[REZENSION]: Harry Connolly: Feuerdämon
Inhalt: Raymond Lillys Uhr ist so gut wie abgelaufen. Er ist der Holzmann von Annalise Powliss, einem hochrangigen Mitglied der Gesellschaft der Zwanzig Paläste. Die von Zauberern gegründete Organisation jagt und eliminiert abtrünnige Magier. Aber weil Annalise einst von Ray hintergangen wurde, wartet sie nur auf einen Vorwand, ihn töten zu können – oder das von jemand anderem erledigen zu lassen.
Bedauerlicherweise wird Annalise bei ihrer nächsten Mission schwer verletzt. Ray muss den Auftrag allein bewältigen – und besitzt dafür kaum magische Mittel. Er bekommt es nicht nur mit Werwölfen und einem skrupellosen Magier zu tun, sondern muss auch die Quelle hinter all den rätselhaften Vorfällen in Hammer Bay finden … und unschädlich machen.
Harry Connolly: Feuerdämon
(OT: Child of Fire; 2009) mkrug Verlag 2012; ISBN: 978-3-902607-71-3; Seiten: 294; Übersetzung: Michael Krug; Ausstattung: eBook; Buch beim Verlag: hier (Verlag eingestellt)
Erster Band der Twenty Places Trilogie. In sich abgeschlossen lesbar, also keine Sorge, das Buch findet zu einem befriedigenden Ende und lässt den Leser nicht hängen.
Was also soll ich zu diesem Buch erzählen. Ich denke, ich setze die Zusammenfassung der Rezension an den Anfang: Saugeiles Vergnügen!
Hexen und Werwölfe in einem Roman, der in der Gegenwart spielt, ein sehr hohes Tempo vorlegt und die klassische Kleinstadt in Schutt und Asche legt – es bleibt buchstäblich keine Zeit für langatmige Momente. Raymond Lilly ist ein Zyniker mit Anfällen von Gewissen, grob und hat eine kriminelle Karriere hinter sich. Seine Weltsicht wirkt sich ziemlich stark auf den Stil des Buches aus und das gereicht dem Roman und seiner bizarren Geschichte definitv zum Vorteil.
Den Handlanger als Holzmann zu bezeichnen hat was für sich und ist die beste Beschreibung, die sich für das treffen lässt, was Raymond Lilly ist. Ein Stück Holz, das man benutzt, um damit auf andere einzuprügeln, um es zu entzünden oder sonstwas daraus zu machen. Nur kommentiert dieses Stück Holz, was ihm zustößt.
Die Beziehung zwischen Ray und Annalise ist mehr als problematisch und das hat einen eigenwilligen Charme, vorausgesetzt, man findet eine eisig unterkühlte, von Verachtung und ständigen Todesdrohungen überschattete Beziehung charmant. Warum auch nicht? Jedem das Seine, Fetische gibt es genügend zur Auswahl.
Holzmann Ray gerät mehr als nur einmal in wirklich beschissene Situationen, oft genug auf Befehl von Annalise. Der Autor sorgt in den Actionsequenzen durchaus für Abwechslung: Werwölfe, Hexenmagie, simple Prügeleien, Autorasereien. Fazinierend ist übrigens die Methode, mit der sich Annalise von ihren Verletzungen erholt – die Idee mag naheliegend sein, aber die Umsetzung ist kurios. Und für einige Leser sicher ein klein wenig ekelig.
Es gibt durchaus kurze Momente, in denen sowas wie Romantik aufzukommen scheint, aber wie der Begriff Charme ist auch das Wort Romantik auf vielfältige Art interpretierbar. Sagen wir so: Der Roman hat Momente von sexueller Spannung.
Feuerdämon ist ein furioser Auftakt. Der Roman hat alles, was man sich für kurzweilige, spannende Unterhaltung wünschen kann. Wenn die anderen Bände Stil und Tempo beibehalten, dann hat der Autor einen lässigen Beitrag zum Subgenre der Hexenromane geliefert.
Harry Connollys Buch will gar nicht mehr sein als das, was es ist: pure Unterhaltung. Kino für den Kopf. Genau das liefert der Autor mit einem verschmitzen Augenzwinkern. Popcornkino in Buchform. Sehr schmackhaft. Und allemal billiger und bequemer als ein Kinobesuch ;-)
Der Roman ist als eBook und Paperback erhältlich. Was ich irgendwie witzig finde, ein Holzbuch für den Holzmann (dämlich, zugegeben :-))
Kurz gesagt:
- spannend und grob
- witzig und zynisch
- schräg und bizarr
Fazit: rundum ein Vergnügen
.