[REZENSION]: Richard Morgan: Das kalte Schwert
Inhalt: Ringil Eskiath ist auf der Flucht – auf der Flucht vor seiner Vergangenheit, seiner Familie und vor sich selbst. Yhelteth, die Hauptstadt des Imperiums, scheint zunächst ein sicherer Hafen für den raubeinigen Krieger zu sein, doch dann werden die Grenzen des Reiches von einem Feind bedroht, der älter und schrecklicher ist als alles, was Yhelteth jemals gesehen hat. Als die Stadt in Chaos und Schrecken zu versinken droht, ist für Ringil die Stunde gekommen, in der er das tun muss, was er am besten kann: sich mit dem bloßen Schwert in der Hand dem Feind entgegenstellen …
Richard Morgan: Das kalte Schwert
(OT: The Cold Commands, 2011) Heyne 02/2013; ISBN: 978-453-52594; Seiten: 702; Übersetzung: Alfons Winkelmann; Ausstattung: Trade Paperback
Das kalte Schwert, eine mächtig gute Schlachtplatte, schließt direkt an den Vorgängerroman Glühender Stahl an. Auch mit dem zweiten und sicher nicht letzten Band des Zyklus rund um den Schwertkämpfer Ringil Eskiath (Die A Land Fit for Heroes Trilogie), stellt der Autor der großartigen Takeshi Kovacs Science Fiction Thriller (Das Unsterblichkeitsprogramm, Gefallene Engel, Heiliger Zorn) eindrucksvoll unter Beweis, dass er zu den originellsten Schreibern phantastischer Literatur gehört.
Es ist gar nicht so einfach, das Buch zu beschreiben, ohne jetzt jemandem, der grundsätzlich neugierig wäre, die zahlreichen Überraschungen zu ruinieren. Mal abgesehen davon macht das Buch ohne den ersten Band gar nicht sooo viel Sinn. Aber Morgan stopft zahllose Ideen in eine verwickelte Handlung voller Elemente, die man gar nicht in einer Fantasy erwartet, spielt mit unterschiedlichen Ebenen der Realität und bedient dabei auch noch die Fans von Schwertkämpfen, Intrigen, detaillierten erotischen Konfrontationen und Helden, die über sich selbst hinauswachsen sowie etlichen anderen Bestandteilen dessen, was einen bemerkenswerten Roman ausmacht.
Dabei macht es sich Morgan keineswegs einfach, weil er klassische Settings nimmt und umbaut, weil er sogar Nebenfiguren ziemlich viel Charakter verleiht und seine Leser immer wieder in die Irre führt, wenn sie meinen zu erkennen, wer verdammt nochmal in die Ecke der Guten gehört und wer ein Bösewicht ist. Das ist gar nicht so einfach herauszufinden und, soviel lässt sich vorwegnehmen, der zweite Band trägt nicht zur Klärung dieser Fragen bei. In keiner Weise.
Morgan verlangt ein gewisses Mindestmaß an Konzentration, die siebenhundert Seiten eilige runterhasten ist weder empfehlenswert noch gut machbar, dazu ist das Buch zu dicht geschrieben, verlangt zu viel Aufmerksamkeit. Was das Buch auf alle Fälle ist: ein Abgesang auf die unbesiegbaren, strahlenden, ewig jugendlichen Helden. Hier spüren die Schwertkämpfer die altersbedingte Müdigkeit in den Knochen, die physische und psychische Abnutzung. Bei aller Phantastik sind die Ringil Eskiath Romane erstaunlich realistisch in so manch unerwarteten Details. Faszinierend.
Das kalte Schwert ist ein großartiger zweiter Band, der keine Schwächen im Vergleich zum Vorgängerbuch aufweist. Ein dichter, packender, anspruchsvoller Ziegelstein von Roman, der es versteht, die Leser zu fesseln.
Kurz gesagt:
- überaus spannend
- originell und durchdacht
- fesselnd und rundum befriedigend
Fazit: erstklassiges Leseerlebnis
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