GASTBEITRAG von ROBERT M. CHRIST
Vorbemerkung: Robert M. Christ, geb. 1947, ist seit Jahrzehnten im Fandom umtriebig und von dort nicht wegdenkbar. Beschäftigt sich seit den frühesten Jahren mit SF-Autoren und Künstlern, war in den 1980er und 1990er Jahren aktiver Gestalter von Super-8 Filmen, später Video, für u.a. die Wiener SF-Gruppe. Er ist bei den Treffen der SFGW ebenso anzutreffen wie aktiv beim Verein der Freunde der Volksliteratur. Für deren Vereinsmagazin verfasst er seit Jahren in Abständen Beiträge und Artikel. Eine Auswahl davon soll an dieser Stelle einem größeren Publikum präsentiert werden.
Beiträge von Robert Christ: über Fritz Leiber – über Clark Asthon Smith – über Gustav Meyrink – über Alfred Bester – über Dashiell Hammett – über Captain Future – über Virgil Finaly – über die Weird Tales – über Lonati – über Hannes Bok – über Der Orchideengarten – über Jack Williamson – über Johnny Bruck – über Margaret Brundage … weitere Beiträge folgen …
Alfred Bester: Der letzte Renaissance-Mensch
Von Robert M. Christ
Er gehörte zu den größten Innovatoren der amerikanischen Science Fiction Literatur, indem er ihr zur ungeahnten stilistischen Höhe verhalf. Nebenbei kreierte er die Grundlagen für gänzlich neue SF-Subgenres, die erst Jahre später das Gesicht der modernen SF-Literatur prägen sollten. Seine literarische Welt war niemals ein Abbild unserer Welt, sondern eine artifizielle Schöpfung, ein großes, universelles Theater, indem Schaustücke statt Figuren agieren.
Sein relativ schmales literarisches Werk ist dennoch überaus gewichtig und wird von manchen Literaturkritikern als einzigartig bezeichnet. Mit seinen beiden in den 1950er Jahren erschienen Romanen The Demolished Man und The Stars My Destination präsentierte er der internationalen SF-Literatur Premiumwerke, die in ihrem Stil und Dramaturgie als außergewöhnlich bezeichnet werden. Der Name des Autos: Alfred Bester.
Alfred “Alfie” Bester wurde als Sohn jüdischer Eltern am 18. Dezember 1913 in Manhattan/New York geboren. Nach dem Studium, das er 1935 mit dem Bachelor of Arts an der Universität von Pennsylvania abschloss, durchlebte Bester eine berufliche Orientierungslosigkeit, die er mit einem Jura-Studium an der Columbia Universität zu überbrücken versuchte und nach einiger Zeit vorzeitig beendete. Er fühlte, dass seine Perspektive im schriftstellerischen und journalistischen Bereich liegen sollte. Noch an der Universität war er bemüht, seinem Idealbild des Renaissance-Menschen nahe zu kommen.
Die Begegnung mit Pulp-Magazinen in den 1930er Jahren, wie etwa Amazing Stories oder Weird Tales, weckte sehr rasch sein literarisches Interesse an phantastischer Literatur. Bester nahm 1939 an einem literarischen Wettbewerb des bekannten Pulp-Magazins Thrilling Wonder Stories teil. Mit mit seiner Kurzgeschichte The Broken Axiom gewann er und kassierte 50 Dollar.
Von Autorenkollegen wie Henry Kuttner, Manley Wade Wellman, Edmond Hamilton und Otto Binder, die er zu dieser Zeit kennen lernte, erlernte er die Grundtechniken des Schreibens, die ihm seine spätere professionelle schriftstellerische Laufbahn ebneten. Seinen ersten Fingerübungen, literarisch wenig bedeutende Erzählungen, wurden in den populären Pulp-Magazinen Thrilling Wonder Stories, Astonishing Stories, und Startling Stories veröffentlicht.
Ab 1941 begann Bester seine ersten Kurzgeschichten für John W. Campbells literarisch führendes SF-Magazine Astounding Science Fiction und Unknown Worlds zu schreiben. Unter den hausragenden Veröffentlichungen zählen die Kurzgeschichten wie Der Joker (The Probable Man, Juli 1941) oder Adam und keine Eva (Adam and No Eve, September 1941).
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Adam und keine Eva ist eine unsentimentale Geschichte über den letzten Mann auf einer verbrannten Erde, die mit der tröstlichen Hoffnung endet, dass sich in Millionen Jahren aus den Bakterien seines Körpers auf die ganze Erde verteilt, ein neues Leben entwickelt.
Im folgendem Jahr erschien Ein Fingerdruck (The Push of A Finger, Mai 1942) und der ca. 100 Seiten lange phantastische Kurzroman Die Hölle ist ewig/Des Teufels Mannen (Hell is Forever, August 1942)
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Die Hölle ist ewig: Die nicht gerade freundliche Astaroth – mischt sich unter eine Gruppe von blasierten Menschen, die krampfhaft versuchen, ihre innere Leere durch allerlei perverse Scherze und Spiele zu verdrängen. Jede von ihnen erhält die ihm zustehende Strafe, seine eigene, private und ewige Hölle.
Ein hervorragend bizarrer Roman, in dem Bester erstmals alle Register seins literarischen Könnens zeigen konnte, und die Abgründe der menschlichen Psyche in allen ihren Fassetten darzustellen versuchte.
„Besters frühe Kurzgeschichten zeichnen sich durch jene Komponenten aus, die seinen späteren Romanen eine extrapolierten Stellung in der amerikanischen Science Fiction verlieh: überquellender, teilweise bizarrer Ideenreichtum, bissige Ironie, eine exakte psychologische der Charaktere, die deutlich auf eine Zuwendung zum Weltinnenraum schließen lässt und damit gewisse Aspekte der New Wave – in einer wesentlich konventionelleren Ausdrucksformen allerdings – schon vorweggenommen hat, sowie typographische Effekte, mit denen dem Leser die Lektüre visualisiert und vertieft dargeboten wird“ (Uwe Anton, 1992).
In den darauffolgenden Jahren wechselte Bester die literarische Szene und stieg 1942 bei DC Comics ein und steuerte als Ghostwriter Dialoge für diverse Comic-Serien wie etwa Green Lantern, Superman, Captain Marvel, The Shadow oder Mandra, der Magier bei. Er produzierte ab 1946 Hörspiele für die Serien Nero Wolfe und Charlie Chan und schrieb Scripts für das sich rasch entwickelnde US-Fernsehen.
Aufgrund der starken frustrierenden, produktionstechnischen Beschränkungen in den Radio- und TV-Studios, begann sich Bester zu Beginn der 1950er Jahre wieder der belletristischen SF-Literatur zuzuwenden.
Von einigen Ausnahmen abgesehen, schuf er für das von Anthony Boucher neu herausgegebene, literarisch anspruchsvolle Magazin The Magazine of Fantasy & Science Fiction eine Anzahl von bemerkenswerten Kurzgeschichten, die mit vier Hugo Awards nominierte wurden. Darunter die Erzählungen Verzeihung – kleiner Irrtum/Von der Zeit und der Third Avenue (Of Time and Third Avenue, Oktober 1951), Hände weg von Zeitmaschinen (Hobson`s Chois, August 1952), Stern des Glanzes, Stern der Pracht (Star Light, Star Bright, Juli 1953), Achterbahn (The Roller Coaster, Mai/Juni 1953), Verschwindibus (Disappearing Act, September, 1953), Die Zeit ist der Verräter (Time is the Traitor, September 1953), Eine schwerwiegende Entscheidung (The Starcomber, März 1954), Geliebtes Fahrenheit (Fondly Fahrenheit, August 1954), Die Männer, die Mohammed ermordeten (The Men Who Murdered Mohammed, Oktober 1958) und Der Pi-Mann (The Pi Man, Oktober 1959).
Diese Erzählungen wurden in den folgenden Jahrzehnten gern und in zahlreichen internationalen SF-Anthologien nachgedruckt. Das erzählerische Werk von Bester zeichnet sich durch originell ausgedachte Fabeln, knappe und spritzige Dialoge sowie einem rasanten Handlungsablauf aus. Darüber hinaus persiflierte er zum Klischee erstarrte Motive.
Anfang- und Mitte der 1950er Jahre schrieb Bester zwei Romane, die zu den großen Klassikern der internationalen SF- Literatur gezählt werden und seinen Ruhm und seine Popularität bis zum heutigen Tag begründeten. Eine wesentliche Rolle spielte dabei die Freundschaft und zeitweise enge Zusammenarbeit mit Autor und Herausgeber Horace C. Gold, der das psychologisch orientierte SF-Magazin Galaxy betreute. Gold gelang es, die beiden Romane seinem Konkurrenten Anthony Boucher wegzuschnappen.
Der erste SF-Roman war Sturm aufs Universum aka Demolition (Original: The Demolished Man). Er erschien erstmals in drei Teilen im Magazin Galaxy, von Jänner bis März 1953. Dem Roman wurde die Ehre zuteil, den allerersten Hugo-Award verliehen zu bekommen.
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Im 24. Jahrhundert sind Verbrechen selten geworden, da durch das Eingreifen von Telepathen (ESPer) und ihrer Fähigkeit, die Gedanken ihrer Mitmenschen zu lesen, jede Gewalttat rechtzeitig verhindert wird. Doch Ben Reich, einer der skrupellosesten Industriemagnaten seiner Zeit, beabsichtigt seinen Konkurrenten Craye O`Courtney mit allen Mitteln aus dem Weg zu räumen. Als dieser stirbt, erkennt der ESPer Lincoln Powell, Chef der Spezialeinheit der Gedankenpolizei, die Verantwortung von Reich. Doch dem intelligenten Mörder gelingt es durch einen Trick sein Gedächtnis abzuschirmen und die Polizei daran zu hindern, ein Tatmotiv festzustellen. Es entsteht ein mörderisches Katz-und Maus-Spiel quer durch das Sonnensystem. Der Mörder soll nach seiner Verurteilung der Demolition, einer totalen Gehirnwäsche, unterzogen werden.
Demolition ist ein faszinierender Roman, der seine Spannung nicht aus den Möglichkeiten des Ausgangs zieht – das Ende ist von Beginn an vorhersehbar – sondern aus dem Wechselspiel der beiden Protagonisten und den vielfältigen Beschreibungen einer skizzierten Zukunft, die uns sowohl fremd wie plausibel erscheint. Besters Stil ist expressiv, extrovertiert, temporeich experimentell und für die damalige SF-Literatur der frühen 1950er Jahre sensationell innovativ, Diese Eigenschaften machen den Roman endgültig zu einem herausragenden Klassiker der SF-Literatur.
Der 1953 erschienene Roman Who, He?/The Rat Race war ein zeitgenössischer Roman mit Thriller-Elementen, bar jeglicher Science Fiction. Aber der Verkauf der Filmrechte brachte Bester eine beträchtliche Summe Geld, die es ihm ermöglichte, die darauf folgenden Jahre in England und Italien zu verbringen. Die Verfilmung, für die Jackie Gleason in der Titelrolle vorgesehen war, kam nie zustande.
Die Rache des Kosmonauten aka Tiger, Tiger aka Der brennende Mann (Original: The Stars My Destination aka Tiger, Tiger) war Besters zweiter SF-Roman. Er erschien in der ersten Fassung in vier Teilen im Galaxy, von Oktober 1956 bis Jänner 1957. Die erste Hardcover-Buchausgabe wurde im selben Jahr bei Sidgwick & Jackson unter dem Titel Tiger, Tiger, veröffentlicht.
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Im 25. Jahrhundert wird durch einen Zufall das Jaunten entdeckt, die Möglichkeit, den eigenen Körper durch Gedankenkraft zu teleportieren. Gulliver Foyle, ein Weltraummatrose und gewissenloser Schuft, der seit Monaten als letzter Überlebender auf dem havarierten Raumschiff Nomad dahinvegetiert, verliert diese Fähigkeit. Während er verzweifelt auf Hilfe warte, nähert sich ein fremdes Schiff dem Wrack. Doch die Vorga ignoriert sein Notsignal und setzt ihren Flug fort.
Gulliver Foyle gelingt es schließlich mittels einer Verzweilfungstat und angetrieben von seinem Hass, den den Asteroidengürtel zu erreichen und auf die Erde zurückzukehren, wo er die Fähigkeiten des Jaunten von neuem erwirbt und zur Perfektion entwickelt. Er hat nur ein Ziel: sich an der Besatzung der Vorga zu rächen.
Streckenweise dem Roman Der Graf von Monte Christo von Alexandre Dumas nachempfunden, erregte der stilistisch eigenwillig geschriebene Roman großes Aufsehen und gilt heute mit seiner psychologischen und seinen surrealistischen anmutenden Passagen als Wegbereiter der modernen Science Fiction Literatur.
Bester gelang das Kunststück, die gesamte SF-Literatur, in einem Roman zu integrieren, zu komprimieren und sie auf diese Weise fortzuführen. So wie die Geschichte von einem Evolutionssprung erzählt, so könnte dieser Roman durchaus als ein Evolutionssprung der Science Fiction-Literatur bezeichnet werden. Besters höchst eigener Stil und Zugang zur SF-Literatur war bis dato unbekannt und ist bisher einzigartig geblieben.
Besters literarische Produktivität ließ nach den Erfolgen stark nach. Er schrieb zahlreiche Rezensionen, u.a. für The Magazine of Fantasy & Science Fiction, sowie Kolumnen für das Magazin Holiday, für das er ab 1967 als Herausgeber tätig war, ehe er es 1970 nach einem nicht akzeptierten Besitzerwechsel verließ.
In den 60er Jahren veröffentlichte Bester vier Kurzgeschichten. Darunter einer seiner bekanntesten und umstrittensten Erzählungen, Die Überlebenden (They Don’t Make Life they Used To, Oktober 1953).
1964 erschien der in Deutsch bisher unveröffentlichte Kurzgeschichtenband The Dark Side oft the Earth, gefolgt von Collections wie The light Fantastic: Volume 1 & 2 (1976), Starlight (1976), Star Light, Star Bright (1976), Virtual Unrealities (1997) und Redomolished (2000).
In den 1970er Jahren brachte es Bester lediglich auf eine Handvoll Kurzgeschichten. Darunter Armer, kleiner Klon (The Animal Farm, Oktober 1972), sowie die nicht ins Deutsche übersetzten Erzählungen Something Up There Likes Me, (Ersterscheinung in Astounding: John W. Campbells Memorial Anthologie 1973), und The Four-Hour-Fugue, Juni 1974.
Nach einer fast zwanzigjährigen Pause veröffentliche Bester seinen dritten SF-Roman Der Computer und die Unsterblichen (The Computer Connection), erschien 1974/75 erstmals im SF-Magazin Analog SF unter dem Titel The Indian Giver.
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Der Roman basiert auf die Voraussetzung, dass seit Beginn der menschlichen Zivilisation auf der Erde Menschen existieren, die ihren zumeist grausamen Tod durch eine physische Umwandlung als molekulare Menschen überlebten, unsterblich wurden, und seit Jahrtausenden im Verborgenen leben. Sie verfügen über die Fähigkeit, selbst unter tödlichen Umweltbedingungen existieren zu können. Als ein Extrocomputer, der alle technischen Abläufe lenkt und dessen elektronisches Netzwerk weite Gebiete der Erde umspannt, den Unsterblichen den Kampf ansagt, beginnt eine gnadenlose Hetzjagd.
Der Roman wurde im selben Jahr für den Hugo Award und für den Nebula Award nominiert. Die 1976 erschiene deutsche Terra Taschenbuchausgabe wurde stark gekürzt und stellt lediglich ein Fragment gegenüber der Originalausgabe dar.
Die 1980er Jahre waren Besters letztes Lebensjahrzehnt. Seine zunehmende Sehschwäche und andere Krankheiten behinderten immer öfters seine schriftstellerische Kreativität. Dennoch erscheinen zwei SF-Romane und eine Anzahl von Kurzgeschichten.
Besters vierter SF-Roman Golem 100 (Original: Golem 100) wurde erstmals 1980 bei Simon & Schuster veröffentlicht und stellt eine Erweiterung von Besters 1974 im Analog erschienene Kurzgeschichte The Four-Hour Fugue dar.
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Schauplatz des Romans ist der Guff, ein riesiges Slumgebiet, eine überbevölkerte City-Metropole im Amerika des 23. Jahrhunderts, in der die normalen politischen-sozialen Regeln aufgehoben sind. Einer Gruppe wohlhabender, kultivierter und gelangweilter Frauen gelingt es, mittels Teufelsbeschwörungen und okkultistischer Rituale, verbunden mit Raubzügen, Folter, Vergewaltigungen und Mord, unwissentlich einen Dämon, den Golem, das personifizierte Böse, zum Leben erwecken.
Die lebendig gewordene Alptraumgestalt begeht im Laufe von bizarren Ereignissen, unglaublich brutale Bluttaten. Doch erst als sich der ermittelnde Polizei-Subadar in sein eigenes Psychoversum versenkt, erfüllt sich das wahre Geheimnis des Golems.
Golem ist ein düsterer, nicht immer leicht verständlicher, avantgardistischer Roman, der trotz mancher Schwächen dennoch aus der Masse der herkömmlichen SF-Literatur herausragt und den Homo-Superior-Mythos der SF grundsätzlich in Frage stellt. Jack Gaughan, einer der bekanntesten SF-Illustratorn in den USA, gestaltete die gelungenen Bild-Text-Collagen.
Besters fünfter und letzter SF-Roman Alles oder nichts (The Deceivers) erschien 1981 bei Verlag Simon & Schuster.
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Auf der Suche nach seiner Geliebten Demi Jeroux durchstreift Rogue Winter, König der Maori-Kommandos, Sternenhengst und Kosmos-Casanova, in einer atemberaubenden Irrfahrt das Sonnensystem, wobei ihm seine Reise vom Paradies der fleischlichen Lüste bis hin zu den Folterkammern des Asteroiden Triton führt. Dabei setzt Winter seinen besonderen 6. Sinn ein, die Fähigkeit, Muster und Ereignisabläufe in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erkennen. Diese Gabe macht ihn zum gefährlichsten Mann zwischen den Planeten.
Der Roman ist ein facettenreiches Gemälde unseres Sonnensystems, und gleichzeitig eine moderne Space Opera par excellence.
Galathea und die anderen Hexen (Witches Times Four), 1984 erschienen, beinhaltete eine Sammlung von fünf Kurzgeschichten. Beginnend mit Mr. Magus und der elektrische Zulu, Eine Hexe namens Hulda, Aller Anfang ist leicht, Armer kleiner Klonn und Galathea Galante. Exotisch-kriminalistische Kabinettstücke aus einer magischen Welt von Übermorgen.
Bester lebte sehr zurückgezogen, über sein Privatleben wurde nur wenig bekannt. Sein extravagantes, lebensfrohes Auftreten täuschte darüber hinweg, dass er in der Einschätzung der Menschheit eher pessimistisch und in der Frage nach der Stellung der Menschen im Universum eine mehr melancholisch geprägte Grundhaltung vertrat.
Er führte ab dem Jahr 1936 eine kinderlose Ehe mit seiner Frau Rolly, einer Broadway, Radio- und Fernsehschauspielerin, die bis zum Ende hielt. Rolly Bester starb 1984.
Alfred Bester, zunehmend von Krankheit gezeichnet, starb im Alter von 74 Jahren am 30. September 1987 in Doleystown, Pennsylvania, und wurde posthum nach seinem Tod 1988 mit dem Damon Knight Memorial Grand Master Award für sein literarisches Werk geehrt, sowie 2001 in die Science Fiction and Fantasy Hall of Fame aufgenommen.
Der Asteroid 230765 Alfbester wurde 2003 nach Alfred Bester benannt.
Der deutsche Pabel Verlag veröffentlichte 1958 in Utopia Magazin 13 erstmals eine Kurzgeschichte von Bester, in einer Übersetzung von Jesco von Puttkamer unter dem Titel Verzeihung – kleiner Irrtum (Of Time and Third Avenue).
Ab den späten 1970er Jahren wurden einige von Besters Kurzgeschichten-Sammlungen erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht. Darunter Hände weg von Zeitmaschinen (Knaur 1978), Aller Glanz der Sterne (Surkamp 1991) und Die Hölle ist ewig (Surkamp 1993).
In der erfolgreichen SF-Serie Babylon 5 (1993-1998) hatte Darsteller Walter Koenig (Mr. Chekov in Star Trek) in einigen Folgen die Rolle des gedankenlesenden Psi-Cop namens Alfred Bester – eine Hommage an The Demolished Man.
Ein in Besters Nachlass unvollendetes gefundenes Manuskript mit dem Titel Psychoshop wurde in den frühen 1990er Jahren an den populären SF-Schriftsteller Roger Zelazny (1937-1995) weitergegeben, um es zu vollenden. Psychoshop wurde erst nach dessen Tod als gemeinsamer Roman 1998 veröffentlicht.
1991 erschien posthum Besters Roman Tender Loving Rage. Ein Roman der –fernab von Fantasy und Science Fiction – in den späten 1950er Jahren geschrieben wurde und möglicherweise wegen seiner Thematik viele Jahre als unverkäuflich galt, nicht zuletzt wegen Besters Popularität als SF-Schriftsteller.
Einige von Besters Kurzgeschichten wurden in Comicform adaptiert: Adam…and no Eve von Frank Robbins und Jim Moonly; erstmals veröffentlicht 1975 in der zweiten Ausgabe von Stan Lee’s Comic-Magazin Unknown Worlds of Science Fiction.
Unter dem Titel Gully Foyle begann 1967 Stanley Pitt (1925-2002), Australiens bekanntester und bester Comic-Zeichner, den Roman The Stars My Destination, umzusetzen, gemeinsam mit seinem Bruder Reginald Pitt. Das Ergebnis wurde später allgemein als schönstes Beispiel australischer Comic-Kunst bezeichnet. Das Werk wurde 2001 in einer limitierten Auflage publiziert.
„Alfred Besters Werk ist in seinen Höhepunkten der Beweis dafür, dass auch eine derart eindeutige auf Unterhaltung ausgerichtete Gattung wie der Science Fiction literarische Kunstwerke hervorbringen kann. Besters literarische SF-Kunst kann es locker mit vielen gefeierten Werken des belletristischen Mainstreams aufnehmen, und es besteht kein Zweifel, dass er einige davon weit übertrifft“ (Hans Frey, 2011).
Lieferbare Titel von Alfred Bester: die Auswahl an erhältlichen Titeln ist bescheiden. Der Großteil des Werkes ist nur antiquarisch erhältlich, einige wenige Ausgaben existieren als eBook – in Englisch!
Deutsche Ausgaben gibt es derzeit NUR antiquarisch! Sehr bedauerlich. Wer in Wien und Umgebung lebt, hat zumindest die Villa Fantastica, die auf Science Fiction und Phantastik spezialisierte Bibliothek zur Hand, um Bester zu frönen.
In Deutschland wäre wohl die Bibliothek von Wetzlar die passende Anlaufstelle.
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Quellenverzeichnis:
Hans Frey: Alfred Bester, Tycoon der Science Fiction (SF Personality 22).
Michael K. Iwoleit: Alfred & Id, Eine Hommage an Alfred Bester (Erschienen erstmals in Nova 3).
Uwe Anton: Der letzte Renaissance-Mensch auf den Spuren des Grafen von Monte-Christo. Zu Leben und Werk von Alfred Bester. Nachwort zu Alfred Bester Tiger! Tiger!
Franz Rottensteiner: Alfred Bester: Renaissancemensch (Erschienen in Pioneer 25, Wien 1967).
Charles Platt: Gestalter der Zukunft, (Hohenheim Verlag, 1982).
Alfred Bester: Meine Affäre mit der Science Fiction. Erschienen in Die Hölle ist ewig (Suhrkamp 1993).
Der Beitrag [LITERATURWISSEN]: Alfred Bester, der letzte Renaissance-Mensch erschien zuerst auf Kultplatz.net …
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