Inhalt: Vierzehn Jahre sind vergangen, seit die Invasion der Marsianer Englands Städte in Schutt und Asche legte. Vierzehn Jahre, seit die Angreifer vom roten Planeten an den Mikroben der Erde zugrunde gingen. Seitdem herrschen Frieden, Wohlstand und Fortschritt. Als man erneut den Start von Marsraketen beobachtet, macht sich daher keiner Sorgen – bis auf Walter Jenkins. Und er hat recht. Denn die Marsianer kommen zurück. Und sie wollen nur eins: Rache.
Originaltitel: The Massacre of Mankind (c) 2017; Heyne Verlag 11/2017; Seiten: 592; Übersetzung: Peter Robert; Ausstattung: Paperback, eBook
Rezension: Um gleich zwei essentielle Dinge aus dem Weg zu räumen: Das ist keine Actionstory. Das Buch ist klein gedruckt und man kann den Umfang des Romans nur unterschätzen – er ist gewaltig. Und phantastisch!
Nach Die Zeitmaschine hat Stephen Baxter nun also Krieg der Welten (ursprünglich erschienen 1898) mit einer Fortsetzung versehen. Sehr geschickt an den Stil von H.G. Wells angepasst, erzählt Baxter hier quasi eine Alternativweltgeschichte – schließlich gab es nie eine Invasion, auch wenn Orson Welles seinerzeit (1938) mit einem Radio-Hörspiel eine entsprechende Panik ausgelöst hatte.
Baxter hat ein großes Epos verfasst, dessen Geschichte sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt und bei der Lektüre viel Spaß macht – die Unterschiede zur Realität und ihre Verknüpfungen mit historischen Figuren und Fakten ist richtig gut gelungen. Das Buch mag kein Action-Roman sein, bietet aber tatsächlich jede Menge Action, deren tatsächlicher Umfang ein wenig von der altmodischen Sprache verdeckt wird.
Das Ende der Menschheit erscheint mir rundum gelungen. Baxter ist ein Meister darin, monströse Stoffe anzugehen und vollkommen glaubwürdig und spannend zu erzählen. Man denke nur an verschiedene Romane seines Xeelee-Zyklus, an Die Zeitschiffe, die andere Fortsetzung von H.G. Wells, an die wunderbare Future History, die er gemeinsam mit Alastair Reynolds verfasst hat – Die Medusa-Chroniken, in denen er übrigens eine Story von Arthur C. Clarke fortgesetzt hat. Man denke nur an Evolution, das schier unglaubliche Epos einer Geschichte vom Beginn des Lebens auf der Erde über Jahrmillionen hinweg.
Das Ende der Menschheit glänzt mit großer Besetzung, mit umfangreicher, gut durchdachter Handlung, Detailreichtum und sorgfältig recherchierten Elementen, mit einer spannenden Erzählweise, mit all dem Bombast, der Baxter ausmacht und den er so sicher beherrscht. Der eigenwillig altmodische Stil, den er hier zur Anwendung gebracht hat (“Telephon”) ist für viele Leser sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber es lohnt sich. Der Roman beflügelt die Fantasie und lässt eine Welt wiederauferstehen, die es in dieser Form (nicht?) gegeben hat.
Ich habe das Buch seit einigen Tagen fertig gelesen und seitdem liegt es neben dem Computer und wartet darauf, besprochen zu werden. Mir ist bisher nicht ein Kritikpunkt eingefallen, kein störendes Element, nichts zu bemängeln. Ich mag diesen Ziegelstein von Roman sehr gern, so wie ich viele Romane von Baxter sehr schätze. Auch die Charaktere, von denen nicht alle unbedingt sympathisch sind, hat Baxter treffend und sehr gut gezeichnet. Sie stecken bis unter die Hutspitze in ihren englischen Vorurteilen gegen den Rest der Menschheit fest, wie sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts alltäglich waren und wie sie die Briten durchaus auch noch heute erkennen lassen. Was die Figuren von sich geben, ist jenseits jeglicher (so oft abstoßend übertriebener) political correctness, dafür authentisch im historischen Kontext.
Und deshalb sei Das Ende der Menschheit hiermit uneingeschränkt allen Lesern empfohlen, die spannende, gut durchdachte Alternativwelt-Historien mögen und mit einem gut geschriebenen Roman leben wollen, der viel Action bietet, ohne ein Action-Roman zu sein. Stephen Baxter hat wieder einmal gezeigt, wie verdammt gut er ist, trotz der irritierenden Menge an Büchern, die er rausbringt – und die nicht unbedingt zu den schlanksten Werken der Gegenwartsliteratur gehören.
Toller Autor. Tolles Buch.
Kurz gesagt:
- faszinierend
- durchdacht
- fesselnd
Fazit: Uneingeschränkte Empfehlung
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Stephen Baxter: The Massacre of Mankind [meine Rezension] als Hardcover, Paperback und eBook bei Amazon …
H.G. Wells: Krieg der Welten … als Taschenbuch und eBook bei Amazon … (Dieser Roman liegt, weil frei verfügbar, in verschiedensten Übersetzungen und Ausgaben bei unterschiedlichen Verlagen vor. Mein Vorschlag wäre deshalb das neu übersetzte Taschenbuch, in dem die originale englische Version beigefügt ist und das eBook, bei dem man aufgrund des Verlags von einer weiteren, niveauvollen (!) Neuübersetzung ausgehen kann – und das alles zu vernünftigen Preisen.
Stephen Baxter / Alastair Reynolds: Die Medusa Chroniken [meine Rezension] als Paperback und eBook bei Amazon …
Stephen Baxter: Evolution … als Taschenbuch und eBook bei Amazon …
Stephen Baxter: Zeitschiffe … als eBook bei Amazon …
H.G. Wells: Die Zeitmaschine … als Taschenbuch und eBook bei Amazon … auch hier ist das Taschenbuch die dt./engl. Version – mit einer neuen Übersetzung, und das eBook eine andere (!) Neuübersetzung.
Die Xeelee-Romane von Baxter haben einen gewaltigen Vorteil: Sie sind voneinander völlig unabhängig. Man braucht sie in keiner bestimmten Folge lesen, um die Geschichte zu verstehen. Sie hängen über Anspielungen und über das schiere, an die Grenzen des Verstehens gehende Dimension der Handlung zusammen, aber durchaus einzeln lesbar. Besonders eingenommen bin ich von den ersten fünf Büchern der Serie. Sie sind mir richtig ans Herz gewachsen.
Der Xeelee Zyklus von Stephen Baxter:
— Raft; 1991 – dt. Das Floß … als eBook bei Amazon …
— Timelike Infinity; 1992 – dt. Das Geflecht der Unendlichkeit … als eBook bei Amazon …
— Flux; 1993 – dt. Flux … als eBook bei Amazon …
— Ring; 1994 – dt. Ring … als eBook bei Amazon …
— Vacuum Diagrams; 1997 – dt. Vakuum Diagramme (Erzählungen) … als eBook und Taschenbuch bei Amazon …
— Xeelee: Endurance; 2015 (Erzählungen), keine dt. Ausgabe
Destinys Children – ein dazu gehöriger Sub-Zyklus:
— Coalescent; 2003 – dt. Der Orden … als eBook bei Amazon …
— Exultant; 2004 – dt. Sternenkinder … als eBook bei Amazon …
— Transcendent; 2005 – dt; Transzendenz … als eBook bei Amazon ...
— Resplendent; 2006 (Erzählungen), keine dt. Ausgabe
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