[REZENSION]: John Everson: Ligeia
Inhalt: Mit Haut und Haar verfällt Evan der bildschönen Ligeia, die ihn mit ihrem betörenden Gesang Abend für Abend zum Strand lockt. Er wird erst misstrauisch, als mehrere Leichen vor der Küste der verschlafenen Hafenstadt Delilah auftauchen. Hinter der geheimnisvollen Fremden steckt jedoch mehr: Ihre Spur führt zurück ins Jahr 1887, auf ein Schmugglerschiff, dessen Crew einer Bestie in Frauengestalt zum Opfer fiel. Als Evan erkennt, auf wen er sich eingelassen hat, hat ihn Ligeia bereits in die Tiefe des Ozeans entführt …
John Everson: Ligeia
(OT: Siren; 2010); Festa Horror Tb 1553, 05/2013; ISBN: 978-3-86552-188-0; Seiten: 400+7; Übersetzung: Alexander Amberg; Ausstattung: Lederoptik, Bonusgeschichte; Buch bei Festa: hier
Wie macht das der Festa bloß? So gut wie jeder Autor, den er neu rausbringt, ist ein Hit! In diesem Fall ist es John Everson, der mit einem großartigen Roman rund um eine Sirene auftrumpft.
Ligeia ist ein mörderisches, verführerisches Biest, um es mal vorsichtig zu formulieren :-). Die Frage, ob man selbst dem Gesang verfallen würde, um sich mit ihr in den Wellen zu vergnügen, lässt sich, dank der wirklich verführerischen und detaillierten Beschreibungen von Everson, unbedingt positiv beantworten. Zumindest aus männlicher Sicht.
John Eversons Roman glänzt mit dichter Stimmung, glaubwürdigen Charakteren, prickelnden Sexszenen und heftigen Gewaltszenen. Die Geschichte ist zweigeteilt, der Hauptteil spielt im Jetzt, die zweite Handlungsebene ist 1887 angesiedelt und ist eine Art von Vorgeschichte der Haupthandlung, oder, je nach Lesart, einfach ein grimmiges Kapitel aus dem Leben von Ligeia, das zur Handlung in der Gegenwart führt.
Everson erzählt uns eine clevere, gut recherchierte Geschichte voller Details, die glaubwürdig und intensiv (Gerüche!) geschildert werden, dass man meinen könnte, auch seine geschickte Einbindung der Sirenen in die Weltgeschichte beruhe auf historischen Tatsachen.
Soweit die mehr oder weniger … ähm, trockenen Fakten zum Buch … damit zum emotionalen Teil dieser Rezension: saugeil! Tolle Sexszenen, eine verflucht nochmal anmachende Sirene, schön blutige, brutale, total in die Geschichte passende Gewaltszenen, ein ordentlicher Packen Drama in Form einer tragischen Familiengeschichte – Everson schöpft gekonnt aus dem Vollen.
Der Sex ist erotisierend, die Gewalt verursacht wohlige Gänsehaut, die Tragödie berührt. Stimmige Szenerie und bis zu den Nebenfiguren glaubwürdige Charaktere halten die Leser bei Laune und ziehen sie in das Buch. Das habe ich, glaube ich, jetzt schon in der einen oder anderen Form mehrmals erwähnt. Ist auch bemerkenswert, denn Everson läuft kein einziges Mal Gefahr, die Kontrolle über den Stoff zu verlieren, was sich bei einer derartigen Geschichte mehr als nur anbietet.
Mal abgesehen von der Erotik der Sirene selbst ist das Buch fesselnd genug, um es mit Bedauern zuzuschlagen und sich zu wünschen, es gäbe noch mehr von Ligeia zu lesen. Der Band enthält zwar eine nette, mit knappen Worten erzählte Bonusgeschichte rund um Ligeia, vielen Dank dafür, aber das ist viel zu wenig, um die Gier nach der Sirene, die aus den Seiten nach Lesern ruft, zu befriedigen.
Das Ende des Buches schließt die Möglichkeit einer Fortsetzung nicht aus, auch ein Prequel wäre denkbar, da wir nicht viel über die Herkunft von Ligeia wissen. Die Hoffnung bleibt bestehen, dass uns John Everson mit mehr beglückt.
Ach ja, das Buch ist definitv nichts für Liebhaber von Arielle. ;-) Festa hat weitere Bücher von Everson in Arbeit. Sehr erfreulich.
Kurz gesagt:
- erotisch
- spannend
- glaubwürdig
Fazit: sehr gut und überaus effektvoll geschriebener Roman
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