Inhalt: Man nennt es das „Horrorhaus“, denn vor Jahren hat es hier eine ungeklärte Mordserie gegeben. Inzwischen ist es eine Touristenattraktion, täglich besucht von zahllosen Neugierigen. Doch dann gibt es einen neuen Mord. Und noch einen. Und nach und nach stellt sich heraus, dass dies kein gewöhnlicher Killer ist – dass im Keller des Hauses eine Kreatur lebt, die alles andere als menschlich ist. Und sie fängt gerade erst an…
Richard Laymon: Der Keller
(3 Romane in 1 Band) (OT: The Cellar, 1980; The Beast House, 1986; The Midnight Tour 1998); Heyne Pb, ca. 1232 Seiten; ISBN: 978-3-43351-9
Dieses monströse Werk ist eine Trilogie, deren einzelne Romane über verschiedene Neben- und Hauptfiguren aneinandergekettet werden, wobei Hauptfiguren eines Buches zu Nebenfiguren eines anderen Romans werden und umgekehrt.
Die Geschichte dreht sich um den Keller eines Hauses, der im Laufe eines Jahrhunderts immer wieder mit grässlichen Morden in Verbindung steht. Das Haus selbst lernt der Leser kennen, als es schon seit vielen Jahren als billige Attraktion vermarktet wird.
Das Buch selbst beginnt mit der Geschichte einer Frau, die mit ihrer kleinen Tochter vor ihrem Ehemann auf der Flucht ist, ein psychopathischer Vergewaltiger und Kinderschänder, der aus dem Gefängnis entlassen wurde und jetzt mordend und schändend hinter seiner Familie her ist.
Richard Laymon schaffte es mit diesen Romanen, den Ekelfaktur extrem zu steigern, da er Figuren wie den Kinderschänder brutal, realistisch und sehr explizit schilderte und auch die Taten detailiert vor dem Leser ausbreitete. Von daher ist dieser Ziegelstein von Buch nichts für Zartbesaitete Leser.
Dazu kommt, das die Dinge, die in dem Keller geschehen, derartig brutal, detailliert, blutig und drastisch geschildert werden, das Lesern, die nie mit Splatter zu tun hatten, ganz anders werden könnte. Gedärme, Blut, Körperteile, alles sehr detailfreudig zweckentfremdet. Ich kann gar nicht sagen, wie of Leuten in diesem Buch das Gesicht vom Schädel gerissen wird, wie oft noch Lebenden in den Eigeweiden herumgewühlt wird, würg.
Und der dritte Faktor, der diese Romane so aussergewöhlich macht, ist die relativ explizite Pornographie. Da wird gefickt, gelutscht, geblasen was das Zeug hält. In den ersten beiden Romanen wimmelt es nur so von Blut und Sperma, das dritte Buch steckt da ein klein wenig zurück, verwickelt dafür mehr Figuren in merkwürdige Verhältnisse und kranke Gedankengänge.
Faszinierend ist auch, das es dem Autor über all die Jahre gelungen ist, nie den Anschluss an die vorherigen Bücher zu verlieren und immer einen Weg zu finden, eine Fortsetzung anzuhängen, die sogar logisch weitergeführt erscheint. Im Laufe der vielen Jahre, die dieser Handlungsbogen umspannt, findet eine nachvollziehbare Entwicklung statt. Neue Zeiten, neue Herausforderungen, neue Lösungen. Wirklich spannend. Laymon ist (war) ein Phänomen. Selbst wenn er sich für seine Verhältnisse dezent ausgedrückt hat, seine Bücher haben alle eine krank anmutende Ader. Das hebt sie deutlich über den üblichen Einheitsbrei heraus, den die durchschnittlichen Auftragswerke darstellen.
Natürlich hat Laymon Unterhaltung geschrieben, vordergründig, derb, effektiv und auf einen Schockeffekt zielend. Aber so wie bei Jack Ketchum oder natürlich auch Chuck Palahniuk kann man aus seinen Büchern einen Subtext herauslesen. Alltag, Kultur, Gesellschaft, Normen, Durchschnittlichkeit, Gerechtigkeit, alles Themen, die sich bei Laymon finden lassen, wenn man will. Wenn nicht, so bietet sich doch bemerkenswerte Unterhaltung für starke Nerven und Mägen. Und einen saftigen Liebesakt zu lesen, bei dem der Mann im Augenblick des abspritzens geköpft wird, das hat auch einen ganz eigenen Unterhaltungswert – um es mal so auszudrücken.
Kurz gesagt:
- monströs umfangreiche Trilogie
- durchgehens spannend
- unglaublich obszön und brutal
Fazit: Ultraderb, ultraordinär, äusserst spannend. Absolut lesenswert.
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