Coole Überschrift, was? Thema Drehbuch und das, was ich damit erlebt habe. Komisch, die Erinnerung daran hat mich am frühen Morgen, im Halbschlaf vor dem endgültigen Erwachen, ereilt. Keine Sorge, es ist nicht mehr als eine kurze Anekdote.
OKAY, Hotshot, dann mal los
Vor langer, langer Zeit in einer … schon gut. Es ist tatsächlich einige Monde her, da bin ich aufgrund von Umständen und Begegnungen dazu gekommen, mich an einem Projekt für eine TV-Serie zu beteiligen. Sie sollte für einen (österreichischen!) Privatsender entwickelt werden.
Es ging, wenn ich mich richtig erinnere, um eine Gruppe von Freunden, die allerlei absurde Abenteuer erleben. Die Macher der Serie hatten die erste Folge geschrieben, ich war für das Drehbuch der Episode 2 und, ich bin sicher, es ist die richtige Nummer, tatsächlich auch für Episode 13, als Autor zuständig.
Außerdem sollte ich den Vorsitz des Writer’s Room übernehmen (nur wurde der anders genannt). Also auf die Konsistenz der Charaktere und andere Unstimmigkeiten achten und darauf, dass der Inhalt weder zu teuer wird, noch zu lahmarschig daherkommt. Klang irgendwie verlockend.
Schön, und ja? Was weiter?
Wir sprechen hier von einer Art Comedy-Serie, in der es Travestie gab, absurde Situationskomik und ich glaube, ich habe was von einem Motorboot geschrieben, dass am Ende durch die Luft wirbelt (zu teuer!). Also alles in allem war die Sache ziemlich überdreht. Friends auf hysterisch und mit merkwürdigem Zungenschlag (Ösi-Deutsch).
Ich bin zwar nicht so der Comedy-Mensch was das kreieren von Witzen angeht, aber ich habe meine Freude an Monty Python, Laurel & Hardy und an schwarzem Humor. Da ich das einbringen durfte, war die Sache für mich völlig okay. Slapstick und überdrehte Absurditäten sind der Realität enthoben und damit fast Fantasy.
Machst du das mit Absicht? Drehbuch-Banalitäten-Qual
Sowieso, sonst hätte ich jetzt keinen Beitrag hier. Es gab ein erstes Treffen aller Beteiligten, sprich, die Erfinder der Serie, die bis dahin beteiligtene Autoren und der Cast. Bis auf die Macher kannte ich zu diesem Zeitpunkt niemanden und war deshalb eher damit beschäftigt, die Leute zu beobachten, als aktiv in die Unterhaltungen hineinzugrätschen.
Es war mein erstes Treffen dieser Art und hat mich doch einigermassen verblüfft, wie viele Klischees da zusammenkamen – und das von lauter Leuten, die damals keine Sau kannte und die zum größten Teil Anfänger auf ihrem Gebiet waren.
Achtung, jetzt kommt der … nein, doch nicht
Ich war eigentlich recht zufrieden mit meinem stillen Beobachten, fragte mich nur, wie man aus diesem Hühnerstall ein funktionierendes Team gestalten wollte. Dann, völlig unvermittelt, lehnte sich eine der jungen Darstellerinnen in meine Richtung und drückte mir ihre Visitenkarte in die Hand. Selbstredend waren alle anwesenden Darstellerinnen sehr hübsch und jung.
Den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr, aber es ging wohl um den Ausbau ihrer Rolle und die Andeutung ihrer Dankbarkeit. Wäre ich schlagfertig gewesen, hätte ich wohl was Witziges und Kluges darauf antworten können. Aber das war ich nicht, ich war einfach nur zu verdattert.
Sogar der verdammte, unbekannte Autor wurde in dieses Klischee gezogen? Bei sowas? Hier? Unerwartet, aber das mochte meine Dummheit sein zu kapieren, dass das wohl überall der Fall war. Nun, wie dem auch sei, ich kam nie auf die Idee, mir auf die suggerierte Weise danken zu lassen.
Alter! Das soll der Höhepunkt sein?
Nö, habe ich was von Höhepunkt gesagt? Eigentlich läuft das Ganze auf eine Pointe hinaus, die … Spoiler … kaum eine Überraschung sein wird.
Es wurden für die erste Folge Testaufnahmen von Szenen und was weiß ich allem, gedreht. Ich habe die Videokassette (jaaa, so lange ist das her) gesehen, auf der Aufnahmen waren, aber ich habe nie auch nur einen Frame dieser Aufnahmen zu sehen bekommen. Unter uns, das war vermutlich besser so.
Danach verschwand das Projekt in einer Schublade und die Sache war gelaufen. Ich wette, es exitistert nicht einmal mehr die Schublade. Teufel, ich weiß doch nicht einmal mehr, für welchen Sender die Sache gedacht war, und bis auf einen der Beteiligten kann ich mich auch an keine Namen mehr erinnern.
Aha. Hölle, wofür war das jetzt gut?
Einfach nur zur Unterhaltung, vermutlich vorwiegend für mich selbst. Würde ich an solch einem Projekt nochmal teilnehmen? Schon, ja. Würde ich mir heute Dankbarkeit erweisen lassen? Nein, mir missfällt tatsächlich der Grundgedanke an dieser Szene. Und seien wir mal ehrlich, der Autor???
So, das war es auch schon. Es kam als schlaftrunkene Erinnerung zu mir, wurde niedergeschrieben und hat sich damit, bye bye, wieder in die schummrigen Ecken meines Verstands verzogen, um für sich allein in der staubigen Schublade herumzukramen, aus der sie entschlüpft war.
Vielen Dank.
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Veröffentlicht am 17.10.2024 auf Kultplatz.net …
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