[REZENSION]: Stephen King: Mr. Mercedes
Inhalt: Eine wirtschaftlich geplagte Großstadt im Mittleren Westen der USA. In den frühen Morgenstunden haben sich auf dem Parkplatz vor der Stadthalle Hunderte verzweifelte Arbeitsuchende eingefunden. Jeder will der Erste sein, wenn die Jobbörse ihre Tore öffnet. Im Morgendunst blendet ein Autofahrer auf. Ohne Vorwarnung pflügt er mit einem gestohlenen Mercedes durch die wartende Menge, setzt zurück und nimmt erneut Anlauf. Es gibt viele Tote und Verletzte. Der Mörder entkommt. Noch Monate später quält den inzwischen pensionierten Detective Bill Hodges, dass er den Fall des Mercedes-Killers nicht aufklären konnte. Auf einmal bekommt er Post von jemand, der sich selbst der Tat bezichtigt und ein noch diabolischeres Verbrechen ankündigt. Hodges erwacht aus seiner Rentnerlethargie. Im Verein mit ein paar merkwürdigen Verbündeten setzt er alles daran, den geisteskranken Killer zu stoppen. Aber der ist seinen Verfolgern immer einen Schritt voraus.
Stephen King: Mr. Mercedes
(OT: Mr. Mercedes; 2014) Heyne HC 10/2014; ISBN: 978-3-453-26941-5; Seiten: 591; Übersetzung: Bernhard Kleinschmidt; Ausstattung: Hardcover, Schutzumschlag
Mr. Mercedes ist ein ausgezeichneter Thriller, eine Hommage an den klassischen Kriminalroman. King hat das Buch James M. Cain gewidmet, den man bei uns eigentlich hauptsächlich wegen des verfilmten Wenn der Postmann zweimal klingelt kennt. Cain zeichnete sich durch eine gewisse Unterkühltheit aus, einen klaren Blick und durch Schnörkellosigkeit. Auf genau diese Art funktioniert Mr. Mercedes. Wobei ich nicht nur Cain sehe, sondern auch eine Verwandtschaft zum Schweigen der Lämmer Autor Thomas Harris – zu dessen eiskalten Thriller Schwarzer Sonntag, zu dem sogar eine gewisse Ähnlichkeit in einem Handlungselement besteht.
Mr. Mercedes ist ein typischer King im positiven Sinne, ganz wie Joyland ein pures Vergnügen um des Vergnügnes willen. King war nie Actionautor, das ist kein Actionroman, sondern die Geschichte eines pensionierten Cops, der eine Aufgabe braucht und findet, um sein Leben mit Sinn zu erfüllen. Es ist eine Geschichte um seltsame, neurotische Charaktere, liebevoll gezeichnet, auch jene Figuren, die man vor lauter Abneigung erwürgen möchte.
Mr. Mercedes ist ein nahezu dünn zu nennender King – er konzentriert sich auf die Geschichte und dieses festhalten an der Knappheit der schwarzen Serie, an James Cain und eben auch Thomas Harris tut dem Buch gut. Es ist voller Details, aber sie borden nicht über. King schweift nicht ab, etwas, das er sonst oft und gern tut.
Für mich sind Joyland und Mr. Mercedes eine Art neue Phase im Werk von King, die (relativ) kurzen, konzentrierten Romane, die zugunsten der Geschichte und der Charaktere auf Show und Effekte verzichten. Etwas, das er in Ansätzen auch schon bei Doctor Sleep durchscheinen hat lassen – eine Art effektive Sparsamkeit im Umgang mit Worten.
Ich freue mich wirklich darüber, dass der Autor, der mich in jüngeren Jahren haarsträubende Schrecken und Ängste hat durchleben lassen, zurück zur Höchstform gefunden hat. Er beweist, dass er gar nicht auf die Horroreffekte angewiesen ist, um eine Horrorgeschichte zu erzählen – und letztlich ist Mr. Mercedes nichts anderes als eine in der Realität verankerte, horrende Geschichte um eine schwer gestörte Persönlichkeit.
Mr. Mercedes findet King in Bestform vor, was diesen Rezensenten sehr freut.
Kurz gesagt:
- spannend
- konzentriert
- klassisch
Fazit: King in Bestform. Absolut lesenswert.
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