[REZENSION]: Carl Hiaasen: Sternchenhimmel
Inhalt: Das lebenskrisengeplagte Popsternchen Cherry Pye steht kurz vor seinem Comeback. Cherry beschäftigt ein Körperdouble namens Ann DeLusia, das immer dann einspringt, wenn Cherry sich »unpässlich« fühlt, sprich: mal wieder über die Stränge geschlagen hat. Doch dann wird Ann von einem Paparazzo gekidnappt, der sich ein intimes Shooting mit Cherry erhofft. Dies stellt Cherrys Entourage (ihre geschäftstüchtige Mutter, den geifernden Plattenproduzenten und den nicht gerade zimperlichen Bodyguard) vor schier unlösbare Aufgaben. Nicht nur muss Ann aus den Klauen des Bösewichts gerettet werden, ohne dass die skandalhungrige Öffentlichkeit Wind davon bekommt, vor allem aber muss die unterbelichtete Cherry Pye vor sich selbst gerettet werden …
Carl Hiaasen: Sternchenhimmel
(OT: Star Island, 2010) Manhattan 2012; ISBN: 978-3-442-54693-0; Seiten: 397; Übersetzung: Mari-Luise Bezzenberger; Ausstattung: Paperback, Klappbroschur
Ha ha ha. Hiaasen ist saukomisch. Ich würde mal sagen, man könnte ihn als eine Art Terry Pratchett des Krimis bezeichnen. Hat stets wiederkehrende Figuren in seinen Romanen, seine Scheibenwelt ist Florida und das, was in den Geschichten passiert, ist vollkommen absurd und – glaubwürdig!
Hiaasen, Reporter und Starkolumnist, baut in seine Geschichten gern Dinge ein, die aus der politischen und gesellschaftlichen Realität Floridas stammen – vor allem Korruption, Umweltzerstörung und Dummheit ohne Grenzen. Besonders gern zielt er auf Politiker und Unternehmer. Das macht er auf extrem unterhaltsame und hinterfotzig komische Art und Weise. So entstehen köstliche, bissige Satiren auf die Realität. Man kann getrost davon ausgehen, dass er sich von tatsächlichen Geschehnissen inspirieren lässt, um daraus seinen vergnüglichen Garn zu spinnen.
Wer sich noch an den grauenhaften Film Striptease mit Demi Moore erinnert – der beruhte auf einem großartigen Roman von Hiaasen. In diesem Buch hat er es auf Popsternchen, ihr Umfeld und allerlei weiteres, zwielichtiges Gesindel abgesehen, inklusive der Papparazzi, die besonders schlecht davonkommen. Eigentlich unschwer zu erkennen, wen er neben dem abstoßenden Medien- und PR Zirkus im allgemeinen, als Personen im Detail aufs Korn genommen hat. Köstlich.
Sternchenhimmel lässt seine Leser die meiste Zeit stillvergnügt schmunzeln und zwischendurch laut auflachen. Das Personal des Romans ist glaubwürdig schwachsinnig, die kurzen Gewaltausbrüche sind grotesk und erscheinen um nichts weniger realistisch. Die Geschichte wird zügig und flüssig erzählt, springt zwischen banal und genial hin und her, ganz so, wie man sich als Durchschnittsmensch den Alltag jener Figuren vorstellt, die in ihrer eigenen abstrusen Welt leben und nicht viel mit dem zu tun haben, was wir unter Realität verstehen.
In seinen Erwachsenen-Romanen bestimmen immer wieder dieselben Themen die Handlung. Es tauchen auch immer wieder dieselben Figuren in köstlichen Nebenrollen auf. Trotz dieser Wiederholung ist jedes Buch eine kleine Köstlichkeit, die man mit großem Vergnügen genießen kann. Hiaasens Thriller sind richtig entspannende Feel-Good Thriller, die beim Lesen gute Laune machen. Sumpfblüten, Striptease, Dicke Fische, Der Reinfall, Große Tiere, Unter die Haut – es ist egal. Einfach eines nehmen und lesen. Es gibt keine bestimmte Reihenfolge und eines ist so gut wie das andere. Er hat ein ausgezeichnetes Gespür für Pointen und absurg-glaubwürdige Geschichten. Ich mag diesen Kerl einfach.
Im übrigen haben wir es Hiaasen zu verdanken, dass Eragon von Christopher Paolini von einem ignorierten Selbst-Publishing Titel zu einem globalen Bestseller wurde. Hmpf.
Kurz gesagt:
- saukomisch
- böse satirisch
- fröhnlich abstrus
Fazit: Hiaasen ist ein Vergnügen
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