[REZENSION]: Richard Laymon: In den finsteren Wäldern
Inhalt: Neala und ihre Freundin Sherri nutzen die Ferien, um durch die Berge Kaliforniens zu wandern. Sie ahnen nicht, dass man in dem Städtchen Barlow schon auf sie lauert. Die Bewohner verschleppen die Frauen in den Wald und fesseln sie an Bäume – dann laufen sie davon und lassen die beiden zurück. Die Gefangenen können nur warten. Auf die Dunkelheit … den Wahnsinn … die Schmerzen … die hungrigen Krulls. The Woods are Dark ist ein echter Horror-Klassiker.
Laymons schockierendster Roman – erstmals auf Deutsch und in der ungekürzten Originalfassung. Mit einem Vorwort von Kelly Laymon, der Tochter des Autors, und einem Nachwort von Brett McBean.
Richard Laymon: In den finsteren Wäldern
(OT: The Woods are Dark, 2008 – ungekürzte Ed.); Festa 2011; ISBN: 978-3-86552-100-2; 255 Seiten; Übersetzung: Michael Krug; Ausstattung: Vorwort von Kelly Laymon, Nachwort von Brett McBean; Buch bei Festa
Ha ha ha ha ha ha! Ein rasanter Hinterwäldler-Terror-Splatter. In mehrfacher Hinsicht das möglicherweise beste Buch, das Laymon jemals geschrieben hat. Kelly Laymons Vorwort erzählt die faszinierende und frustrierende Geschichte des Buches – das alleine wäre schon ein Grund, den Titel zu erwerben.
Die Angst vor dem Tier in dir
Nun jedenfalls können wir den Author’s Cut lesen. Ein auf maximale Effektivität reduzierter Terror-Thriller. Ein Musterbeispiel an Perfektion. Der Zeitrahmen ist komprimiert, die Anzahl der Akteure begrenzt, die Schauplätze an den Fingern einer Hand abzählbar und auf dem Pervers-O-meter sprengt der Roman jede Skala. Welch ein Vergnügen, dieses Buch zu lesen.
Weil Laymon eben Laymon ist, kitzelt er den perversen Schweinhund, der tief in jedem von uns verborgen ist, hinaus an die Oberfläche um uns eine gehörige Dosis Unbehagen zu verpassen. Wer anhand der Inhaltsangabe an Filme wie Wrong Turn denkt, liegt richtig – sollte aber den Faktor Ekel und Härte beträchtlich in die Höhe schrauben. Um einen literarischen Vergleich zu benutzen – Jack Ketchum mit seiner titellosen Trilogie Beutezeit, Beutegier und Beuterausch (Rezi folgt). Wem diese Ausgeburten der literarischen Hölle gefallen haben, der wird sich auch an diesem Laymon sehr erfreuen.
Auch wenn ich mich noch so bemühe, mir fällt schlicht und ergreifend nichts ein, worüber ich mich bei dem Buch beschweren könnte. Das Buch fetzt. Es liest sich rasend schnell, es gibt keine überflüssigen Nebenhandlungen oder irgend Etwas sonst, das zu viel wäre, Tempo, Ekel, Sex und Absurdität sind perfekt ausgewogen und die effektive, bündige Übersetzung von Michael Krug tut ihr übriges.
Das Tier in dir ist ein zentrales Element des Romans – und wieder führt er vor, mit welcher Leichtigkeit sich die Fassade von Zivilisation abwischen lässt und welcher Schrecken darunter verborgen liegt. Ganz egal, wie der eigene soziale Status in dem Moment aussieht. Wenn es dich erwischt bist du dran und dann geht es verdammt schnell. Ob es darum geht, in Eigenweiden zu wühlen, Leute zu foltern oder sexuellen Begierden nachzugehen, wenn die Klamotten der Marke Zivilisation einmal abgestreift ist, gibt es keinen Halt mehr.
Und das Abstreifen der Klamotten mitsamt den Nebenwirkungen ist in diesem Buch durchaus auch wörtlich zu verstehen.
Wer einem Roman in dieser Richtung nicht unbedingt Glauben schenken will, wird vom Boulevard der Tageszeitungen und den Nachrichten mit den entsprechenden Schlagzeilen eines Besseren belehrt. Insofern könnte man dem Buch fast ein wenig Realitätsnähe vorwerfen. Jetzt habe ich doch noch was gefunden, um es zu bemäkeln :-)
Das Vorwort macht es unbegreiflich, wie der Roman in der ersten veröffentlichten Fassung wohl ausgehen hat – ich kenne diese Version nicht, und wäre beinahe neugierig zu sehen, was für eine Katastrophe das gewesen sein muss. Aber nur beinahe.
In den finsteren Wäldern ist ein Lehrstück darüber, wie man einen effektiven Roman schreibt, wie man mit wenigen Stilmitteln große Wirkung erzielen kann und was aus einer simplen Geschichte alles herausholbar ist. Jeder, der Splatter, Horror oder Thriller schreibt, sollte dieses Buch lesen und studieren. Unabhängig von der Handlung kann man eine Menge über die zur Anwendung gebrachte Technik lernen.
Oder man hat schlicht und ergreifend großen Spaß.
Kurz gesagt:
- spannend und derb
- effektiv und temporeich
- rundum ausbalanciert
Fazit: ein perfekter Thriller
Überblick Richard Laymon:
Richard Laymon: Das Ufer [meine Rezension] …
Richard Laymon: Die Klinge [meine Rezension] …
Richard Laymon: Die Familie [meine Rezension] …
Richard Laymon: Furien [meine Rezension] …
Richard Laymon: Night Show [meine Rezension] …
Richard Laymon: Licht aus! [meine Rezension] …
Richard Laymon: Das Loch [meine Rezension] …
Richard Laymon: Der Gast [meine Rezension] …
Richard Laymon: In den finsteren Wäldern [meine Rezension] …
Richard Laymon: Der Wald [meine Rezension] …
Richard Laymon: Das Grab [meine Rezension] …
Richard Laymon: Finster [meine Rezension] …
Richard Laymon: Der Keller [meine Rezension] …
Richard Laymon: Der Regen [meine Rezension] …
Richard Laymon: Der Käfig [meine Rezension] …
Für die folgenden Laymon-Titel sind die Rezensionen nach einer DB-Panne nicht mehr online und zum Teil nicht wieder herstellbar, da auch das Backup weg ist. Wo ich mich noch näher an das Buch erinnere, habe ich einen kurzen Kommentar hinzugefügt.
Richard Laymon: Die Jagd [Rezension offline] …
Richard Laymon: Nacht [Rezension offline] …
Richard Laymon: Das Spiel [Rezension offline] …
Richard Laymon: Rache [Rezension offline] …
Richard Laymon: Die Insel [Rezension offline] …
Richard Laymon: Die Gang [Rezension offline] … (ich hasste es)
Richard Laymon: Vampirjäger [Rezension offline] … (war großartig)
Richard Laymon: Inferno [Rezension offline] … (war großartig)
Richard Laymon: Parasit [Rezension offline] … (war durchschnittlich)
Richard Laymon: Der Ripper [Rezension offline] … (ok)
Richard Laymon: Die Show [Rezension offline] … (war großartig)
Richard Laymon: Der Pfahl [Rezension offline] … (positive Erinnerung)
Weitere Titel von Richard Laymon – er hat eine Unmenge Bücher geschrieben. Für welche von den noch aufgelisteten Titeln ich Rezensionen verfassen werde, habe ich noch keine Idee. Dauern wird es allerdings eine Weile…
Richard Laymon: Die Tür [meine Rezension] …
Richard Laymon: Das Haus [meine Rezension] …
Richard Laymon: Die Spur [meine Rezension] …
Richard Laymon: Der Killer [meine Rezension] …
Richard Laymon: Der Geist [meine Rezension] …
Richard Laymon: Kill for Fun [meine Rezension] …
.