[REZENSION]: Anonymus: Das Buch ohne Namen
Inhalt: Ein Buch ohne Titel und ohne Autor tötet jeden, der es liest. Ein geheimnisvoller blauer Stein ist plötzlich verschwunden – und alle suchen ihn. In Santa Mondega bricht die Hölle los – im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Sonnenfinsternis wird Santa Mondega bald in völlige Dunkelheit tauchen und dann wird es blutig werden. Blutiger als sich irgendjemand vorstellen kann. Denn ein Fremder ist in der Stadt: The Bourbon Kid.
Anonymus: Das Buch ohne Namen
(OT: The Book with no Name; 2007) Lübbe Pb 03/2009; ca. 447 Seiten; ISBN: 978-3-7857-6010-9 Übersetzung: Axel Merz Ausstattung: Klappbroschur mit geprägtem Titel
Das Buch ohne Namen ist ein Fantasyroman, der an einem fiktiven Ort in unserer Welt spielt – vorgeblich. Der Roman bemüht sich ernsthaft darum, eine Art Quentin Tarantino in Buchform zu sein. Ein Tarantino, der einen epischen Western von Sergio Leone inszeniert, der von Guillermo del Toro in Zusammenarbeit mit Robert Rodriguez neu verfilmt wird.
Ein Tarantino del Toro Rodriguez Leone Romanversuch
Ein Ansinnen, an dem Anonymus schlicht und ergreifend scheitert. Oh, er kennt durchaus den Stoff, aus dem Kultfilme bestehen. Er hat sie alle gesehen, er ist eifrig darum bemüht uns wissen zu lassen, das er sie kennt. Er zitiert, schmeißt mit Filmtiteln um sich, beschreibt und klaut ganze Szenen aus Filmen – gleich die Einleitung hat er von Robert Rodriguez’ Desperado geklaut. Anonymus läßt uns wissen, das er die Nightmare on Elm Street Filme kennt, er Terminator schätzt, Lethal Weapon gut findet, Clint Eastwood in der Dollar-Trilogie liebt und weiß der Kuckuck was nicht noch alles. Ermüdend, weil viel zu platt und aufdringlich präsentiert. Krampfhaft cool.
Das ganze Spektakel rund um ein tödliches Buch und einen Stein mit magischen Kräften ist von seinem Autor mit Begeisterung niedergeschrieben worden, schnell in einer rohen, ungeschliffenen Erstfassung, nur um ja keinen Gedanken zu verlieren. Leider hat es Anonymus verabsäumt, eine zweite und dritte Version zu schreiben, in der er die teilweise arg holprigen Sätze, Halbsätze und Absätze zu einer flüssigen Form gießt. Das Buch ist also so stümperhaft geschrieben wie dieser Absatz!
Dieses unausgegorene Geschreibsel wirkt sich in Folge auch auf die Übersetzung aus. So wird aus der mythologisch überhöhten Figur “The Bourbon Kid” in der Übersetzung “Der Bourbon Kid” – das ist zwar richtig übersetzt, natürlich, liest sich aber Scheiße. Ich glaube, Axel Merz hat sich zwischendurch geärgert, so ein schrottiges Geschreibsel übersetzen zu müssen.
Dabei: Die Geschichte und die Idee des Buches sind eigentlich wirklich sehr, sehr nett! Das Buch liegt von der Thematik her derzeit voll im Trend und parodiert ihn dabei (Welcher Trend? Geht mal in die Horrorabteilung der Buchhandlung eures Vertrauens, unübersehbar!), es wird eine hübsche Mytholodige angedeutet und die Grundstruktur und ihre Figuren wären im Grunde gar nicht so schlecht.
Aber die Schreibe ist wirklich furchtbar – Schundheftchen Niveau. Und das ist ansteckend: Diese Besprechung liest sich um nichts besser! Grauenhaft. Und mir fällt echt kein Weg ein, sie zu verbessern.
Fazit: Nette Idee, beschissene Ausführung. Aber wie gesagt, nette Idee.
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