INHALT: Nate Nasty ist Leadsänger einer der angesagtesten Punkbands. Seine Bühnenshow ist echt widerwärtig, aber hey, es ist nur Show …
Doch sein Benehmen im Alltag ist etwas ganz anderes. Mit Berichten über sein anzügliches und dreckiges Verhalten, über das fast täglich in den Zeitungen geschrieben wird, hat er sich den Ruf eines der größten Monster der Musikszene erworben. Aber wie viel davon stimmt?
Carolyne Brown weiß, dass die Leute genug von diesem Dreckskerl haben. Zeit, den Punk mal so richtig zu splattern!
REZENSION:
Das ist nun schon das zweite Buch von Matt Shaw, das mich richtig ärgert. Das erste war der Sonderband zur (nicht stattgefundenen) Buchmesse Leipzig – der Doppelband mit den zwei Tentakelporno-Romanen (das nichts weiter als grottenschlecht geschriebene, erdachte und umgesetzte Scheiße war, bei der ich nicht verstehe, wie sie ausgerechnet Festa passieren konnte – ich habe es nicht rezensiert, so geärgert hatte mich dieses Machwerk).
Auch sonst muss ich sagen, ist der gute Mann doch mehr eine gemischte Erfahrung als ein reines Vergnügen. Seine besten Bücher waren Kooperationen – einmal mit Wrath James White bei Boys Night und mit Michasel Bray bei Monster.
So, was nun an Splatter Punk bringt mich auf die Palme? Dass das Buch nicht im Ansatz dem Cover gerecht wird. Es ist die dünne, schlecht geschriebene Geschichte eines Arschlochs von Musiker, der für seine beschissenes Benehmen zur blutigen Rechenschaft gezogen wird.
Waswerwie?
Daran störend ist das “was”. Hier führt die Inhaltsangabe in die Irre, der Vorwand und die Ausführung sind absolut schwachsinnig und selbst ihm Rahmen einer absurden Splattergeschichte an den Haaren herbeigezogen.
Dann wäre da das “wer”. Nate Nasty und Carolyne Brown sind absurd. Nate sowieso, weil es seine Aufgabe ist. Carolyne deshalb, weil Matt Shaw mit ihr nicht viel anfangen konnte und sie deshalb zu einer in sich widersprüchlichen Nebenfigur degradiert hat, obwohl sie viel Platz im Buch bekommt.
Und dann ist da das “wie”. Gottverdammt, wenigstens richtig kranken Sadismus und ordentliches Splattern könnte man erwarten. Deswegen liest man doch so ein Buch. Aber nein, Shaw liefert nicht. In Sachen Folter ist das Buch lahmarschig. Ich habe keine ausgefeilte Folterorgie erwartet, sondern schlichtes und brutales Gemetzel. Das ist alles. Blutströme, ein wenig Innereien, nettes Werkzeug. Mäh.
Rohrkrepierer
Richtig sauer stößt auch die Scheinmoral des Romans auf. Nate Nasty wird unter einem moralischen Titel gesplattert. Der Versuch, das als verlogen und scheinmoralisch vorzuführen, scheitert an der holprigen Erzählweise von Matt Shaw. Schade, denn das hätte dem Roman mehr Tiefe und Qualität und Bedeutung verliehen. So jedoch bekommt das Buch einen moralinsauren Nebengeschmack, der echt nicht hätte sein müssen. Auch das Vorwort dazu – es ist überkanditelt für das, was danach kommt.
Ich weiß nicht, wollte Matt Shaw den inszenierten Bad Boys auf der Bühne eins reinreiben – Leuten wie Marilyn Manson oder Rob Zombie? Indem er den Umgang von Nate Nasty mit seinen weiblichen Fans als verachtenswert, übergriffig, vergewaltigend schildert? Dann hat er es nicht geschafft. Die Szenen, in denen man bei einem guten Buch richtigen Hass auf Nate hätte entwickeln können, sind nur augenrollend schlecht geschriebene Exploitation, die ihr Ziel völlig verfehlt. Die Szenen lassen völlig kalt, und sind deswegen ein Ärgernis. Und die Sache mit dem männlichen Fan – Alter, so eine Scheiße!
Splatter Punk liest sich schlecht geschrieben – und das liegt nicht (!) an der Übersetzung. Dem Roman mangelt es an Fantasie und an der suggerierten Härte. Das Buch versucht zu polarisieren, ist dazu jedoch zu dumm, kurzsichtig, ignorant und unglaubwürdig. Splatter Punk ist auch nicht extrem, hat in der Reihe eigentlich nichts verloren. Es fehlt an Witz, okay, das muss nicht sein, hätte das Buch jedoch aufwerten können. Nate Nasty hätte ordentlich Potenzial zu höhnischem Witz und schwärzestem Humor.
Das Cover ist viel zu gut für das Buch.
Splatter Punk ist ein missratenes Buch, ein Rohrkrepierer, der alle Unterwartungen unterläuft. Obwohl so dünn, finde ich die Zeit, die ich zur Lektüre dafür aufgewendet habe, verloren und hätte sie gern zurück.
Zusammenfassung:
- Anspruch/Stil: ** schlecht geschrieben
- Gewalt/Gore: * unterläuft die Erwartungen
- Sex/Perversion: * Fehlanzeige
- Unterhaltungwert: ** sehr bescheiden
- Gesamteindruck: ** jämmerlich
Kurz gesagt: Schade, dass ich das Buch gelesen habe
BUCH: Festa Extrem Bd. 61, 12/2020; Originaltitel: Splattered Punk 2019; Seiten: 128; Übersetzung: Klaus Schmitz; Paperback und eBook beim Verlag …
Matt Shaw: Splatter Punk [Rezension] … Paperback und eBook beim Verlag …
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Der Beitrag [REZENSION]: Matt Shaw: Splatter Punk erschien am 07.01.2021 auf Kultplatz.net …