[REZENSION]: Iain Banks: Welten
Inhalt: Adrian Cubbish hat offenbar gerade eine Glückssträhne: Er steigt vom gerissenen Drogendealer zu einem der mächtigsten Finanzmanager der Welt auf. Doch als sich ihm seine Mittelsmänner offenbaren, kann er es kaum glauben. Denn es gibt neben unserer Realität noch eine Vielzahl weiterer Welten, die von einem mächtigen Konsortium überwacht werden. Ehe sich Adrian versieht, ist er in ein weitreichendes Komplott zwischen diesen Welten verstrickt – und nicht nur sein Leben, sondern unsere gesamte Realität steht auf dem Spiel …
Iain Banks: Welten
(OT: Transition; 2009) Heyne 06/2010; ISBN 978-3-453-52710-2; 558 Seiten; Übersetzung: Friedrich Mader; Ausstattung: Trade Paperback
Welten
Iain Banks ist es immer wert, gelesen zu werden. Besonders, wenn ihm ein rundum vergnügliches Buch wie Welten gelungen ist. Dabei ist Welten eigentlich ein ernsthafter Roman von anfangs verwirrender Vielfalt an Handlungssträngen. Doch Banks wäre nicht Banks, würde er nicht gelegentlich mit einer ironischen Note für eine gewisse Auflockerung sorgen.
Einige der Stränge und Perspektiven meint man sehr bald zuordnen zu können. Hin und wieder behält man als Leser Recht, gelegentlich fährt man ein. Was zutrifft, ist nicht immer klar und deshalb um so vergnüglicher.
Banks spielt sich gekonnt und mit Leichtigkeit mit Philosophien und Theorien zum Thema Parallelwelten. Er hat die Psyche seiner Protagonisten fest im Griff, bleibt stets schlüssig und baut mit dem regelmäßigen Wechsel der Perspektiven einen Spannungsbogen auf, der bis zum Schluß stabil bleibt. Die Verwicklungen seiner Figuren und ihre Intrigen und Kämpfe sind anschaulich, motiviert und aus der jeweiligen Perspektive auch nachvollziehbar und verständlich, egal, wie abwegig das Motiv letztlich auch ist.
Universen
Der Sex ist deftig und expilzit und es gibt reichlich davon. Die Szenen der Gewalt sind ebenfalls entsprechend expizit und deftig und zahlreich vorhanden. Beides ist aus der Geschichte motiviert und fügt sich nahtlos in die Handlung ein.
Zwischendurch merkt man, dass Iain Banks der Schöpfer des grandiosen Kultur Universums ist – der Roman hat unübersehbar monumentale Anflüge, die sich in der Konstruktion der Paralleluniversen wunderbar unterbringen lassen.
Zusammen mit Alastair Reynolds und vielleicht noch (dem frühen) Stephen Baxter ist Iain Banks einer der ganz wenigen Großmeister monumentaler Epen, die in Dimensionen von Raum und Zeit spielen, in denen man als Leser gelegentlich bis an die Grenzen des Vorstellbaren geführt wird.
Welten ist ein Science Fiction Roman, der alles bietet, was Leser dieses Genres und insbesondere dieses Autors erwarten. Aber Welten ist auch ein Science Fiction Roman, der für Nicht-Leser oder jene, die SF gerade erst entdeckt haben, die ideale Einstiegslektüre darstellt.
Gut geschrieben, komplexe Handlung, clevere Spielerei mit wissenschaftlichen Theorien, viel Sex und Action, Welten ist Scienc Fiction in Bestform. Die Lektüre dieses Buches war mir ein ausgesprochenes Vergnügen, wie bisher (fast) jeder Banks, den ich mir vorgenommen habe.
Kurz gesagt:
- clevere Geschichte
- spannend und voller Abwechlsung
- ein Lesevergnügen für Jedermann
Fazit: absolut eine Empfehlung
Iain M. Banks: Die Wasserstoffsonate [meine Rezension] …
Iain M. Banks: Krieg der Seelen [meine Rezension] …
Iain M. Banks: Welten [meine Rezension] …
Die Kultur-Romane sind auf deutsch nur mehr teilweise als Print-Ausgaben verfügbar, der Rest nur als eBooks. Das eBook hat hier ausnahmesweise den Vorteil – die Romane sind teilweise sehr umfangreich und die Print-Bücher schwer und unhandlich. Als da wären:
Der Kultur-Zyklus:
Bedenke Phlebas [Consider Phlebas; 1987] … In ferner Zukunft haben die Maschinen entschieden, eine perfekte Gesellschaft zu bauen. Eine Gesellschaft, die alle intelligenten Spezies der Galaxis vereinen soll. Doch nicht alle wollen sich dieser Gesellschaftsform unterwerfen …
Der Formwandler Bora Horza Gobuchul bekommt den Auftrag, eine hochentwickelte künstliche Intelligenz, die sich auf Schars Welt zurückgezogen hat, zu finden und gefangen zu nehmen, damit sie der KULTUR nicht in die Hände fällt. Ihm dicht auf den Fersen ist die schöne Agentin Perosteck Balveda. Schars Welt ist ein Planet der Toten und wird von einem mächtigen Wesen bewacht, das nur Schutzsuchenden und Schiffbrüchigen Zugang gewährt. Für Horza verschwimmen zunehmend die Grenzen zwischen seiner und der Identität der Personen, deren Aussehen er annimmt …
Das Spiel Azad [The Player of Games; 1988] … Jernau Morat Gurgeh ist der beste Spieler in der KULTUR, und in allen Spielen ist er unschlagbar. Da hört er von dem Spiel Azad, das alle acht Jahre in Groasnachek in der Großen Magellanschen Wolke gespielt wird, dem Herrschaftsbereich des Imperiums. Gurgeh soll für die KULTUR an dem Spiel teilnehmen. Das Spiel Azad erweist sich als ein politisches Spiel, ein Kampf um Macht und Ämter. Gurgeh steigt in der Hierarchie der Spieler immer höher, bis er gegen den Kaiser des Imperiums selbst antreten muss. Da dämmert ihm, dass das Spiel blutiger Ernst geworden ist: er spielt um seine Heimat, die KULTUR, und droht zu verlieren …
Einsatz der Waffen [Use of Weapons; 1990] … Cheradenine Zakalwe ist Spitzenmann der KULTUR-Spionage, ein Söldner, der die Drecksarbeit erledigt. Diesmal ist er auf einer Sondermission, auf der er Diziet Sma begegnet, der Frau, die ihn einst aus der Versenkung geholt und ihm zu einer Karriere als Spezialagent verholfen hat. Wie jedes Mal verlangt Zakalwe für seinen Einsatz neben einem kleinen Vermögen Informationen über den Aufenthaltsort seiner Schwester, und wie jedes Mal versucht Diziet Sma, herauszubekommen, welches dunkle Geheimnis in Zakalwes Vergangenheit verborgen liegt. Und diesmal scheint sie endlich Erfolg zu haben …
Ein Geschenk der Kultur; [The State of the Art; 1989] … Was passiert mit denen, die der KULTUR den Rücken zukehren? Worbik, ein ehemaliger KULTUR-Bewohner, entscheidet sich freiwillig für ein Leben in einer weit weniger fortschrittlichen Zivilisation und kommt dennoch nie ganz von der KULTUR los, wie die titelgebende Story dieses Sammelbandes zeigt. Bereits 1977 fand die erste KULTUR-Mission zur Erde statt – und löste eine Debatte über die Menschheit aus. Ist die Erde nun ein Paradies, oder sollte diese „unbestreitbar neurotische und nachweislich geisteskranke Spezies“ auf dem Planeten lieber ausgelöscht werden? Diese und weitere Geschichten, nicht alle davon im KULTUR-Universum angesiedelt, sind in diesem Sammelband erschienen.
Exzession; [Excession; 1996] – Titel der deutschen Erstausgabe: Spur der Toten Sonne: … In einem entlegenen Sektor des Weltraums taucht eines Tages ein rätselhaftes Artefakt auf – eine riesige schwarze Kugel, die sich allen Kontaktversuchen verweigert. Messungen ergeben, dass das Objekt tausend Milliarden Jahre alt sein muss, älter also als unser Universum. Doch wie ist das möglich? Und wer oder was steckt dahinter?
Inversionen; [Inversions; 1998] … Auf einem fernen Planeten widerstehen die Bewohner seit Jahrhunderten den technischen Errungenschaften der Zivilisation und halten an ihrer uralten Gesellschaftsform fest. Es ist eine archaische, raue Welt, die jedoch zahlreichen „Aussteigern“ aus allen Teilen des Universums – vor allem aus der KULTUR – als Refugium dient. Solange sie sich ruhig verhalten, werden sie von den Einheimischen geduldet – doch wehe, sie mischen sich in die politischen Geschicke dieser Welt ein …
Blicke windwärts; [Look to Windward; 2000] … Der idiranische Krieg treibt seinem Höhepunkt entgegen: Als Rache für die Niederlagen, die ihnen die KULTUR beigebracht hat, planen die Chelgrianer einen Anschlag auf das Masaq‘-Orbital, ein künstliches Gebilde von drei Millionen Kilometern Durchmesser, bewohnt von fünfzig Milliarden Menschen. Zwar wird das Orbital von einer KI geleitet, die Jahrhunderte lang an Raumschlachten teilgenommen hat – doch wie soll sie einen Gegner erkennen, der eine unsichtbare Waffe in sich trägt?
Sphären: [Matter; 2008] … Bei ihrem Aufbruch ins All entdecken die Menschen über die ganze Galaxis verstreut künstliche Planeten, riesige Habitate, in deren Innerem sich mehrere Ebenen befinden. Diese Habitate wurden offenbar vor Millionen von Jahren von einem Volk erbaut, das längst verschwunden ist. Zu welchem Zweck, ist unklar. Dennoch besiedeln die Menschen diese Welten, nicht ahnend, dass sie damit ihren eigenen Untergang heraufbeschwören. Denn die Habitate sind eine gigantische Falle für die menschliche Zivilisation.
Krieg der Seelen; [Surface Detail; 2010] … Wenn der Tod nicht mehr das Ende ist, weil jedes Bewusstsein digital gespeichert wird, wenn die Massenspeicher von Himmel und Hölle zum Angriff rüsten, wenn eine junge Frau für ihre Rache die Grenzen zwischen Raum und Zeit überwindet und nur ein Mann die größte aller Schlachten verhindern kann – dann entbrennt ein Krieg, der die Grenzen zwischen Realität und den digitalen Welten verschwimmen lässt, bis Leben und Tod an Bedeutung verlieren.
Die Wasserstoffsonate; [The Hydrogen Sonata; 2012] … Die ferne Zukunft: Die Menschheit hat sich in den letzten zehntausend Jahren in der Galaxis ausgebreitet. Künstliche Intelligenzen, denkende Raumschiffe und Mensch-Maschine-Wesen sind nun der Alltag in der sogenannten KULTUR. Doch wie hat all das einmal angefangen? Als die herrschende Elite einer alten Zivilisation komplett ausgelöscht wird, wird schnell eine Verdächtige präsentiert – doch Lieutenant Vyr Cossont ist unschuldig. Sie macht sich auf die Suche nach den Tätern und gerät in eine Verschwörung, die Tausende Jahre zurückreicht, bis in die Anfänge der KULTUR …
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