Inhalt: Wir schreiben das Jahr 2027, und seit einer mysteriösen Katastrophe vor zehn Jahren, ist Dunkelheit über die Welt hereingebrochen: Auferstandene, sogenannte Quazis, leben nun Seite an Seite mit den Menschen. Eine Tatsache, die dem Moskauer Polizisten Denis Simonow überhaupt nicht gefällt, schließlich wurden seine Frau und sein wenige Monate alter Sohn einst von den Auferstandenen getötet. Als ihm dann auch noch der Quazi Michail Bedrenez als Partner zugeteilt wird, hat Simonow zunächst die Nase voll. Doch dann kommen er und Bedrenez einer Verschwörung auf die Spur, die das Leben von Menschen und Quazis gleichermaßen bedroht. Ein Fall, den sie nur gemeinsam lösen können …
Biblio: OT: кваzи, 2016; Verlag: Heyne 12/2017; Seiten: 416; Übersetzung: Anja Freckmann
Rezension: Eines gleich vorweg: Der Inhalt ist ein Vergnügen. Übersetzung und Lektorat sind es deutlich weniger. Da hat Heyne mal wieder an allen Ecken und Enden gespart und damit Ärgernisse verursacht. Könnte ich russisch, würde ich auf diese Ausgabe gern verzichten. Das größte Ärgernis ist schon mal, dass die Untoten als Aufständische bezeichnet werden. Das irritiert vollkommen, denn sie tun nichts, um diese Bezeichnung zu verdienen. Liest man dann anderswo, dass es eigentlich Auferstandene heißen sollte – was auch absolut logisch und naheliegend ist, dann Hand an die Stirn klatsch.
Nun denn. Ein Quazi ist quasi (ächz, sorry) das, was man wird, wenn man stirbt, wiederaufersteht und danach nochmal transformiert. Man sieht dann aus, als wäre man dem Film Avatar entsprungen und verfüge über die Emotionalität von Mr. Spock (der von Leonard Nimoy).
Der Quazi Bedrenez und der Mensch Simonow sind einander so sympathisch wie Will Smith und sein Ork-Partner in Bright, nur dass Lukianenko aus dem uralten Schema einen tatsächlich spannenden und sehr unterhaltsamen Roman gestrickt hat, dessen Umgang mit dem Zombie-Thema eine beinahe radikale Neuerung darstellt. (Film = Scheiße, Roman = super!)
Quazi ist Buddy-Cop, Politthriller, Science Fiction, Splatter, Comedy und Lukianenko würfelt sehr geschickt alle Handlungselemente, Stränge, die Irrungen und Wirrungen der Ermittlungen durcheinander, ohne aus dem Gleichgewicht zu kommen. Nun gut, der Autor folgt dabei seinem persönlichen Schema, das man nach ein paar Büchern schnell erkennt, aber der im Vergleich komplett andere Inhalt macht die Lektüre zu einem erfrischenden Vergnügen.
Ich mag Lukianenko, auch wenn ich seine Wächter-der-Nacht-Serie absolut satt habe, deren Handlungen in jedem Buch fast auf die Seite genau nach dem selben Muster ablaufen. Aber der Autor hat eine ganze Menge mehr und interessanterer Werke geschrieben – und Quazi ist in Sachen Unterhaltung und Originalität ziemlich vorn im Spitzenfeld.
Würde das Buch nicht unter der miesen Behandlung durch den Verlag leiden, es wäre absolut toll. Wer russisch kann, wird wahrscheinlich besser beraten sein, zur Originalfassung zu greifen, für uns andere bleiben nicht viele Alternativen als die schludrige Heyne-Ausgabe. Sehr schade. So macht man sich nicht unbedingt bei den Lesern beliebt und so sorgt man auch nicht dafür, dass das Buch ausreichend Publikum findet. Und das wäre wichtig, weil Quazi der erste Band einer Reihe ist. Und Heyne hat eine böse, langjährige Geschichte, was das Einstellen von Zyklen mittendrin betrifft – das betrifft auch Lukianenko: Bd. 1: Labyrinth der Spiegel, Bd. 2: Der falsche Spiegel, Bd. 3: nicht übersetzt
Quazi ist ein sehr guter Unterhaltungsroman mit Witz und originellen Ideen, der bis zur letzten Seite in den Bann zieht und köstlich unterhält. Das Buch leidet bloß an der lieblosen Behandlung des deutschen Verlags.
Kurz gesaagt:
- originell
- witzig
- spannened
Fazit: sehr feine Geschichte eines gewitzten Erzählers
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Der Beitrag [REZENSION]: Sergej Lukianenko: Quazi erschien zuerst auf Kultplatz.net …
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