INHALT: Die Welt ist effizient wie nie. Jeder Mensch trägt von Geburt an ein Ino-Implantat in seinem Kopf. Wozu früher Handarbeit notwendig war, reicht inzwischen ein bloßer Gedanke. Der ehemalige Polizist Siegfried Tegethoff ist einer der letzten, der den Rückzug menschlicher Arbeit noch beklagt. Da taucht ein Mann auf, den es nicht mehr geben dürfte. Ausgestattet mit den Worten alter Meister und einer Brutalität, wie aus längst vergessenen Zeiten, erklärt er der Welt den Krieg.
Verlag: Edition Solar X, 2020; Seiten: 320
REZENSION: Der etwas steife, maschinell (!) wirkende Titel soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass der österr. Autor Joachim Angerer hier einen rundum gelungenen Thriller/Krimi vorgelegt hat, der in einer wenig wünschenswerten Zukunft spielt, die Huxley und Orwell zu Ehren gereicht. Philosophische Duelle, logische Überlegungen, klassische Ermittlungen, unendliche virtuelle Welten, all diese Versatzstücke fügen sich hier zu einem Roman zusammen, der in Details schwelgt, klassische Ermittlungsarbeit und überbordende Computerdominanz geschickt miteinander verbindet und philosophische Fragen zu Bewusstsein und künstlicher Intelligenz erörtert .
Wie viel Virtualität verträgt der Mensch und ist er nach übermäßiger Dauerkonsumation überhaupt noch ein Mensch? Und wo ist der Punkt, ab dem man eine KI nicht mehr von einem Menschen unterscheiden kann? Und – spielt das überhaupt eine Rolle, wenn man bis an diesen Punkt gelangt?
Klingt trocken und schwer? Mitnichten. Die maschinellen Technokraten ist ein spannender Thriller, nein, besser, ein mehrschichtiger Rätselkrimi. Nicht unbedingt die leichteste Kost, aber am Ende sehr belohnend. Und keine Sorge, es gibt auch die eine oder andere Explosion und Tote, die sich zwischen die Gedankenexperimente und Auslotungen von Ideen pressen und ihren Platz würdig verteidigen.
Ich lehne mich mal aus dem Fenster und ziehe folgenden Vergleich. Die maschinellen Technokraten würde als Story gut ins Universum des Blade Runner passen – des Films. Es ist zwar sonniger und es laufen weniger Androiden rum, die durchlöchert gehören, aber die philosophische Tendenz und das Hadern mit Menschsein und künstlicher Intelligenz, das stimmt überein.
Die maschinellen Technokraten ist ein Vorzeigewerk eines jungen Autors, von dem noch einiges an interessanter und herausfordernder Literatur zu erwarten ist. Angerer arbeitet zur Zeit an seinem dritten Roman. Seine Website erklärt ihn und seine Werke wohl besser, als ich es kann. Auch dort wimmelt es von Gedanken, Philosophien, Wissenschaften … gute Unterhaltung!
Zusammenfassung:
- Anspruch/Stil: ***** philosophisch, kriminell
- Gewalt/Gore: ** bescheiden, SF-Action
- Sex/Perversion: * nicht vorhanden, nicht vermisst
- Unterhaltungwert: **** hoch
- Gesamteindruck: **** mehrschichtiger Rätselkrimi
Kurz gesagt: Herausforderung auf mehreren Ebenen, sehr gut gelungen
Persönliche Anmerkung: Das Cover! Das Motiv mag ich, das gefällt mir und passt zum Inhalt, da gibt es nichts zu mäkeln. Allerdings ist das Layout und der Font der Titelschrift ein absolutes no-go. Das Grau ist zu blass, linksbündig sieht hier scheiße aus, und die Gesamtoptik bekommt durch diese Gestaltung einen übel verstaubten DDR-Mief, der das Buch weit unter seinem Wert verkauft. Ich gehe sogar soweit und behaupte, das Cover vertreibt potenziell interessierte Leser durch die Langeweile, die es verströmt. Das ist richtig schade und ginge deutlich besser. Und das Verlagslogo unten rechts ist … nein. Ein hingeschissener Fremdkörper. Fürchterlich. Der Autor hat echt mehr davon, wenn er das Buch als Self-Publisher neu auflegt und das Äußere deutlich umgestaltet.
Joachim Angerer: Die maschinellen Technokraten [Rezension] … eBook bei Amazon, Paperback beim Verlag …
Der Beitrag [REZENSION]: Joachim Angerer: Die maschinellen Technokraten erschien am 09.07.2021 auf Kultplatz.net …
Vielen lieben Dank für diese Rezension. Es ist immer schön, wenn ein Buch gut ankommt. Ich freue mich auf unser nächstes Gespräch.