[REZENSION]: Christopher Moore: Fool
Inhalt: Pocket ist der Hofnarr des Königs von Britannien, und das ist von vorne herein keine einfache Stellung. Aber wenn es sich dann auch noch um König Lear handelt, kann man nur „Herzliches Beileid“ wünschen. Denn Lear ist zwar alt, aber noch lange nicht weise. Nun will er die Loyalität seiner Töchter testen, bevor er sein Land unter ihnen aufteilt. Natürlich glaubt er prompt den falschen Liebesbeteuerungen seiner älteren Töchter. Seine ehrliche, jüngste Tochter Cordelia hingegen enterbt er. Aber zum Glück gibt es ja noch den Narren, der schon immer eine Schwäche für Cordelia hatte. Zusammen mit seinem geistig minderbemittelten Lehrling Drool und dem verstoßenen Earl of Kent will Pocket den König von seinem Fehler überzeugen. Dass er dabei seine Narrenschellen auch einmal etwas im Zaum halten muss, ist für ihn allerdings ungewöhnlich. Aber für die schöne Cordelia würde er schließlich alles tun. Ach ja, und natürlich gibt es noch einen ziemlich unverschämten Raben, einen verführerischen Geist und ein paar sehr eloquente Hexen …
Christopher Moore: Fool
(OT: Fool; 2009) Goldmann Pb 2009; 352 Seiten; ISBN: 978-3-442-31189-7; Übersetzung: Jörn Ingwersen Ausstattung: Klappbroschur; Nachwort von Christopher Moore
Pocket, Hofnarr von König Lear, hat so seine Probleme: Mit seinem Lehrling Drool (blöde, aber monströs bestückt), mit dem alten Narren, seinen Töchtern, diversen Intriganten Adeligen, dem Personal von Lear, den Hexen von Macbeth, ununterbrochenen Drohungen, geköpft zu werden oder diversen Sexspielen.
Ich stelle mir vor, das es kaum einen besseren Weg gibt, Shakespeare in den Schulen zur Lektüre zu machen, als über den Umweg dieses Buches. Ich habe mich schon länger nicht mehr derartig zerkullert beim Lesen. Christopher Moore, sowieso genial und komisch, verwurstet den guten, alten Shakespeare zu einem Text, den dieser selbst hätte schreiben können, würde er heute leben.
Körperfunktionen im Detail
Der Text von Moore hat Tempo, ist streckenweise irrsinnig komisch und absolut obszön. Es sprühen Spermafontänen, es baumeln Intimzonen frei herum, es wird gevögelt, was das Zeug hält. Derbes 17. Jahrhundert eben. Natürlich könnte man sich jetzt daran machen, Moore in alle Einzelheiten zu zerpflücken, um ihn genau zu analysieren oder zu zerlegen, aber wer zum Teufel will das denn? Fool ist ein Spaß, der König Lear auf komische Weise auf die Schippe nimmt, den Schwerpunkt der Geschichte auf den Hofnarren verlagert und auch nicht dem Schluß des Originals folgt. Warum auch?
Das Buch bietet beste Unterhaltung, egal, ob man Lear von Shakespeare nun kennt oder nicht, egal, ob man Shakespeare zum kotzen findet oder mag.
Es wird gebumst, gemordet, geschlagen, getreten, gekämpft, gewichst. Ich habe herzlich gelacht.
Das ist letztlich das ausschlaggebende Kriterium: Ein komisches Buch, das mich so, wie vom Autor geplant, zum Lachen bringt, ist für mich ein gelungenes Buch. Basta.
Sinn für Unsinn
Wer Christopher Moore mag, weiß sowieso, was ihn erwartet und erfreut sich daran, diese Erwartungen erfüllt zu sehen. Wer Moore nicht kennt, kann gerne mit Fool beginnen, sollte aber unbedingt die Bibel nach Biff lesen, dann alle anderen Bücher (nur bei der Himmelsgöttin bin ich mir nicht so sicher).
Es gibt nur eine notwendige Voraussetzung: Sinn für komischen Unfug.
In Stichworten:
- saukomisch
- ordinär
- flott zu lesen
- hinterfotzig
Fazit: Rundum gelungen, absolut lesenswert
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