Ghost in the Shell – Shell without Ghost
Anmerkung: Normalerweise sind meine Rezensionen höflicher und darum bemüht, positive Aspekte an einem Werk hervorzuheben, die Anstrengung des Erschaffens zu würdigen. Diese Besprechung ist eine der seltenen Ausnahmen.
Der Film lässt sich in einem einzigen Wort zusammenfassen: Scheiße. Das einzig Gute daran ist die optische Erscheinung der Hauptdarstellerin, die hier brutal unter ihrem Wert und Können verkauft wird. Ist irgend jemandem aufgefallen, dass sie die ganze Zeit herumläuft, als hätte sie Probleme, den Rücken gerade zu halten? Leicht vornübergebeugt, mit rundem Rücken, geht, steht und läuft Scarlett Johansson durch den Film, als hätte sie sich schon beim Drehen dafür geniert – nur war eben der Scheck zu üppig, um ihn fahren zu lassen.
Hat irgendwer bemerkt, dass eine lose Abfolge von Szenen, die emotional vollkommen kalt lassen und steif, geradezu holprig inszeniert sind, noch keinen Film mit Sinn und Witz und Wert ergeben? Dass Action-Szenen langweilig sein können? Eine sehr attraktive Hauptdarstellerin in hautengem Bodysuit und zwei oder drei gelungene Slow-Motion Szenen machen mit einer Handvoll ausgewählt beeindruckender Effekte (ich meine hier die mechanischen Geisha-Gesichter) wurden hier in etwas gepresst, das einfach nur jämmerlich ist.
Das Marketing hat sich den Arsch aufgerissen, um großartige Filmplakate zu kreeiern, um die zwei besten Szenen im Trailer unterzubringen und so zu versuchen, diese hohle Blase von Nichts, die nicht einmal mit einer beeindruckenden Stadtkulisse aufwarten kann, an ein Publikum zu verkaufen, das ohnehin schon mehr als misstrauisch war, weil man sich an einem geliebten und gelungenem Anime, beruhend auf einem Manga, vergriffen hatte.
Musterbeispiel allgemeinen Versagens
Ghost in the Shell ist ein Musterbeispiel des jämmerlichen Versagens von Autoren, Produzenten und einem drittklassigen Regisseur, die in einem Anfall von Selbsttäuschung dachten, sie hätten ein meisterhaftes oder zumindest sehenswertes Spektakel geschaffen. Dabei ist es nicht einmal gelungen, den Kult und die Besonderheit des Namens Takeshi Kitano, der sich hier als Schauspieler hergegeben hat, zu nutzen. Dafür haben sie Scarlett Johansson, die tatsächlich eine gute Schauspielerin ist und bemerkenswert attraktiv obendrein, langweilig geraten lassen. Komische Körperhaltung, immer dieselbe Art der Aufnahme, die stets einen ansprechend kurvigen Körper in einer ähnlichen Pose zeigt – es ist zum einschlafen öde.
Teufel auch, betrachtet man die Filmplakate, dann zeigen schon die 5 Exemplare hier eigentlich alles, was den Film ausmacht. Die Frau Johansson und die Robo-Geisha. Johansson wird gleich in den einzigen zwei guten Action-Szenen gezeigt, die der Film zu bieten hat – siehe die beiden oberen, blauen Plakate.
Die Geisha auf dem Plakat oben links ist der spektakuläre mechanische Effekt von WETA, der Effekteschmiede aus Neuseeland. Das Teil fasziniert echt.
Dass der Nachspann dann die inzwischen legendäre, geniale Musik von Kenji Kawai hernimmt, die aus dem ersten Anime stammt und blechern eiern lässt, bis der aktuelle Score quasi drüberfährt, ist schon ziemlich egal. Zu dem Zeitpunkt interessiert der Film schon nicht mehr.
Planlose Regie verbreitet Langeweile
Eine der größten Schwächen des Streifens ist die Regie. Sie ist uninspiriert und tut nicht mehr, als Szenen zu filmen. Sie ist nicht in der Lage, Emotion einzufangen oder zu schaffen. Sie bildet ab. Frame für Frame für Frame, mehr ist nicht drinnen.
Überdies hat der Regisseur keinen Tau, wie er die Darsteller dazu bewegen soll, nicht orientierungslos und desinteressiert wie Schlaftabletten auf Fernsteuerung agieren zu lassen. Er findet keinen interessanten Blickwinkel für die Kamera. Lauter Standardsituationen, in denen noch dazu viel zu viel Exposition steckt – was auf das beschissene Drehbuch zurückzuführen ist. Manche Szenen wirken tatsächlich so, als hätte man gezielt beim Schnitt danebengehauen – es macht den Eindruck, dass die Schauspieler sich erst in Bewegung setzen, anstatt sich mitten in der Bewegung zu befinden. Übles Editing.
Für einen Film mit einem derart mächtigen Budget, mit den technischen Möglichkeiten, läuft die Geschichte auch noch in einen Anti-Klimax hinaus, der schlicht zum Weinen ist. Lächerlich, jämmerlich, für die Größe der Geschichte, die Epik, die sie bieten könnte, mündet sie in ein müdes B-Movie Geballer, dass die Grenzen der Lächerlichkeit überschreitet. Manga und Anime funktionieren, dieser Mist hier nicht.
Ghost in the Shell ist ein Film, der vollkommen unharmonisch läuft. Alle Elemente ergeben zwar irgendwie das gesamte Machwerk, aber sind aus dem Takt, unsynchron oder schlicht disharmonisch und fehlkonstruiert. Ein solches Scheitern kann durchaus ein faszinierendes Werk ergeben, das man wieder und wieder anschaut, um zu verstehen, was schiefgegangen ist.
Hier jedoch ist das einzige, was dabei rauskommt, eine Schnarchnase von Streifen, langweilig und dumm und verschenkt. Auch eine Art Leistung, die Eindruck hinterlässt. Aber anders, als es die Macher wohl erhofft hatten.
Alles, was bei Manga und Anime funktioniert, ist hier in die Hosen gegangen.
Wer sich für Ghost in the Shell wirklich interessiert, möge sich schlicht an die Mangas halten. Spannend, clever, schick gezeichnet und in einer guten Edition erhältlich. Natürlich sind da auch die Filme, aber Animes sind für viele Leute mühsam – und sollten obendrein im Originalton gesehen werden, da die Synchronisation zumeist sehr zu wünschen übrig lässt – selbst in einer tadellosen Synchronisation passen Stimmen und Tonfall einfach nicht wirklich.
Kurz gesagt:
- amateurhaft
- disharmonisch
- langweilig
Fazit: Zum vergessen, so richtig.
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Der Beitrag [FILM-REZENSION] Ghost in the Shell (die 2017 Version) erschien zuerst auf Kultplatz.net …
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