Das UPTDATE ZU MATRIX am Ende des Matrix-Teils dieses Beitrags …
The Matrix, der inzwischen bedenkenlos als Klassiker zu betitelnde Film der Wachowski-Geschwister (damals noch Andy und Larry, heute Lily und Lana), der Keanu Reeves endgültig zum Superstar machte, soll ein Reboot bekommen.
Erste Reaktion: würg! Bisher ist vom Frühstadium die Rede, noch keine Spur davon, ob die Wachowskis miteingebunden werden sollen. Auch ist es nur ein Gerücht, dass Keanu Reeves durch Michael B. Jordan ersetzt werden könnte – es ist schlicht zu früh für irgend etwas Handfestes. Aber uff …
Nun, im Grunde gibt es mehr als ausreichend Freiraum, um unendlich viele Matrix-Filme von unendlich vielen Regisseuren mit unendlich vielen Darstellern zu produzieren – und damit gibt es nicht weniger Möglichkeiten, den Karren total im Dreck zu versenken. Schon die originale Trilogie hat sich schwer getan, das Niveau des ersten Films zu halten und ist irgendwie daran gescheitert – zwar auf grandiose Art, aber ja, den Bach runter. Wieso also ein Reboot? Animatrix hat gezeigt, was machbar ist.
Die Wachowskis und ihr damaliger Produzent Joel Silver sind nicht gut aufeinander zu sprechen, wohingegen Keanu Reeves einmal als Bedingung für einen weiteren Auftritt als Neo die Federführung der Wachowskis genannt hat. Joel Silver hat unzählige Filme produziert und ist ein notorischer Überzieher der Budgtes. Er ist auch ein Produzent, der es nicht wirklich schafft, seine alte Erfolgsmasche neu zu stricken. Der Hollywood Reporter hat einen faszinierenden Artikel über diesen ganz eigenen Charakter. Das Lustige an der Sache mit Silver ist in dem Fall aber allem Anschein nach, dass der Produzent rechtlich überhaupt nichts in der Richtung zu melden hat, aber von sich aus auf Warner zugegangen ist, um ihnen das Reboot schmackhaft zu machen.
Eine schwierige Situation, die vom produzierenden Studio Warner Brothers vermutlich so elegant gelöst werden kann wie dieses Debakel, dass sie gemeinsam mit Zack Snyder bisher bei den DC-Filmen angerichtet haben. (Ok, ich mochte Suicide Squad). Ob zum Guten oder Schlechten, der Batman-Solofilm mit Ben Affleck, der den erbärmlichen Batman vs. Superman vergessen machen sollte, wurde neuerlich verschoben und wird komplett neu geschrieben … ob das Studio, dass ein solches Franchise schrittweise versenkt, etwas wiederbeleben kann, dass sehr viel Sorgfalt braucht, darf bezweifelt werden. Positive Überraschungen sind willkommen.
Das Gegenargument ist simpel – eine Matrix ohne Wachowskis, ohne Keanu Reeves, Laurence Fishburne, Carrie-Ann Moss, das erscheint irgendwie unvorstellbar. Das hat nichts mehr mit Matrix zu tun. Gegenargument dazu – Animatrix. Irgendwie ist es noch viel zu früh, um weiterführende Emotionen in diese Neuigkeit zu investieren. Dem kann man wieder gegenüberstellen, dass die Wachowskis in den letzten Jahren einige … sagen wir, diskussionswürdige … Werke geschaffen haben.
Ihr Frühwerk Bound ist ein exzellenter, kammerspielartiger Thriller. Speed Racer, naja. Der von ihnen produzierte Film V wie Vendetta ist sehr gut, hat aber eine literarische Grundlage in einem tollen Comic. Cloud Atlas habe ich persönlich wirklich gern gemocht und mir gefällt er mit jedem Mal, wo ich ihn sehe, besser. Auch hier gab es eine literarische Vorlage, den Roman von David Mitchell. Jupiter Ascending war über weite Strecken ok, hat aber ein katastrophal dämliches Finale und ist stellenweise unfreiwillig komisch. Keine literarische Vorlage, aber das Bemühen, etwas Neues zu kreieren. Ging halt daneben, aber es gibt schlimmere Filme.
Ihre Netflix-Serie Sense8 ist großartig. Schlicht meisterhaft. Das sehe ich als ihr bestes Werk seit dem ersten Matrix-Film. Ihr Co-Autor Michael Strazynski, Schöpfer von Babylon 5, ist gut darin, Geschichten zu konstruieren. Wenig überraschend steht und fällt ihr Werk mit den Geschichten und bis auf zwei Ausnahmen (Bound, The Matrix) waren sie wirklich nur dann gut, wenn sie literarische Verstärkung hatten.
Man stelle den Wachowskis einen Autor zur Seite, der eine dichte, fesselnde Geschichte erzählen kann. Einen Produzenten, der ihnen das Studio vom Leib und das Budget im Griff hält. Einen Haufen technischer Spielsachen und eine Handvoll geeigneter Darsteller. Das könnte ein neuerliches Meisterwerk ergeben.
Aber .. ächz … ein Reboot von The Matrix? Wirklich? Uff …
UPDATE 17.03.2017: Drehbuchautor Zak Penn, der neuen Matrix-Version zugeordnet, hat verlautbart, dass es sich NICHT um ein Reboot handeln soll. Niemand könne oder solle The Matrix rebooten. Er spricht von einem re-release und davon, mehr Geschichten aus dieser Welt sehen zu wollen. Also re-release. Ein sinnleeres Wort, dass alles bedeuten kann, aber in keinster Weise irgendwas klarstellt.
Und das nächste sinnlose Reboot?
Die Fliege! Zuletzt gesehen im Film von David Cronenberg, selbst das Remake eines alten Streifens mit Vincent Price, auf einer Kurzgeschichte von George Langelaan beruhend. Hier hätten wir also den Reboot eines Remakes. Beide hatten übrigens ihre Fortsetzungen.
Jeff Goldblum war die perfekte Fliege und Geena Davis ein großartiger Love-Interest. Cronenberg hat ein Meisterwerk des Horrors mit einigen pikant ekeligen Einlagen geschaffen. Die Fliege ist ein rundum gelungenes Body-Horror Melodram, an dem es von der Geschichte her nicht viel zu verbessern gibt. Ja gut, vielleicht sind die Effekte gealtert, aber das allein ist doch kein Grund … ächz.
Auch hier gab es eine Fortsetzung von Regisseur Chris Walas, die nicht im Ansatz mit dem Werk von Cronenberg mithalten konnte.
Es ist in meinen Augen sinnlos darüber zu diskutieren, ob diese Reboots, Remakes, Neuinterpretation und der ganze aufgewärmte Käse wirklich gebraucht wird – er wird gemacht, weil er genügend Anklang findet. Deshalb stellt sich die Frage der Notwendigkeit gar nicht. Hier diktiert das Publikum.
Worüber man diskutieren kann, ist die Frage der Umsetzung, des Wer und Wie mit Wem Wo Weshalb Was tut. Darüber lässt sich fröhlich streiten. Was mich selbst angeht, ich lehne Neuverfilmungen nicht generell ab. Es gibt genügend Stoffe, die man durchaus wiederholt erzählen kann und zeitgemäß adaptiert kann das eine spannende und unterhaltsame Angelegenheit sein.
Ich frage mich nur, weshalb Studios das Riskio eingehen, Filme zu verarbeiten, die in sich gar nicht besser gemacht werden können. The Matrix und Die Fliege sind auf ihre Art unantastbar, weil man an ihnen nicht wirklich etwas verbessern kann. So wie sie sind, wurden sie zu dem, als was sie jetzt gesehen werden – Meisterwerke, die in der einen oder anderen Form Maßstäbe gesetzt haben. Die Filme haben oft erst ermöglicht, was Jahre später im Film zur Selbstverständlichkeit wurde.
Wenn die Remakes beider Filme nicht einen ähnlichen Weg gehen, den sowohl Peter Jackson 2005 mit King Kong gegangen ist wie auch Jordan Vogt-Roberts mit Kong: Skull Island, dann werden die Neuauflagen durchfallen.
Beide Kong-Filme haben das Thema schlicht radikal anders interpretiert. Jackson hat eine Art von romantischem Drama geschaffen. Er hat zwar den Ur-Kong recht werkgetreu neuverfilmt, zugleich aber deutlich verfremdet (und mit Jack Black fehlbesetzt). Vogt-Robert wiederum schuf aus dem Stoff einen monumentalen Monsterfilm voller Biester und Action, eigentlich eine Art von Kriegsfilm. Beide Filme spielen zu einer anderen Zeit und gehen sich damit aus dem Weg. In dieser Form lassen sich alte Stoffe auf interessante Weise neu interpretieren. So müsste man, glaube ich, auch die aktuellen Neuauflagen angehen – radikal anders als ihre Vorgänger.
Aber was weiß ich.
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Der Beitrag [THEMA FILM]: Der Reboot von The Matrix und The Fly erschien zuerst auf Kultplatz.net …
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