Inhalt: Ob Werwölfe, Magier, das ganz normale Grauen nebenan oder das Weltall: George R. R. Martin versteht es, seine Leser zu fesseln wie kein anderer. Die beiden Erzählbände vereinen erstmals die wichtigsten seiner vielfach ausgezeichneten Kurzgeschichten.
George R. R. Martin: Traumlieder, Bd. 1
(OT: Dreamsongs Vol. 1; 2003); Heyne 2014; ISBN: 978-3-453-31611-9; Übersetzung: diverse; Seiten: 540; Ausstattung: Klappbroschur, geprägter Titel
Der erste Band der von Martin zusammengestellten und ausgewählten Erzählungen, der chronologisch in den Jugendjahren beginnend das literarische Werden des Autors aufzeigt.
Zu den einzelnen Zeitabschnitten hat Martin jeweils eine Einleitung verfasst und – weil er eben GRRM ist, sind diese Einleitungen selbst so lang wie Erzählungen – aber verflix interessant. So werden die Geschichten in Zusammenhang mit seinen jeweiligen Lebenssituationen erläutert. Und erst in dieser Form lässt sich erkennen, wie unglaublich viele Nominierungen und Preise Martin abgestaubt hat.
Eines ist eindeutig – der Kerl hat schon meisterhaft erzählen können, als er noch Storys für Fanzines verfasst hat. Wenn GRRM eines ist, dann der geborene Geschichtenerzähler – man möge auch seinen vor Game of Thrones erschienene Werken die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zukommen lassen. Es sind nur wenige Romane, aber diese wirken nach der Lektüre lange nach.
Auf alle Fälle ist Traumlieder der perfekte Überblick über sein erzählerisches Werk und bietet in der vorliegenden Form die schöne Möglichkeit, die schreiberische Entwicklung des Autors nachvollziehen zu können. Und wer, so wie ich, von Martins früherem Schaffen nur die Romane und einzelne Erzählungen kannte, bekommt hier die volle Dröhnung präsentiert, in der es sich wunderbar eintauchen lässt.
Mag das Lied von Eis und Feuer ein Meilenstein in der epischen Fantasy sein, so sind die insgesamt 3 Bände mit Erzählungen ein Meilenstein in der Würze der Kürze. Das muss man GRRM uneingeschränkt lassen, der Kerl versteht sich darauf, in allen Erzählformen großartige Geschichten zu verfassen.
Und gelegentlich entdeckt der Vielleser dann doch die eine oder andere Geschichte, die er vor vielen Jahren gelesen hat, damals, als George R. R. Martin noch kein Name war, der rund um den Globus Interesse geweckt hat und der jetzt als (einziger?) Autor eine eigene Plüschfigur hat, die mehrere Sätze spricht, die von GRRM selbst stammen.
Kurz gesagt:
- mächtige Werkschau
- teils beeindruckende Erzählungen
- höchst interessante Einleitungen
Fazit: Traumlieder ist ein Traum von Collection.
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