[REZENSION]: Sergej Lukianenko: Wächter des Morgen
Inhalt: … da trifft Anton Gorodezki, Stellvertretender Direktor der Moskauer Nachtwache, eines Tages auf einen zehnjährigen Jungen namens Kescha, den er als Propheten ausmacht. … Außerdem taucht ein mysteriöser Unbekannter auf, der die Nachtwache vor ein Rätsel stellt. Bei dem sogenannten Tiger … handelt es sich um ein Zwielicht Geschöpf, das für Kescha eine Gefahr darstellt. …. Die Wache beschließt daher, Kescha mitzunehmen und ihn zum Aussprechen der Prophezeihung zu bewegen. Doch das hat furchtbare Folgen.
Sergej Lukianenko: Wächter des Morgen
(Original 2012) Heyne 01/2013; ISBN: 978-3-453-31411-5; Seiten: 462; Übersetzung: Christiane Pöhlmann; Ausstattung: Klappbroschur, Paperback
Ein routiniertes Abenteuer, um es mal so auszudrücken. Lukianenko schreibt die Geschichte von Anton weiter, der alles immer gar nicht oder viel zu spät kapiert, und trotzdem in der Hierarchie der Wache immer höher rückt.
Das Positive: Der Roman liest sich zügig, die Schilderung der phantastischen Elemente weiß wie immer zu gefallen. Das Buch bietet eine gewisse Spannung und wohliges Vertrauen, wenn man sich nach längerer Zeit wieder in die bizarre Welt der Wachen fallen lässt. Natürlich ist wiedermal alles megadramatisch.
Das Negative: Auch in diesem Roman ist der Autor nicht von seinem Schema abgewichen, die Geschichte in drei Teile zu spalten, die erst so tun, als hätten sie nicht viel gemeinsam. Das ständige Problem von Anton, zu kapieren, was rings um ihn geschieht, geht inzwischen ziemlich auf die Nerven.
Die negativen Aspekte des Romans machen die ganze Angelegenheit etwas quälend, lassen das Buch beinahe mehr zur Pflichtlektüre als zum Vergnügen mutieren.
Ich habe, nachdem der letzte Roman schon eine Weile zurücklag, zur Einstimmung und Auffrischung auf dieses Buch davor den ersten Band wieder gelesen. Was mir retrospektiv aufgefallen ist, das ist der drastische Unterschied zu den Filmen, die in meinem Kopf ein heilloses Durcheinander angerichtet haben, was die Geschichte von Anton angeht.
Na gut, zurück zum vorliegenden Roman: Er entbehrt natürlich nicht gewisser Reize, schließlich ist Lukianenko ein guter Handwerker, was er auch in etlichen anderen Werken zum Teil wirklich beeindruckend unter Beweis gestellt hat. – besonders hervorheben möchte ich da Der falsche Spiegel und Labyrinth der Spiegel. Zwei Romane, die mir wirklich gut gefallen haben.
Die Wächter Serie hingegen zeigt Ermüdungserscheinungen. Sie ist in handwerklichen Routinen gefangen und erweckt ein wenig den Eindruck, als wäre sie zu einem Kommerzprodukt geworden anstatt einer Sache, die dem Autor noch wirkliches Vergnügen bereitet.
Wächter des Morgen ist zwar nicht schlecht, aber so recht will der Funke zumindest bei diesem Band nicht mehr überspringen.
Kurz gesagt:
- routiniert
- kommerzialisiert
- selbstzitierend
Fazit: Ganz ok, aber nicht mehr so mitreißend wie die vorigen Bände
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