[REZENSION]: Clark Ashton Smith: Die Stadt der singenden Flamme
Details: Clark Ashton Smith – 1893-1961 – ist H. P. Lovecrafts vergessener literarischer Gefährte aus den Tagen des Weird Tales Magazine. Seine Dark Fantasy ist von halluzinatorischer Intensität. Viele Fans halten Smiths Werk sogar für bedeutsamer als das von H. P. Lovecraft.
Im Festa Verlag erscheinen Die gesammelten Erzählungen von Clark Ashton Smith in sechs Bänden. Geordnet nach Zyklen, jeder Zyklus mit einer Einführung. Dazu weitere Texte über Smiths Leben und Werk. Circa 120 Geschichten in neuer Übersetzung – von den ersten Schreibanfängen 1910 bis zur letzten zu Lebzeiten veröffentlichten Story 1958. Mehr als 60 deutsche Erstveröffentlichungen.
Clark Ashton Smith: Die Stadt der singenden Flamme
Festa HC 2011; ISBN: 978-3-86552-083-8; Seiten: 395; Übersetzung: Malte S. Sembten u.a.; Ausstattung: Hardcover, Schutzumschlag, Lesebändchen; Stephen Jones: Die vergessenen Welten des Klarkash-Ton; Will Murray: Das Hyperborea von Clark Ashton Smith; Buch bei Festa: hier
Die gesammelten Werke von Clark Ashton Smith, Band 1. Clark Ashton Smith war Zeitgenosse von H.P. Lovecraft und stand mit diesem in regem Kontakt. Es ist extrem bedauerlich, dass CAS so wenig bekannt ist und vielleicht wird die großartige Werkausgabe, deren erster Band schon alleine wegen den ausführlichen Sekundärinformationen wertvoll ist, etwas daran ändern.
CAS ist auch heute noch bemerkenswert modern, sein Stil ist zeitloser als jener von HPL. Der Humor, der immer wieder durchscheint, macht einen bedeutenden Unterschied aus. Auch die weit unverblümtere Sprache trägt einiges zur Zeitlosigkeit bei. Clark Ashton Smith war letztlich auch vielseitiger und, man wagt dieses Sakrileg kaum auszusprechen, phantasievoller als Lovecraft.
Seien es die Science Fiction Geschichten, die sich zeitweise lesen, als ob der gute Mann in einen Topf mit Rauschpilzen gefallen ist oder die Horrorgeschichten, die wie gewitzte Bastarde von Lovecraft anmuten, dessen Götterwelt er sowohl huldigt wie er sie auch beinahe parodiert, CAS war kein Kind von Traurigkeit, was seinen Schöpfungsreichtum anbelangt.
Stimmungsvoll, temporeich, teilweise überraschend brutal oder auch freizügig hat er seine Ideen zu Papier gebracht. CAS war, wenn man die Biographie und die Entstehungsgeschichten mancher Erzählungen liest, ein außergewöhnlicher Mann. Die Unbillen des Schicksals, die das Leben für ihn parat gehalten haben, hätten durchaus gereicht, jeden kreativen Fluss zum Erliegen zu bringen.
Ich habe mir bei der Lektüre mehrmals versucht vorzustellen, wie seine Geschichten klingen würden, wenn man sie heute neu verfassen würde. Das ist bei vielen klassischen und älteren Stoffen durchaus einfach und vergnüglich. Bei CAS hatte ich Schwierigkeiten, da ist mir eine gedankliche Modernisierung in den meisten Fällen gar nicht gelungen. Er ist modern und hat sich einer durchaus eleganten Sprache bedient.
Die Stadt der singenden Flamme und die unmittelbare Fortsetzung Jenseits der singenden Flamme sind hochmoderne Science Fiction. Die Schrecken der Venus lassen jeden John Carter erblassen. Die Abscheulichkeiten von Yondo stecken voll bitterbösem Witz. Die Geschichte des Satampra Zeiros ist eine Lovecraft Story auf Speed und das Tor zum Saturn ein beeindruckend moderner Bastard aus Hexerstory und Science Fiction und stellt uns Eibon vor, den Schöpfer jenes Buches, das der geneigte Leser immer wieder bei Lovecraft finden kann – oder auch bei Lucio Fulcis 1981 entstandenem Italosplatterfilm The Beyond, aka Die Geisterstadt der Zombies aka Über dem Jenseits.
Die Stadt der singenden Flamme von Clark Ashton Smith ist eine Bereicherung für jeden Leser, der Lovecraft schätzt, aber nur wenige Autoren seiner Zeit kennt. Für Kenner von Smith empfiehlt sich das Buch wegen der ausführlichen Sekundärliteratur und natürlich ist es auch ein Sammlerstück, da es den Auftakt einer sechsbändigen Werkausgabe darstellt. Als edles Hardcover mit Lesebändchen ist das Buch eine Zierde in jedem ernsthaften Phantastik-Regal.
Clark Ashton Smith ist ein Klassiker, den neu zu entdecken sich unbedingt lohnt. Dieses Buch überrascht, bildet und erfreut seine Leser.
Kurz gesagt:
- edle Ausstattung
- informativ
- wunderbare Erzählungen
Fazit: definitiv empfehlenswert
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