INHALT: Queer*Welten ist ein vierteljährlich erscheinendes queerfeministisches Science-Fiction- und Fantasy-Zine, das sich zum Ziel gesetzt hat, Kurzgeschichten, Gedichte, Illustrationen und Essaybeiträge zu veröffentlichen, die marginalisierte Erfahrungen und die Geschichten Marginalisierter in einem phantastischen Rahmen sichtbar machen. Außerdem beinhaltet es einen Queertalsbericht mit Rezensionen, Lesetipps, Veranstaltungshinweisen und mehr.
In dieser Ausgabe:
Nebelflor von Annette Juretzki (Kurzgeschichte)
Feuer von Lena Richter (Kurzgeschichte)
Die fortgesetzten Abenteuer des Spaceschiffs Plastilon von Jasper Nicolaisen (Ballade)
Die Heldenfresserin von Anna Zabini (Kurzgeschichte)
Von Orks, Briten und dem Mythos der Kriegerrassen (Teil 1) von James Mendez Hodes (Essay)
MAGAZIN: Hrsg. Judith Vogt, Kathrin Dodenhoeft & Lena Richter, Queer*Welten 01-2020, Heft und Ebook, 56 S., Ach je Verlag 2020
REZENSION: Wie gewohnt halte ich mich jenseits der Inhaltsangabe mit der Schilderung der Inhalte zurück. Allgemein sei gesagt, die literarischen Beiträge des Magazins sind eine Entdeckung wert und werden den thematischen Vorgaben des Magazins auf unaufdringliche, aber eindringliche Weise mehr als gerecht. Nebelflor ist eine starke, stimmungsvolle Story, eine Art Fantasy-Gespenstergeschichte. Feuer ist eine spannende, originelle Story, eine Art Action-Geschichte über Amazonen und Monster. Die Heldenfresserin ist eine wunderbar quersitzende Gehirnverdrehung über verschiedene Perspektiven einer Geschichte. Die fortgesetzten Abenteuer des Spaceschiffs Plastilon … ich weiß den Witz dieser Ballade zu schätzen, auch wenn sie etwas unrund daherkommt und um es grob zu sagen, bei Strophen-Literatur bin ich auf Edgar Allan Poe fixiert, was in diesem Fall irgendwie ungerecht ist.
Was den Essay Von Orks, Briten und dem Mythos der Kriegerrassen (Teil 1) angeht, dieser Beitrag ist der große Schwachpunkt des Magazins. Nicht unbedingt des Inhalts wegen, Tolkien auf Rassismus zu untersuchen und diesen in seinem Werk zu finden ist, wie aufgezeigt wird, durchaus notwendig. Leider ist der fast aggressiv selbstgerechte Stil des Autors dazu angetan, seinem Werk das Niveau und die Glaubwürdigkeit abzugraben und die Seriosität des Inhalts anzuzweifeln. Der Essay lädt nicht dazu ein, Tolkien anders zu sehen, sondern stößt kontraproduktiv ab.
Jeder Geschichte vorangestellt ist eine Art Triggerwarnung zu den Elementen des Inhalts. Definitiv ein Alleinstellungsmerkmal im Bereich der Anthologien (und Queer*Welten ist formell eine Anthologie). Ob das nötig ist, darüber lässt sich vortrefflich diskutieren. Subjektiv gesehen erscheint es mir nicht notwendig. Zum einen neigen die Inhalte nicht zu Extremen, vor denen gewarnt werden muss. Genre-Leser*innen wissen im Allgemeinen recht gut, was ihnen unter die Augen kommen kann. Zum anderen sorgt mich eher, dass diese Warnung vielleicht in dem einen oder anderen Fall dazu führt, dass eine Story unverdient gemieden wird. Aber schräg ist die Warnung und damit passend zum Magazin. Und somit durchaus nicht fehl am Platz. Hallo, Schizophrenie.
Literarisch ist Queer*Welten ein sehr guter erster Auftritt für das Magazin, das weder Scheu vor recht kurzen Texten (Die Heldenfresserin) noch vor ungewöhnlicher Präsentation (ein riesenlanges Gedicht) zeigt. Der Umfang des Hefts passt zum Fanzine oder auch zum Heftroman, also sehr überschaubar. Enttäuschend ist der Essay, der bedauerlich auf das Niveau des Hefts drückt.
Zusammenfassung:
- Anspruch/Stil: **** sprachlich vielfältig und teils gewitzt
- Gewalt/Gore: *** im angenehmen Rahmen ohne Extreme
- Sex/Perversion: * nicht wirklich, nicht vermisst
- Unterhaltungwert: **** absolut ja
- Gesamteindruck: **** wenn der Essay nicht wäre
Kurz gesagt: Literarisch eine sehr schöne Sache, der Essay ist kontraproduktiv
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Der Beitrag [REZENSION]: Queer*Welten 01.2020 erschien am 29.08.2020 auf Kultplatz.net …
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