Inhalt: Unsere Welt in naher Zukunft: Die westliche Hemisphäre wird von religiösem Fundamentalismus regiert. Das Mantra der Neuen Republik lautet: Die Kirche ist der Staat. Jonah Murtag ist ein treuer Staatsdiener. Er arbeitet für die Religionspolizei, die brutal gegen Andersgläubige vorgeht. Alle sogenannten Sünder werden »umerzogen « oder hingerichtet. Als die Republik von einer Serie grausamer Attentate heimgesucht wird, gerät Jonahs Weltbild ins Wanken. Er stellt sich gegen die Republik – und wird zum Gehetzten …
Nick Cutter: Die Erlöser
(OT: The Acolyte; 2015) Heyne 08/2016; ISBN: 978-3-453-41941-4; Seiten: 368; Übersetzung: Frank Dabrock; Ausstattung: Taschenbuch
Ich liebe Nick Cutter. Die Erlöser ist ein bitterböses Buch über eine sehr erschreckende Zukunft, die vom Autor auf die Spitze getrieben wurde, aber im Grunde gar nicht so unrealistisch erscheint. Man beobachte nur aufmerksam die Medien und Gesellschaft, in welche Richtung das Pendel schwingt – da kann einem schon etwas flau im Magen werden.
Cutter – wer auch immer das ist – hat mit diesem Roman eine Version der filmischen Dystopie Equilibrium geschrieben (übrigens allein schon wegen Christian Bale sehenswert, aber auch sonst ein großartiger Streifen).
Die Erlöser ist ein sorgfältig durchdachtes Buch – was man alles als Häresie sehen kann, wie man es schafft, gegen mörderische Glaubensgesetze zu verstoßen und wie sehr Religion und Faschismus miteinander verschmelzen können, das alles wird uns drastisch, deutlich und vollkommen verständlich vor Augen geführt. Was ist gut, was ist böse? Wer hat Recht? Wo liegt die Grenze zwischen Moral und Amoral, die als Moral in Erscheinung tritt – was ist das überhaupt, Moral? Viele Fragen, viele Themen.
Aber der größte Witz an dem Buch? Es ist ein teuflisches Vergnügen! Der Roman will gar nicht belehren, obwohl er es quasi nebenbei tut. Er will vorwiegend unterhalten und erschrecken und das tut er mit einer Leichtigkeit, die mir Bewunderung abringt. Wie schon bei Das Camp und Die Tiefe spielt der Autor auch hier gekonnt auf der Klaviatur seines Könnens und liefert einen rundherum gelungenen Roman.
Die Erlöser ist spannende Science Fiction. Auch wenn die Hauptfigur der Erzähler der Geschichte ist, sieht es zwischendurch richtig mies für ihn aus – und für die Leute in seiner Umgebung ebenso. Und die ganze Stadt. Und mehrere Städte. Das Buch ist ein auf die Spitze getriebenes Lehrstück darüber, was passieren kann, wenn eine Gesellschaft redegewandten Demagogen, Machtmenschen und in gewisser Weise Soziopathen zu viel Macht zugesteht.
Das Cover des Buches ist … naja. Sehr treffend und witzig, aber nicht sonderlich ansprechend. Nicht davon abschrecken lassen!! Da versteckt sich ein wirklich teuflisch guter Roman hinter dem Umschlag. Echt lesenswert. Die Erlöser ist fesselnde Lektüre. An dieser Stelle sei auch auf den Übersetzer hingewiesen, der alle 3 deutschen Ausgaben verantwortet. Der Mann ist verdammt gut und verleiht dem Autor eine Stimme, die nuancenreich in allen Büchern wiedererkennbar ist.
Man kann jetzt stundenlang darüber referieren, was der Autor gemeint hat, wo er richtig liegen könnte, was Quatsch und was realistisch ist … absolut egal. Der Roman fetzt. Er ist spannend, clever, böse, hämisch, zynisch, witzig, voller Action, ein Verwirrspiel mit Momenten bestaunenswerter Absurdität.
Hiermit sei Nick Cutter wärmstens empfohlen. Mit all seinen Büchern.
Kurz gesagt:
- spannend
- zynisch
- clever
Fazit: toller, lesenswerter Roman
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