Inhalt: An Monster unter dem Bett glaubt der 15-jährige Jim schon lange nicht mehr. Er hat ganz andere Probleme und Träume, wie z. B. seinen Loserstatus an der Schule zu verlieren, in Mrs.Pinktons Matheunterricht möglichst nicht an die Tafel gerufen zu werden und endlich, endlich, endlich die Aufmerksamkeit von Claire Fontaine, dem schönsten und coolsten Mädchen der Schule, zu erregen. Das ändert sich jedoch, als eines Abends eine gewaltige, haarige Pranke mit Krallen, so lang wie ein Unterarm, unter Jims Bett hervorschießt und ihn an den Füßen packt. Vor lauter Schreck wird Jim ohnmächtig und wacht kurz darauf in einer feuchten, schimmeligen Höhle wieder auf – er ist im Reich der Trolle gelandet …
Guillermo del Toro, Daniel Kraus: Trollhunters
(OT: Trollhunters; 2015) Heyne 10/20016; ISBN: 978-3-453-27049-7; Seiten: 416; Übersetzung: Felix Mayer; Ausstattung: Hardcover; Alter: ab 12
Trollhunters ist eine coole Sache. Es ist eine irgendwie eine mit für Guillermo del Toro typische Geschichte, angereichtert mit Elementen, die einfach nach dem Mann riechen – in positiver Hinsicht. Ich mag seinen im Grunde sehr sensiblen Umgang mit Kindern und den Ängsten, die sie begleiten, sein Verständnis für ihre Fantasie.
Auch weiß del Toro, wie viel an Brutalitäten und Gemeinheiten er in einer Geschichte schildern kann, ohne übers Ziel hinauszuschießen. Das, was drinnen ist, verleiht dem Roman sowohl die notwendige Glaubwürdigkeit (Trolle sind einfach auch grob!) und Spannung. Allerdings sollte man trotzdem das Leseverhalten des Nachwuchses kennen – das Buch ist nicht zuletzt auch eine gruselige Geschichte.
Die Ausgewogenheit des Inhalts macht Trollhunters zu einer auch für Erwachsene sehr unterhaltsamen Geschichte über jugendliche Feigheit und Heldentum, über die Neurosen von Eltern und über Trolle. Sehr vergnüglich und erheiternd, was hier alles an Trollwissen zutage befördert wird, von dem man nie wusste. Reichlich und bizarr ist das wohlig gruselige Dinner, das die Autoren vor ihrer Leserschaft ausbreiten.
Was mich ein wenig stört, ist die Übersetzung, die zwischendurch völlig unvermutet versucht, jugendlich anmutende Spracheigenheiten in Dialoge zu zwängen. Das passt nicht hinein und wird auch nirgends in der Geschichte vermisst. Hat man (wie ich) Kinder, denen man viel vorliest, merkt man recht rasch, das der Versuch der sprachlichen Anbiederung ans Publikum überflüssig ist und eher vom Geschehen ablenkt – und sogar kontraproduktives “falschsprech” herausfordert.
Auch für Erwachsene geeignet
Im Grunde ist es vermutlich so, dass Kraus die Schreibarbeit geleistet hat, und del Toro den Regisseur gegeben hat. Seine Ideen, Entwürfe und Vorstellungen der Geschichte konzeptioniert und ausgefeilt hat, um sie dann von seinem Co-Autor umsetzen zu lassen. Ist angesichts seiner üblichen Projet-Berge, die er stets mitschleppt, die realistische Variante. Hauptsache, er hat seine mehr als deutlichen Spuren hinterlassen.
So kommt wohl auch der typische Humor des Reigsseurs zum Tragen – er entsteht aus den Situationen und Dialogen heraus und wirkt nirgends erzwungen, ist eher wortkarg und sarkastisch. Finde ich richtig gut. Ich habe noch keinen Blick in die Verfilmung (Netflix-Animations-Serie) riskiert und kann so keine diesbezüglichen Vergleiche anstellen. Das Buch jedenfalls ist mit über 400 Seiten auf der dickeren Seite daheim und lässt sich entsprechend Zeit für Details und Geschichten – die Trolle hier lieben Geschichten.
Auf seine ganz eigene Art kann man den Roman durchaus den “spanischen” Filmen des Regisseurs zuordnen: The Devil’s Backbone (Drama) und Pans Labyrinth (Fantasy). Sensible Geschichten, die sich mit Kindern in extremen Situationen beschäftigen, geeignet für alle Altersgruppen. Ich mag das Buch.
Kurz gesagt:
- spannend
- fantasievoll
- humorvoll
Fazit: Spaß für Kinder und Erwachsene
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