[REZENSION]: Brandon Sanderson: Steelheart
Inhalt: Als David sechs ist, zerstört eine gewaltige Explosion die Welt, die er kannte. Einige der Überlebenden erlangen Superkräfte, die sie dazu nutzen, sich die übrigen untertan zu machen. Als David acht ist, muss er miterleben, wie einer dieser Superhelden, ein gewisser Steelheart, seinen Vater ermordet. Von da an kennt David nur ein Ziel: herauszufinden, warum sein Vater sterben musste. Und ihn zu rächen. Er schließt sich einer Untergrundbewegung an, die die Herrschaft der scheinbar unbesiegbaren Superhelden bekämpft. David ahnt, dass sogar der mächtige Steelheart eine Schwachstelle hat. Er muss sie nur entdecken. Doch das bunt zusammengewürfelte Grüppchen der Widerstandskämpfer muss sich erst zusammenraufen. Und nicht jeder billigt Davids Plan, Jagd auf Steelheart zu machen …
Brandon Sanderson: Steelheart
(OT: Steelheart; 2013); Heyne HC 10/2014; ISBN: 978-3-453-26899-9; Seiten: 446; Übersetzung: Jürgen Langowski; Ausstattung: Hardcover, Schutzumschlag
Es gibt, und das ist beim uneingeschränkt bewundernswerten Brandon Sanderson eine große Ausnahme, eine einzige Einschränkung, die nur für dieses Buch gilt: Man braucht irgendeinen Bezug zur Superhelden-Thematik. Ohne auch nur den Hauch einer Ahnung ist die Lektüre natürlich immer noch machbar, wirkt aber etwas grotesk und absurd – Sanderson geht bei aller Originalität davon aus, dass seine Leser ein grobes Verständnis diesbezüglich haben.
Soweit das. Das Buch selbst ist sehr untypisch und doch absolut typisch ein Sanderson Roman. Untypisch erscheint auf den ersten Blick die Thematik. Superhelden? Brandon Sanderson, unschlagbarer Meister epischster Fantasy? Es passt. Mögen Setting und Figuren ungewöhnlich erscheinen, so sind vertraute Elemente zu finden. Die zwischenmenschlichen Probleme, das über-sich-hinauswachsen, die Art der Problemstellung und das stetige Anwachsen von Schwierigkeiten. Alles Elemente, die in verschiedenen Variationen seine Werke auszeichnen.
Dann haben wir die Superhelden selbst. Eigentlich sind sie genau das Gegenteil. Größenwahnsinnige, mörderische Bastarde mit Superkräften, Menschenverächter und Menschenschinder. Anti-Superhelden. Abstoßende Mistkerle. Aber Sanderson beschränkt sich nicht auf die Antipathie, er entwickelt einen unerwarteten Sub-Plot und verleiht den Bösen mehrschichtig Charaktereigenschaften.
Ganz typisch für Brandon Sanderson ist der unschlagbare Einfallsreichtum. Sanderson ist für mich einer der fantasievollsten Autoren der Gegenwart. Es scheint ihm komplett unmöglich zu sein, ein Buch nach Formel zu verfassen. Er ist einzigartig was die Weltenentwürfe betrifft – siehe die monströsen Romane des Sturmlicht Archive Zyklus, in denen er sogar Gras mit eigenwilligen Charaktereigenschaften versieht. Der Detailwahnsinn, dem er sich hingibt, entspricht dem Irrsin, den George R. R. Martin in seinem Lied von Eis und Feuer – Game of Thrones – losgelassen hat. Dabei hat Sanderson einen ganz anderen Stil, der nicht mit jenem von Martin kompatibel ist.
Wer mit Sanderson nicht vertraut ist, dem lege ich den Band Die Seele des Königs ans Herz. Drei für ihn sehr kurze Romane, die in ihrer Bandbreite und in ihrem Detailwahn und der Originalität einen wunderbaren Querschnitt durch sein Werk bieten. Von dort aus dann ungebremst in die monströsen Welten und Zyklen des Mannes eintauchen.
Zurück zu Steelheart. Steelheart ist originell, es ist ein komlexer, vielschichtiger All-Age Roman, der nicht davor zurückschreckt, die eine oder andere Figur zu opfern, die man liebgewonnen hat. Es ist ein mitreißender, spannender Roman voll schneller, wilder Action – auch das mag für Sanderson etwas ungewöhnlich sein, der keine Action-Thriller schreibt. Aber es funktioniert, weil er dabei auch Kleinigkeiten bedenkt. In keinem Augenblick verliert er die Kontrolle über das, was er schreibt.
Steelheart ist ein ungewöhnlicher Anti-Superhelden Roman für Leser aller Altersstufen, ein dichter, packender Roman voller Originalität.
Kurz gesagt:
- originell
- gewitzt
- spannend
Fazit: Brandon Sanderson ist exzellent.
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Brandon Sanderson: Firefight – Reckoners 2 [Rezension ausständig]
Brandon Sanderson: Die Sturmlicht-Archive
Bd. 1: Der Weg der Könige (Way of Kings, Teil 1) [meine Rezension] …
Bd. 2: Der Pfad der Winde (Way of Kings, Teil 2) [meine Rezension] …
Bd. 3: Die Worte des Lichts (Words of Radiance, T. 1) [Rezension folgt] …
Bd. 4: Die Stürme des Zorns (Words of Radiance, T.2) [Rezension folgt] …
Brandon Sanderson: Die Nebelgeborenen
Bd. 1: Die Kinder des Nebels [Rezension ausständig]
Bd. 2: Krieger des Feuers [Rezension ausständig]
Bd. 3: Herrscher des Lichts [Rezension ausständig]
Bd. 4: Jäger der Macht [Rezension ausständig]
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