[REZENSION]: Austin Grossman: Dr. Impossible schlägt zurück
Inhalt: Wenn er nicht gerade versucht, die Weltherrschaft an sich zu reißen, verbringt der brillante Schurke Dr. Impossible einen nicht unerheblichen Teil seines Lebens im Hochsicherheitsgefängnis. Schuld daran ist eine Gruppe buntgekleideter Superhelden, die angeblich für den Schutz der Menschheit eintritt und Dr. Impossible damit gewaltig auf die Nerven geht. Doch nun hat er einen neuen Plan, wie er sie ausschalten kann …
Austin Grossman: Dr. Impossible schlägt zurück
(OT: Soon I will be invincible; 2007) Knaur Tb 05/2009; ca. 396 Seiten; ISBN: 978-3-426-50045-3; Übersetzung: jürgen Langowski; Ausstattung: Taschenbuch, Klappbroschur
Klassischer Kampf zwischen Gut und Böse?
Die Geschichte hat zwei Erzählperspektiven:
Zum einen jene von Dr. Impossible, der zwischen seinen Verbrechen und Kämpfen ausführlich sein Werden schildert und Einblick in sein etwas merkwürdiges Innenleben gewährt. Denn im Grunde, das steht schon im Klappentext und ist kein Spoiler, will er nur Rache für seine unglückliche Kindheit. Unter anderem. Wie Impossible schildert, wodurch Bösewichte motiviert werden und wie ihr Auftritt zu sein hat, das ist … cool erzählt.
Zum anderen erzählt Fatale, die Cyborgfrau, wie sie wurde, was sie ist. Sie wurde es nicht freiwillig, sie ist etwas merkwürdig drauf und sie hat so ihre Probleme mit ihrem Cyborgkörper – die höchst interessant sind und ein klein wenig was von Robocop haben. Auch sehr … cool. Könnte man so sagen. Glaube ich.
Aus diesen beiden Sichtweisen, jeweils in der Ich-Form geschildert, ergibt sich ein höchst komplexes und widersprüchliches Bild, was Superhelden im Allgemeinen und jene in dem Roman im speziellen betrifft.
Dr. Impossible ist eine Art verschrobene Comic-Superhelden-Hinter-den-Kulissen-Aufklärungs-Lektüre.
Wer erwartet, ein lustiges Buch zu lesen, wird enttäuscht. Die Figur des Dr. Impossible hat eigentlich viel Ähnlichkeit mit den Bösewichten der frühen James Bond Filme. Größenwahn, streben nach Weltherrschaft, technische Genialität, Soziopathie, alles da, nur kein James Bond (Sean Connery!).
Die größenwahnsinnigen Pläne und absurden Ideen – zum Beispiel die Pilzarmee – sind die lustigen Aspekte, die jedoch so ernsthaft und seriös vorgebracht werden, schließlich ist Dr. Impossible kein Idiot, das dieses Buch eine ganz eigene Stimmung entwickelt.
Dazu kommt, das die Geschichten über das Werden der Superhelden alles andere als comichaft sind, sondern fast melancholisch scheinen. Eher Batman als Spiderman. Die Superhelden sind nicht unsterblich und haben sich nicht unbedingt um das Amt gerissen. Sie haben ihre Launen, mögen einander nicht unbedingt und zeigen überhaupt etliche unerwartete menschliche Eigenschaften.
Die Science Fiction Elemente wie Zeitreise und Außerirdische tun ihr übriges, um den Roman zu einem höchst interessanten Bastard geraten zu lassen: Eine Superheldengeschichte, die auf sehr unterhaltsame, nicht komische Weise Superheldengeschichten ad absurdum führt. Von daher ist auch das Titelbild ein Volltreffer.
Klappentext und Inhalt am Rücken schildern denselben Inhalt aus zwei Perspektiven. Ein nettes Detail, das auf die Erzählform anspielt.
In Stichworten:
- originell
- spannend
- klüger als erwartet
- in sich logisch
Fazit: Clever, originell, lesenswert
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