[REZENSION]: Jack Kilborn: Das Hotel
Inhalt: Einladend wirkt das Rushmore Inn zwar nicht gerade, aber der Profisportlerin Maria bleibt nichts anderes übrig, als sich dort ein Zimmer zu nehmen. Als ihr klar wird, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, ist es schon zu spät – denn aus dem Rushmore Inn reist niemand lebend wieder ab …
Jack Kilborn: Das Hotel
(OT: Endurance; 2010) Heyne 01/2012; ISBN: 978-3-453-52883-3; Seiten: 381; Übersetzung: Wally Anker; Ausstattung: Taschenbuch
Ach du große Scheiße. Ein Hinterwäldler-Inzucht-Gendefekt-Massaker der härtesten Sorte. Wer mit einem Film wie Wrong Turn vertraut ist – der ist so harmlos wie das Sandmännchen im Vergleich. Und wer Angst gelesen hat, weiß ohnehin, was von einem Jack Kilborn Roman zu erwarten ist. Grausige Massaker der härtesten Sorte. Warum das Buch nicht in der Heyne Hardcore Schiene erscheint, wo es neben Richard Laymon oder Jack Ketchum bestens aufgehoben wäre, entzieht sich meinem Verständnis.
Inzüchtige Hinterwäldler. Diese besondere Spezies von fiktiven (?) amerikanischen Menschen ist immer wieder guter Stoff für Horrorfilme und Bücher der deftigen Sorte: Sie leben tief in den Wäldern verborgen, die Stadtmenschen sowieso unheimlich genug sein können – schon mal um Mitternacht mitten im Wald gewesen? – kommen so gut wie kaum jemals in das nächste Kaff und sind alles andere als umgänglich. Perfektes Klischee.
Kilborn nimmt dieses Klischee, baut es ein wenig aus, indem er ein Sportspektakel in die Arena wirft, mischt eine bunte Gruppe von unfreiwilligen Hotelgästen in den Ring und platziert dann die besonderen Exemplare von genetischen Unfällen ringsum und jagt alle gegeneinander.
Die erste Hälfte des Buches richtet die Protagonisten ein, baut Stimmung auf und lässt kurze Blicke auf die zweite Hälfte des Buches zu, die ein einziges Nonstop-Massaker ist, wie man es grotesker und derber kaum lesen kann. Alleine die Schilderungen der Mutanten sind schon schlimm – aber das, was er dann auf den Leser loslässt, wenn er Verstümmelungen, Akte des Sadismus, Wunden und sonstige Zutaten schildert, das ist wirklich deftig.
Der Ekelfaktor, wenn ein Protagonist einen Knochensplitter seines verstümmelten Arms dazu benutzt, um jemand anderen damit ein Loch in den Hals zu stecken … uff. Von all den anderen hübschen Dingen, die hier nicht verraten werden sollen, ganz zu schweigen. Kilborn überdreht das Massaker bis hin zur Groteske, geht aber niemals so weit, um es lächerlich erscheinen zu lassen. Er bleibt stets in dem Bereich, in dem man sich diesen abgehenden Wahnsinn noch irgendwie vorstellen kann und er findet eine Art der Schilderung, die überaus eindringlich ist.
Spannend, grausig, eindringlich. Drei Worte, die das Buch in seiner Gänze beschreiben. Das Buch ist einfach übergeschnappt und rabiat und wenn man damit begonnen hat, liest man es bis zur letzten Seite. Das Hotel ist kein Roman, den man wegen Langweile abbricht. Die Jack Kilborn Romane sind ein Phänomen. Sie sind stimmig, machen einen gut recherchierten Eindruck, sie sind spannend und radikal. Sie sind, so gesehen, ausgezeichnete Bücher mit einem gewissen Etwas.
Jack Kilborn ist eines der Pseudonyme des Thrillerautors J.A. Konrath. Konrath ist ein Phänomen. Er hat etliche seiner Romane ganz klassisch bei Verlagen im Print veröffentlicht, ehe er zu eBook Self-Publishing gewechselt ist. Und er verkauft von seinen eBooks tausende Stück – monatlich! Ein Bestsellerautor jenseits der Verlage. Und, angesichts seiner Erfolge nur zu verständlich, ein starker Befürworter des Self-Publishing.
Kurz gesagt:
- spannend und grausam
- spannend und grausam
- spannend und grausam
Fazit: spannend und grausam. Bester Splatter.
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