[REZENSION]: China Mieville: Perdido Street Station
Inhalt: Eine Stadt, eine Welt für sich, ein Moloch: Das ist New Crobuzon, bevölkert von Milliarden Menschen und Mutanten, unterjocht von einem strengen Regime und angefüllt mit den ungezählten Sehnsüchten, Ängsten, Problemen und Kämpfen seiner Bewohner. Als eines Tages ein seltsames Wesen den geheimen Laboren der Stadt entflieht, ahnt niemand, dass dies der Untergang New Crobuzons sein könnte. Auch Isaac Dan dar Grimnebulin ahnt die Gefahr nicht, als er dem Wesen begegnet …
China Mieville: Perdido Street Station
(OT: Perdido Street Station; 2000) Heyne Paperback 04/2014; ISBN: 978-3-453-31539-6; Seiten: 848; Übersetzung: Eva Bauche-Eppers; Ausstattung: Paperback;
Perdido Street Station liegt endlich in einer würdevollen, der Wucht des Romans entsprechenden, Form vor. Die ursprüngliche Ausgabe von Bastei war in zwei, nicht sehr hübsch anzusehende Bände aufgesplittet wurden. Das Heyne Paperback dagegen macht endlich was her.
Warum ich das so betone? Nun, China Mieville ist ein großer und großartiger Erzähler. Seine Romane sind überbordende Werke, deren exakte Kategorisierung ebenso wenig leicht ist wie der Versuch, den Inhalt des Romans treffend wiederzugeben.
Mieville verlangt von seinen Lesern Konzentration und belohnt dafür reichlich. Mit dichter, komplexer Geschichte, mit ein sehr schöner Sprache, mit intensiver, fesselnder Stimmung. Wenn man über Perdido Street Station eines nicht sagen kann, dann, dass das Werk so einfach für zwischendurch geeignet ist.
Man muss sich auf Mieville einlassen. Man braucht Zeit, um ihn zu lesen, zwischendurch ein paar Seiten, das kann gar nichts. Hinzu kommt, dass Perdido Street Station nur der erste mehrere Romane ist, die in der monströsen, unendlichen Stadt New Crobuzon spielen.
Entzückend und witzig ist der Bombast der Geschichte, der Stadt, der Geschehnisse, die dann von Sätzen wie “Sein Hintern juckte.” gebrochen wird. Gefolgt von mehreren Seiten Schilderung des Verzehrs eines Mahls und wenn man schon meint zu wissen, woran man ist mit Überraschungen wie “Isaac schaute zu, wie der große, schillernde Skarabäus, den seine Liebste als Kopf trug, das Frühstück verzehrte.” Zugegeben schlichtere Zitate, die aber im Kontext des Romans einfach nur entzückend und schön sind.
Solche Momente, von denen das Buch eine sehr hohe Anzahl bietet, machen unter anderem den Reiz von Mieville aus. Die Begeisterung, die er in mir weckt zu erklären, ohne dass es wie hilfloses Gestammel eines sprachgestörten Fanboys klingt, erscheint mir gerade nicht wirklich möglich. Also lasse ich es lieber mal.
Nur so viel: China Mieville ist ein herausfordernder Autor, der Lesern, die sich auf seine wahnsinnigen Werke einlassen, reichlich belohnt. Man mag ihn als New Weird Autor bezeichnen, aber das ist bloß ein Etikett. Er ist im Endeffekt ein Weltenschöpfer.
Perdido Street Station ist ein moderner Klassiker der Fantastik. Ein bemerkenswertes Meisterwerk.
Kurz gesagt:
- sprachlich komplex
- gewitzt und intelligent
- herausfordernd und belohnend
Fazit: China Mieville ist ein erstklassiker Reiseführer der Fantastik.
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