[REZENSION]: Richard Laymon: Das Grab
Inhalt: Alle machten sich über Melvin lustig. Nur Vicki hatte den Mut, sich für den Außenseiter einzusetzen. Das änderte sich schlagartig, als er auf die Idee kam, eine Leiche auszugraben und mit Hilfe einer Autobatterie zum Leben zu erwecken. Jahre später wird Vicki immer noch von Alpträumen gequält. Als sie in ihre Heimatstadt zurückkehrt, wird Melvin gerade aus einer Anstalt entlassen. Er ist verrückter als je zuvor – und hat bei seinen Experimenten gewaltige Fortschritte gemacht.
Richard Laymon: Das Grab
(OT: Resurrection Dreams; 1989), Heyne 2010; 527 Seiten; ISBN: 978-3-453-67555-1; Übersetzung: Helmut Gerstberger; Ausstattung: Taschenbuch, geprägter Titel
Mit Vicky und Ace hat Richard Laymon seinen Romane mit zwei starken Frauen besetzt – ein Umstand, der seine Bücher immer wieder aus der Masse hervorhebt. Natürlich gibt es sehr viele weibliche Opfer in den Romanen, aber das ist wohl eher von der Realität abgeschaut. Aber so starke und selbstbewusste Frauen wie jene von Laymon finden sich überraschend und bedauerlich selten.
Wahnsinn Psychopathologie
Das Grab ist ein köstliches Buch. Derb, haarsträubend, blutig, komisch, durchgeknallt, unglaubwürdig, spannend, fesselnd, bizarr. Melvin ist ein köstlicher Verrückter der besten Sorte. Er hat ein Ziel und davon lässt er sich nicht abbringen. Seine Ernsthaftigkeit ist beinahe surreal und die Selbstverständlichkeit, mit der die absurdesten Dinge zur Kenntnis genommen werden ist schon beinahe britisch komisch.
Mord Totschlag
Ein paar widerliche Nebenfiguren, ein paar sympathische Nebenfiguren, ein Haufen toter Nebenfiguren, sowohl widerlich wie sympathisch, wunderbar. Zwei tolle Heldinnen, stark, gewitzt und sexy – man wünscht ihnen nur das Beste und ein Happy End, allerdings ist das Laymon und ob es so kommt, wie man sich wünscht …
… in den meisten Fällen gar nicht. Oder nicht ganz. Vielleicht auch nur ein bisschen. Oder doch nicht? Ist am Ende alles klar oder nicht? Gute Frage und wie immer wieder bei Spaßvogel Laymon wird das jeder Leser für sich und anders sehen. Sagen wir so: das Ende ist von der Art, wie es sich gehört und wie es sich gehört. Es bleibt dem Buch und der Geschichte treu, das ist das Wichtigste.
Folter Okkultismus
Laymons Bücher waten im Trash, lieben den Trash und zelebrieren ihn geradezu. Er nimmt die haarsträubendsten Elemente und macht mit augenzwinkender Ernsthaftigkeit etwas daraus, das genauso und nicht anders in dem Buch zum sein hat.
Die Momente des Okkultismus sind im Grunde totaler Schwachsinn. Aber mit derart unverschämter Selbstverständlichkeit als idiotisches Gimmick präsentiert, das der ganze Unfug in sich glaubwürdig ist und man ihn gar nicht anders haben möchte. Diese achselzuckende Scheiß-drauf Methode ist sehr vergnüglich, wenn man das Ergebnis liest.
Wie eingangs geschrieben, ein köstliches Buch. Laymon in Hochform. Alles da was man erwartet. Geiler Sex, blutige Gemetzel, mörderische … äh, genau. Über fünfhundert Seiten pure Unterhaltung. Stimmig. Lesenswert.
Kurz gesagt:
- Laymon in Bestform
- blutig, verrückt, obszön
- starke Heldinnen
Fazit: Ungebremstes Vergnügen
Überblick Richard Laymon:
Richard Laymon: Das Ufer [meine Rezension]
Richard Laymon: Die Klinge [meine Rezension]
Richard Laymon: Die Familie [meine Rezension]
Richard Laymon: Furien [meine Rezension]
Richard Laymon: Night Show [meine Rezension]
Richard Laymon: Licht aus! [meine Rezension]
Richard Laymon: Das Loch [meine Rezension]
Richard Laymon: Der Gast [meine Rezension]
Richard Laymon: In den finsteren Wäldern [meine Rezension]
Richard Laymon: Der Wald [meine Rezension]
Richard Laymon: Das Grab [meine Rezension]
Richard Laymon: Finster [meine Rezension]
Richard Laymon: Der Keller [meine Rezension]
Richard Laymon: Der Regen [meine Rezension]
Richard Laymon: Der Käfig [meine Rezension]
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