[REZENSION]: Jeffrey Thomas: Der Untergang der Hölle
Inhalt: Splitterfasernackt und in Stein eingemauert erwacht eine junge Frau nach Hunderten Jahren Gefangenschaft in einem Gewölbe der Hölle. Vee ahnt noch nicht, dass ihr im ewigen Kampf zwischen Gut und Böse eine entscheidende Rolle zufällt. In der gnadenlosen Auseinandersetzung zwischen Engeln, Verdammten und den monströsen Dämonen des Totenreichs steht ihr lediglich ein vorlautes, sprechendes Knochengewehr zur Seite.
Schnell stellt sie fest, dass dieses postapokalyptische Cyber-Inferno mit der Hölle, wie man sie kennt, wenig zu tun hat. Viele Bewohner driften apathisch durch ein Datennetz, andere ernähren sich von Ungläubigen, entfachen einen endlosen Kreislauf aus Tod und Wiederauferstehung oder zeigen der Bibel auf andere Weise den Mittelfinger.
Vee zieht aus, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Warum hat sich der Hades in ein seltsames Konstrukt mit 200 Ebenen verwandelt? Und welche Wahrheit wartet im oberen Stockwerk der Hölle auf sie?
Jeffrey Thomas: Der Untergang der Hölle
(OT: The Fall of Hades, 2010) Festa Horror Tb 1560; 08/2013; ISBN: 978-3-86552-247-4; Seiten: 377; Übersetzung: Patrick Baumann; Ausstattung: Lederoptik; Bonusstory; Buch bei Festa: hier
Visionär. Jeffrey Thomas hat sein mächtiges Höllenepos nach Tagebuch aus der Hölle um ein weiteres starkes Kapitel bereichert. Diesmal steht eine Frau ohne Gedächtnis im Mittelpunkt und wir Leser entdecken zahllose neue Facetten der Hölle, während wir ihr folgend durch ein Inferno stapfen, das Dante durchaus befremdet hätte.
Jeffrey Thomas hat so ziemlich alle Fallstricke und Klischees vermieden, die ein Höllenroman bereit hält und diesem Reich seinen ganz eigenen, Retro-biomechanisch-cybermanuellen Stempel – was auch immer ich damit eigentlich sagen will – aufgedrückt. Wir reisen mit Vee durch eine fremde Welt, ähnlich den Entdeckern der Geschichte.
Im Gegensatz zum vorigen Buch, zu dem es sehr wohl eine Verbindung gibt, die aber nicht zwingen notwendig ist, um diesen Roman uneingeschränkt zu verschlingen, platziert der Autor hier gelegentliche Anspielungen auf Popkulturphänomene, die wir kennen und die im seltsamen Umfeld der Hölle einen interessanten Kontrast ergeben.
Der Untergang der Hölle beschäftigt sich mit … siehe Titel. Der Roman lebt von der sehr eindrucksvoll und farbig geschilderten Welt, durch die Vee stolpert. Er lebt von den lebhaften Eindrücken, die der Autor im Leser weckt, wenn er die Dimensionen dieses Ortes schildert, die Fremdartigkeit seiner ursprünglichen Bewohnuner und die bizarren Konsequenzen, die … also, das sollte man wohl besser selber lesen. Großartig.
Tagebuch aus der Hölle und Der Untergang der Hölle sind ein wahrhaft lesenswertes Duo infernalischer Bücher, die ihre Leser auf Expeditionen in eine extrem bizarre, fremdartige und doch ganz andere Welt, als man sie erwarten würde, mitnehmen.
Eigentlich, und das finde ich schon genial pervers, macht Jeffrey Thomas beinahe Lust darauf, diese Hölle mal selbst zu inspizieren. Sicher, mit bewaffneter Führung – Vee zum Beispiel – aber im Endeffekt ist diese Hölle kreativer und konstruktiver, als man es dem Himmel und seinen Bewohner zugestehen möchte.
Die Bonusstory ist ein Einblick in die Schreibwerkstatt des Autors – es ist eine Nebenhandlung aus dem Roman, die komplett entfernt wurde und als selbständige Geschichte durchaus ihren Reiz hat, im Buch aber keineswegs vermisst wird.
Der Untergang der Hölle ist ein geradezu wunderschönes, düster-kreatives Werk von schlichter Eleganz, das mit einer unglaublichen Fülle interessanter Details fesselt und Stimmung macht. Das Buch ist wie immer in einem schicken Festa-Cover eingepackt.
Jeffrey Thomas, PR-Genie der Hölle.
Kurz gesagt:
- kreativ, originell
- spannend, actionreich
- sehr gut geschrieben
Fazit: Tolles Buch!
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