INHALT: Tool lebt in einem Land, das früher einmal Amerika war. Doch nach Klimakatastrophen und Bürgerkriegen ist dort nichts mehr, wie es einmal war. Auch Tool ist kein normaler junger Mann, sondern ein Halbmensch, dessen DNA mit der von Raubkatzen gekreuzt wurde, um ihn zu einer perfekten Killermaschine im Dienste des Systems zu machen. Doch Tool kann entkommen und entdeckt etwas, von dem er niemals hätte erfahren dürfen: den freien Willen. Er schließt sich einer Gruppe von Rebellen an, steigt schließlich sogar zu ihrem Anführer auf und verschreibt sein Leben dem Kampf gegen die Ungerechtigkeit.
Paolo Bacigalupi: Tool [Rezension] … Taschenbuch … Kindle Edition … bei Amazon … Originaltitel: Tool of War, 2017; Heyne 11/2018; Seiten: 384; Übersetzung: Norbert Stöbe
Tool ist das große Finale der Trilogie, die mit Schiffsdiebe und Versunkene Städte schon zwei großartige Romane geliefert hatte. Bacigalupi ist ein Meister der Near-Future, seine Romane sind weder ausgemachte Dystopien noch reine Utopien, er schreibt spannende, fesselnde, oft sehr intensive Romane über eine der möglichen Zukünfte, die auf uns Menschen wartet.
Dieser finale Roman der Trilogie macht aus den Büchern eine Möbiusschleife, indem er die Nebenfigur des ersten Buches zur Hauptfigur des dritten Romans macht und umgekehrt. Das jedoch unter dem Vorbehalt, dass Tool im ersten Roman tatsächlich nur eine Nebenfigur war und nicht die eigentliche, wenngleich heimliche Hauptfigur. Denn das ist irgendwie der Eindruck, der sich hier gewinnen lässt.
Tool – menschlicher als jeder Mensch
Tool kann unabhängig von den Vorgängern gelesen werden und bietet tadellose Unterhaltung. Will man einen richtigen Action-Roman lesen, bitte sehr. Möchte man darüber grübeln, was die Menschen aus der Welt gemacht haben, bitte sehr. Will man sich aufbauen, bitte sehr. Will man seine schlimmsten Befürchtungen über die Zukunft bestätigt sehen, bitte sehr.
Bacigalupi schafft es, Widersprüche zu vereinen und aus diesem Konglomerat von inkompatiblen Eindrücken einen runden, in sich ruhenden Roman mit dichter Handlung, Charakteren, die bewegen und sehr viel oftmals brutaler Gewalt zu kreieren. Das gelingt nur, weil der Autor über den Weg dieser drei Romane sehr sorgfältiges World-Building betrieben und damit ein rundum glaubwürdiges Szenario erschaffen hat. Darin ist Bacigalupi wirklich gut.
Diese Widersprüche transportiert der Roman hauptsächlich über seine Titelfigur, Tool, das Konstrukt, dessen Bestimmung es ist, dem Menschen zu Willen zu sein und als Kanonenfutter herzuhalten. In dieser Hinsicht gleicht Tool den Replikanten aus Blade Runner, doch im Gegensatz zu diesen ist nicht einmal sein Erscheinungsbild menschlich, obwohl er menschlicher agiert als seine Schöpfer.
Die Zukunft ist Chaos
Es ist nicht zwingend nötig, die Trilogie von Beginn an zu lesen. Man versteht Tool ohne Schwierigkeiten. Aber trotzdem wäre meine Empfehlung, zum Einstieg tatsächlich mit Band 1 zu beginnen. Zu viele Dinge gehen verloren, kennt man nicht die Vorgeschichte, ganz egal, ob das Buch unabhängig lesbar ist. Vor allem hilft es, in diese Zukunft einzutauchen und die Stimmung in sich aufzunehmen. Und – er schafft Charaktere, die bei der Lektüre nicht kalt lassen. Man mag sie oder nicht, man wünscht ihnen heil davonzukommen oder man wünscht ihnen die Pest an den Hals. Und das Gefühl einer Figur gegenüber muss nicht gleichbleiben, kann im Lauf eines Romans wechseln. Und – man fürchtet um die Hauptfiguren, in diesem Fall um die Kreatur, das Konstrukt Tool, weil es bei diesem Autor nicht zwangsweise ein gutes Ende geben muss. Aber wie genau es kommt, ob positiv oder negativ, das findet man erst ganz zu Ende raus.
Paolo Bacigalupi ist ein exzellenter Autor, der es genau versteht, dichte und bewegende Geschichten voller Farben und Gerüche zu erzählen. Ich mag ihn sehr.
Kurz gesagt:
- spannende Geschichte
- höchst eigenwillige Hauptfigur
- sehr gut geschrieben
Fazit: absolut eine Empfehlung
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Der Beitrag [REZENSION]: Paolo Bacigalupi: Tool erschien am 17.11.2018 auf Kultplatz.net …
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