk, der hier seine eigene Messlatte unterlaufen und ein Buch abgeliefert hat, das schwächer als die Vorgänger ist.
Ich bin überzeugt, mit den nächsten Werken wird er wieder zu seiner alten Form zurückfinden. Verflucht ist ein unterhaltsamer Roman, definitiv. Es kommt einfach nicht ganz an die Erwartunghaltung heran, die der Name des Autors automatisch weckt. Das ist schade, aber kein Grund zur Traurigkeit. Es gibt die grandiose Backlist und es stehen noch viele tolle Bücher von Palahniuk aus.
Kurz gesagt:
- hat witzige, zynische Momente
- ist durchaus unterhaltsam
- schwächelt im Vergleich etwas
Fazit: Auch ein schwächerer Palahniuk ist ein sehr vergnüglicher Roman.
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