[REZENSION]: Jack Ketchum: Beutegier
Inhalt: Vor elf Jahren wurde Sheriff George Peters Zeuge, wie eine Gruppe verwilderter Kannibalen über Touristen herfiel. Inzwischen ist Peters im Ruhestand, doch als an der Küste von Maine erneut Leichen von Urlaubern entdeckt werden, wird er zu den Ermittlungen hinzugezogen. Die Wilden sind zurück – die Jagd beginnt von Neuem.
Jack Ketchum: Beutegier (OT: Offspring; 1989; 2006)
Heyne Tb 06/2009; ca. 286 Seiten; Übersetzung: Joannis Stefanidis; ISBN 978-3-453-67562-9
Eine Fortsetzung von Beutezeit. Der Kannibalenclan des ersten Romans entging nur knapp der totalen Vernichtung. Elf Jahre später existiert eine neue Familie, die wieder im Umfeld des selben Ortes in Maine auftaucht. Inzwischen ist der Sheriff von damals in Pension, wird aber bei einem grotesken Mordfall als Berater herangezogen, um das Naheliegende zu bestätigen: Die Kannibalen sind zurück!
Wie schon im vorigen Buch, scheißt sich Ketchum nicht im geringsten darum, was jetzt politisch genehm ist oder nicht, oder was man dem Leser an Grausamkeiten zumuten kann. Er hat sich zwar diesmal etwas aussführlicher mit den Charakteren beschäftigt, aber ist um keinen Deut milder geworden.
Steigerung des Schreckens
Im Gegenteil, er hat noch einen zusätzlichen Level an Schrecken eingeführt, der bei anderen Autoren als einziger Strang der Handlung herhält: Den Soziopathen in Gestalt des sadistischen, kranken Ex-Ehemanns, der darauf aus ist, seiner Exfrau die Scheiße aus dem Leib zu prügeln – um es ganz derb zu formulieren. Meine Fresse, ist diese Figur unangenehm, direkt körperlichen Abscheu erweckend beim Lesen.
Ketchum nimmt seine Protagonisten doppelt in die Zange: Da ist der Soziopath auf der einen Seite, auf der anderen Seite sind die erschreckend realistisch gezeichneten Kannibalen. Eifrige Ketchum Leser wissen, worauf das alles hinausläuft: auf ein ultrabrutales Fiasko, das einer Feder im Rachen gleich den Würgereflex hochkitzelt.
Das hinterhältige seiner Bücher ist der Umstand, das die Figuren und Settings im Grunde genommen durchaus mit einem Fuß in der Realität verankert sind. Nur ein klein wenig überspitzt in der detaillierten Schilderung der abnormen Scheußlichkeiten. Das macht es so gut wie unmöglich, ihn einfach als Gewaltporno schreibenden Arsch abzutun, das ist er nämlich nicht.
Wie in den meisten vorigen Büchern ist auch hier das Lesetempo sehr hoch, die Handlung auf einen relativ schmalen Zeitrahmen beschränkt.
Ketchum auf Zelluloid – sehenswert?
Bizarrerweise wurde Beutegier verfilmt und erscheint im Herbst auf DVD bei Anolis – behauptet zumindest die Werbung hinten im Taschenbuch. Ein wenig merkwürdig, den zweiten Teil zu verfilmen, auch wenn man durch kleine Änderungen keinen ersten Teil mehr braucht.
Auch für die Verfilmung von Red gibt es eine Werbung – der Film ist bei Koch Media erschienen. Überdies gibt es The Lost (n.n. übersetzt) als Film, in der Kaufversion anscheinden geschnitten, im Verleih ungekürzt, und natürlich Evil.
Trotzdem ist mein Vorschlag, sich zuerst die Bücher zu Gemüte führen, da die Filme, auch wenn sie grandios und eindrucksvoll sein sollten, nicht mit der Härte und dem Terror der Bücher mitkönnen. Die Dinge, die man sich als Leser ausmalt, sind meist viel schlimmer als das, was die Filmemacher uns vorsetzen können/dürfen.
In Stichworten:
- Kannibalismus
- Psychopathen
- Terror
Fazit: Ketchum hart wie immer, absolut zu empfehlen
— Dead River Trilogie: Bd. 1: Beutezeit; Bd. 2: Beutegier; Bd. 3: Beuterausch
— Jack Ketchum im Interview mit Brian Keene: [– Der Brian Keene Podcast: The Horror Show –]
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