INHALT: Auf der Siliziuminsel im Südwesten Chinas wird der Elektronikschrott der ganzen Welt recycelt. Inmitten von giftigen Dämpfen und verseuchter Hardware suchen die Müllmenschen nach Verwertbarem. Als eines Tages eine amerikanische Firma die Siliziuminsel modernisieren will, wird das labile Gleichgewicht zwischen den chinesischen Behörden, mächtigen Mafiaclans und internationaler Machtpolitik gestört. Arme und Reiche, Chinesen und Ausländer finden sich in einem Krieg um die letzte Ressource der nahen Zukunft wieder – den Menschen.
BUCH: Originaltitel: 荒潮 (Huang chao), 2013; Heyne Verlag 09/2019; Seiten: 480; Übersetzung: Marc Hermann …
REZENSION: Die Geschichte ist höchst interessant, bietet in Teilen einen faszinierenden und zu gleich gruseligen Ausblick auf eine Zukunft, die in dieser oder sehr ähnlicher Form wohl kommen kann. Von daher ist Die Siliziuminsel eine bannende Geschichte, bei der vielleicht einzelne Aspekte der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung zu kurz kommen.
Mühsam wird die Lektüre leider durch die Erzählweise, die unrund ist. Etwas sprunghaft vielleicht, wie es asiatisches Kino sein kann (vorwiegend chinesische und japanische Filme fallen in der Hinsicht immer wieder auf). Nur ist der Roman selbst zu behäbig, um diese Eigenheit zu übergehen. Und so wird das Buch bei aller Faszination ein wenig anstrengend.
Geholfen hat mir auch nicht wirklich, dass ich mich ein wenig, auch wenn es völlig verschiedene Geschichten sind, an Battle Angel Alita (die Mangas, nicht den Film) erinnert gefühlt habe. Und die Geschichte selbst, die einen kleinen Beigeschmack einer Messias-Geschichte aufweist, nun gut, dramaturgisch schon gut so, aber irgendwie ist es einfach die unrunde Trägheit, die all diese Elemente, die für sich genommen großartig sein könnten, etwas störend geraten lässt.
Letzten Endes stehe ich dem Roman mit eher gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits ist es eine bildkräftige, apokalyptische Dystopie, andererseits eine Geschichte, die ihren eigenen Vorgaben nicht gerecht wird. Und vielleicht ist der eigentliche Fehler meine Erwartungshaltung an den Roman. Wer weiß.
Zusammenfassung:
- Anspruch/Stil: *** etwas wankelmütig erzählt, gute Sprache
- Gewalt/Gore: *** im erwartbaren Rahmen
- Sex/Perversion: * kein Thema
- Unterhaltungwert: *** durchschnittlich
- Gesamteindruck: *** gute Gedanken, unrund umgesetzt
Kurz gesagt: Ein Buch, das ein wenig über seinen eigenen Stil stolpert …
Qiufan Chen: Die Siliziuminsel [Rezension] …
Der Beitrag [REZENSION]: Qiufan Chen: Die Siliziuminsel erschien am 23.01.2020 auf Kultplatz.net …
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