Inhalt: Über einem Höhlenlabyrinth liegt das Mordock Cave Hotel, bei Touristen sehr beliebt. Ein Familienbetrieb, geführt von Vater und Sohn Mordock. Beide legen Wert auf ihre Traditionen: Zimmer 115 ist stets für die attraktiveren Gäste reserviert. Nach einem Stromausfall wird die Mordock-Höhle für eine Touristengruppe zur Falle. Es ist dunkel. Es gibt keinen Ausweg. Und bald merken die Eingesperrten, dass in der Finsternis jemand lauert. Die Mordocks – und noch etwas anderes. Etwas, das Blut riecht. Etwas, das Fleisch will …
Richard Laymon: Die Familie
(OT: Midnight’s Lair, 1988) Heyne 04/2013; ISBN: 978-3-453-67625-1; Seiten: 335; Übersetzung: Marcel Häußler; Ausstattung: Taschenbuch, Prägecover
Weil das hier ein Roman von Richard Laymon ist, finden sich darin allerlei vertraute und liebgewonnene Elemente, die seine Bücher auszeichnen. Die irren Typen, der sehr oft voyeuristisch-unangenehme Sex, die ungebremste Gewalt, der oft höhnische Humor, der zur Selbstironie neigt, das absurde Setting und das hohe Tempo. Und so weiter …
Kurz: überaus unterhaltsam. Die Fundgrube, aus der Laymon seine Schnapsideen für Schauplätze und Handlung gezogen hat, die würde ich echt mal gern besuchen. Dem Mann war nichts zu bescheuert, um es nicht zu nehmen, zu würzen, durch den Fleischwolf zu drehen und dem Leser als leckeres Häppchen vorzusetzen.
Wenn der Unsinn, wie in diesem Fall, gelungen ist, bereitet Laymon ein geradezu diebisches Vergnügen. Zum einen, weil man ahnt, was kommen wird und wie deftig er es präsentiert, zum anderen, weil er trotzdem immer wieder eine Überraschung oder unerwartete Wendung in der Handlung aus dem Ärmel geschüttelt hat.
Das delikate Thema Menschenfresserei präsentiert sich hier im Gewand eines typischen 1980er Jahre Horrortrips, soll heißen, politisch unkorrekt – was überaus fein ist, mit nackten Brüsten und Sex, und – das macht die Sache so richtig unterhaltsam – ohne Rücksicht auf Sinn oder Unsinnigkeit, frei von jedem Versuch der Erklärung oder Rechtfertigung.
Die Familie ist ein rundum vergnüglicher Roman, der gar nicht mehr sein will als pure, effektive Unterhaltung und als solches ist das Buch ein Volltreffer. Eben Richard Laymon in guter Form. Ein ausgezeichneter Laymon glänzt mit allem, was das Genre im Angebot hat, ein schlechter Laymon bietet immer noch Einblicke in den Schaffensprozess eines Romans.
Richard Laymon ist (fast) immer ein Gewinn. Die Familie ist ein vergnüglicher Horrortrip.
Kurz gesagt:
- deftig
- schnell
- fetzig
Fazit: kurzweiliger Spaß, überaus vergnüglich
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