[REZENSION]: Jeffrey Thomas: Tagebuch aus der Hölle
Inhalt: Dies sind die Aufzeichnungen eines Mannes, der nach seinem Selbstmord in der Hölle erwacht – denn dort landen alle Menschen, außer bibelfeste Christen. Fragt den Papst, der wird es Euch bestätigen. Wie all die anderen armen Seelen muss der Mann endlose Qualen ertragen – denn in der Hölle stirbt man nicht. Und die vielen Dämonen haben nur eine Aufgabe: Ungläubige zu foltern und zu bestrafen. Als der Mann die schwerverletzte Dämonin Chara findet, die von einigen rebellischen Verdammten an einem Baum gekreuzigt wurde, überkommt ihn Mitleid. Er befreit Chara und damit löst er eine sich langsam vollziehende Kettenreaktion aus, die zur letzten Schlacht zwischen Himmel und Hölle, Engel und Dämonen führt …
Jeffrey Thomas: Tagebuch aus der Hölle
(OT: Letters from Hades, 2003) Festa 2011; ISBN: 978-3-86552-096-8; 262 Seiten; Übersetzung: Doris Hummel; Ausstattung: Taschenbuch, s/w Illustrationen, Kurzbio;
Toll gewähltes Coverbild, Volltreffer! Ein Dark Fantasy Horrorroman vom Feinsten. Ich war zwar etwas skeptisch, nachdem mich Punktown seinerzeit nicht so beeindruckt hat, aber dieser Höllenritt ist großartig. Jeffrey Thomas hat einige wuchtige Bilder parat, in denen die Hölle im Vergleich zum Himmel beinahe gut davonkommt. Denn es tauchen auch jede Menge Engel auf – und mit ihnen die Frage, wo denn nun eigentlich wirklich der Unterschied zwischen den Kreaturen des Himmels und jenen der Hölle ist.
Die Tagebucheinträge sind sehr explizit, was die Folter in der Hölle betrifft, sie schildern mit klaren, schönen Worten die Welt der Hölle, ihre Städte, ihre Bewohner, das soziale Gefüge – Jeffrey Thomas hat sich wirklich Gedanken gemacht und originelle Lösungen gefunden, die einer beträchtlichen Anzahl von Klischees aus dem Weg gehen.
Ja, es gibt Dämonensex. Sex mit Dämonen. Dämonischen Sex. Sehr sexy. Es gibt eine höllische Bürokratie, mörderische Arbeitsstätten, es gibt eine komplette Infrastruktur, die vollgestopft ist mit kuriosen Dingen und überraschenden Geschehnissen. Aber es wäre gemein, mehr Dinge zu verraten. Selber erlesen, das macht Spaß.
Zum Teufel, die Hölle erscheint geradezu menschlich. Bei allem Sadismus und allen Qualen – dies ist schließlich die Hölle – kommt sie immer noch besser weg als der Himmel, den wir nicht betreten, sondern nur durch seine Bewohner erfahren, eine wenig angenehme Sache. Oder doch nicht? Oder schon?
Dante, Giger, Hieronymus Bosch, Steampunk, Cenobiten und noch wenigstens ein Dutzend Zitate. Die Verschmelzung all dieser Elemente … eine coole Hölle. Äh. Klingt doof, stimmt aber. Das Tagebuch aus der Hölle ist ein cooler Roman um einen heißen Ort. Und das Tagebuch selbst – das ist auch nicht ohne.
Dämonen haben Gefühle. Und Gelüste. Und … ach ja, lest das Buch doch selbst. Es ist spannend, es erzeugt tolle Bilder im Kopf und es steckt voller guter Ideen. Nicht alles ist so, wie es scheint und vielleicht sogar ganz anders. Was soll ich groß herumschwafeln. Super Buch! Lesen! Viel Vergnügen!
Kurz gesagt:
- bildgewaltig
- originell
- spannend
Fazit: starker, düsterer Fantasy-Horror-Roman
J.T.: Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos [meine Rezension] …
J.T.: Der Untergang der Hölle [meine Rezension] …
J.T.: Tagebuch aus der Hölle [meine Rezension] …
J.T.: Punktown – Geschichten einer Stadt [Rezension offline] …
J.T.: MonstroCity – ein Punktown Roman [Rezension offline] …
.