[REZENSION]: Max Wilde: Schwarzes Blut
Inhalt: Sie hat gerade die Ruinen des alten Roadhouse erreicht, als sie das dunkle Grummeln eines Motors hinter sich hört. Scheinwerfer beleuchten den Sand zu ihren Füßen. Sie geht schneller, während der Fahrer gerade so viel Gas gibt, um mit ihr mitzuhalten. Sie spielen mit ihr. Sie lassen sie rennen, halten sich immer dicht hinter ihr. Der Wagen beschleunigt erst, als sie die Straße verlässt, um hinaus in die Wüste zu fliehen. Da weiß sie, dass es kein Entkommen gibt. Das Unvermeidbare wird geschehen. Ihre Verfolger werden sterben.
Max Wilde: Schwarzes Blut
(OT: Wild Blood; 2012) Heyne 08/2013; ISBN: 978-3-453-67643-5; Seiten: 319; Übersetzung: Kristof Kurz; Ausstattung: Taschenbuch
Ich kenne die Romane von Roger Smith nicht – wenn er allerdings so schreibt, wie er es als Max Wilde tut, dann hallo, wunderbar, welch ein Vergnügen.
Schwarzes Blut ist wunderbarer Edeltrash. Es wird geblutet, ausgeweidet, dank dem genialen Cover des Buches hat man die ganze Zeit das Gefühl, einen richtig schönen 80er Jahre Trash zu lesen – obwohl das Buch in der Gegenwart spielt.
All das wunderbare Personal wird aufgefahren, dass für Stimmung sorgt – von den Crackhuren angefangen über Arschlöcher von Gesetzeshütern, Jungfrauen mit horrenden Geheimnissen, den hirnrissigen Dealern und … ach, selber lesen. Wilde/Smith hat sich absolut nichts geschissen und munter drauflos fabuliert.
Die Story ist nicht zu simple, das würde den Spaß ruinieren, sie ist auch nicht überkompliziert oder versucht besonders clever zu sein, nein, Wilde hat genau den richtigen Ton für die richtige Geschichte, für die richtige Schnapsidee von Ausgangssituation getroffen.
Das Buch ist, um jetzt Jack Ketchum zu zitieren, der auf der Rückseite zitiert wird, tatsächlich böse und ebenso tatsächlich einer jener Romane, bei denen man sich auf eine Fortsetzung freuen möchte. So fies und witzig wie sich die Inhaltsangabe liest, ist das Buch bis zum Finale.
Um es nochmal zu erwähnen – das Cover ist großartig. Traue ich dem Impressum, ist es eine Melange aus Motiven von sieben verschiedenen … äh, Fotografen, Künstlern, was weiß ich. Wer auch immer die Einzelteile so zusammenkomponiert hat, Glückwunsch. Volltreffer in Sachen Stimmung.
Schwarzes Blut hat mir wirklich viel Vergnügen bereitet. Es ist schnelle Lektüre, ziemlich brutal, ohne Effekthascherei, schildert seine Gewalttaten beinahe nebenher. Die Charaktere sind glaubwürdig und laden ein, sie zu mögen oder zu hassen.
Ich glaube, der Autor hatte viel Spaß daran, diese im Grunde haarsträubende Geschichte zu erzählen, weil er sie mochte und keinerlei Rücksicht auf irgendwas genommen hat. Und dieses Vergnügen vermittelt er seinen Lesern.
Schwarzes Blut ist eine feine, kleine Trashperle. Es fällt ziemlich leicht, dieses Buch zu mögen. Es ist einfach gut.
Kurz gesagt:
- drastisch
- unterhaltsam
- rücksichtslos
Fazit: schönes, kurzweiliges Vergnügen, rundum gelungen.
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