[REZENSION]: Michael Slade: Der Kopfjäger
Inhalt: In Vancouver werden mehrere Frauen brutal ermordet. Die Opfer waren offenbar sehr schön, aber ganz sicher ist das nicht – ihnen fehlen nämlich die Köpfe. Superintendent Robert DeClercq und seine Kollegen kommen mit ihren Ermittlungen nicht weit. Verfolgt der Mörder einen Plan? Oder treibt ihn unkontrollierte sexuelle Perversion an? Spielt Kannibalismus eine Rolle? Erst als DeClercq auf einen alten Fluch der kanadischen Indianer stößt und herausfindet, dass Verbindungen zum Voodoo-Kult in New Orleans bestehen, offenbart sich eine entsetzliche und irre Erklärung …
Michael Slade: Der Kopfjäger
(OT: Headhunter; 1984) Festa 11/2012; ISBN: 978-3-86552-185-9; Seiten: 526; Übersetzung: Heinz Zwack; Ausstattung: Taschenbuch, Lederoptik, kurzes Nachwort; Buch bei Festa: hier
Der Kopfjäger ist ein beinharter, bis ins letzte Detail ausgefeilter Serienkiller-Thriller mit überraschendem Finale. Die Detailfreude des Buches ist beeindruckend und in nur ganz wenigen Momenten bemerkt man das Alter des Romans, sonst ist die Geschichte zeitlos und besteht ohne Probleme neben jedem modernen Thriller.
Leicht macht der Autor (wer auch immer das in diesem Fall ist, da wir dank Nachwort erfahren, dass Michael Slade eine Gruppe von Schriftstellern ist) die Lektüre nicht. Der Kopfjäger ist kein Roman, den man schnell und in einem Ruck runterliest. Das Buch fordert Zeit und Aufmerksamkeit und den Willen, sich auf viele Details einzulassen.
Dabei ist der Roman in keinem Moment langweilig, sondern im Gegenteil. Die Spannung kommt aus den zahlreichen Hinweisen, Riten, Prozeduren und lädt dazu ein, mitzuraten, wer denn der Kopfjäger ist. Das Buch gewährt uns zahlreiche Blicke in Herzen und Verstand, spielt mit der Psyche der Protagonisten und gibt immer wieder den ultraharten Copthriller.
Spannend ist auch, dass der Fokus des Romans nicht auf einer Person hängt, sondern wandert, ein ganzes Ensemble präsentiert und so die Zahl der Puzzleteile beträchtlich in die Höhe treibt. Ich finde ehrlich gesagt nicht sonderlich viel, worüber ich mich bei diesem Roman beschweren will – ausgenommen der Umstand, dass ich so lange zum Lesen gebraucht habe.
Eigenwillig und überaus erfrischend ist übrigens der Umstand, dass die Geschichte in Kanada spielt und so unterscheiden sich etliche Details sehr angenehm von jenen Vorgängen und Riten, die wir aus amerikanischen Thrillern kennen. Außerdem legt das Buch mehrere falsche Fährten und bietet zu den erstaunlichsten Dingen jede Menge an Informationen.
Der Kopfjäger ist ein solider, spannender, vor Details strotzender Polizeithriller, der mit seinem Setting für angenehme Abwechslung sorgt. Die harten Momente sind hart, die Einblicke in die Psychen leidlich spannend und unbehaglich, die Action grob und schmutzig. Das große Ensemble sorgt für Abwechslung und die tatsächliche Lösung eine Überraschung. Wäre das Tempo etwas höher, könnte man von einem Meisterwerk sprechen.
Der Kopfjäger ist ein Thriller mit jeder Menge Gehirnschmalz.
Kurz gesagt:
- spannend
- detailliert
- hart
Fazit: sehr guter Psychothriller
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